Laminatboden

Laminatboden

Als Laminatfußböden oder umgangssprachlich auch einfach „Laminat“ bezeichnet man einen Fußbodenbelag, der durch einen schichtweisen Aufbau aus hauptsächlich einer Holzfaserplatte, Papier und Melamin-Klebstoff besteht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Marktvolumen

Laminatwerkstoffe werden bereits seit den 1920er Jahren für die Gebäudeausstattung eingesetzt, zum Beispiel für Arbeitsflächen, Fensterbretter oder Wandpanele. Als Fußbodenbelag wurde Hochdrucklaminat (kurz „HPL“ für High Pressure Laminate) aber erst im Jahr 1977 von der schwedischen Firma Perstorp in Trelleborg entwickelt, die erste Laminatböden ab 1980 auf den Markt brachte.[1][2] Nach der raschen Etablierung von Laminatböden im Markt wurde das Geschäft unter der Marke „Pergo“ ausgegliedert, das Unternehmen hält bis heute zahlreiche Patente auf Schichtstoffoberflächen.[3] Die klebstofffreie Verbindung von Laminatdielen (Klicksysteme) wurde ab 1996 eingeführt, seit 2008 sind strukturierte Oberflächen verfügbar. [4] In Europa wurden 2010 von 20 Herstellern rund 400 Millionen Quadratmeter Laminatboden produziert, in Deutschland lag die Nachfrage in diesem Jahr bei mehr als 80 Millionen Quadratmetern. [5]

Aufbau und Herstellung

Aufbau

Der folgende Schichtaufbau versteht sich von der Oberseite (auf der man geht) zur Unterseite (welche auf dem Boden liegt):

  1. Deckschicht (Overlay)
    Die obersten Lagen eines Laminatfußbodens, das Overlay, haben die Funktion, einer hohen Beanspruchung des Fußbodens Stand zu halten.
    Verwendung finden dünne Papiere, welche schon mit Melamin-Klebstoff getränkt wurden und so den Blick auf das darunter liegende Dekorpapier ermöglichen. Um die Abriebfestigkeit des Laminats zu erhöhen, wird auch Korund in den Klebstoff des Overlay gemischt.
  2. Dekorpapier
    Das Dekorpapier ist die optisch wahrgenommene Oberfläche.
    Auf ihm sind vor dem Fügen mit der Trägerplatte die Motive aufgedruckt worden. Eine Einschränkung in der Motivwahl gibt es faktisch nicht. Neben dem bekannten Aufdrucken von diversen Holzstrukturen sind andere Aufdrucke von Kies, geometrischen Formen oder künstlerischen Produkten möglich. Das Overlay und das Dekorpapier werden oft als eine Schicht geliefert, bei geringer Beanspruchung gibt es nur das getränkte Dekorpapier. Beim Hersteller ist so in der Regel nur ein Arbeitsgang nötig.
  3. Trägerplatte
    Die Trägerplatte besteht aus einer MDF bzw. HDF. Der Unterschied der beiden Produkte besteht lediglich in der höheren Verdichtung und damit resultierenden höheren Rohdichte der HDF. Der Holzfaserwerkstoff macht es möglich, in mehreren Fräsvorgängen ein Profil in die Trägerplatte zu schneiden, welches die Montage selbst für Laien möglich macht. Die jeweiligen Profile variieren dabei von Hersteller zu Hersteller.
  4. Gegenzug
    Auf der Unterseite der Trägerplatte wird ein weiteres Papier oder Kunststoffschicht aufgebracht.
    Die Gegenzugschicht ist dazu da, dass sich das Laminat bei Belastung durch die auftretenden Biegekräfte nicht verformt.
  5. (Trittschalldämmung)
    Es gibt Unternehmen, welche unter das Papier auf der Laminatunterseite noch eine Trittschalldämmung kleben. Diese muss dann nicht mehr separat vorverlegt werden.

Herstellung

Auf die ausgekühlten und geschliffenen Trägerplatten wird das Dekorpapier und Overlay aufgebracht. Für diesen Arbeitsschritt werden meistens Laser zum Ausrichten der Papiere genutzt, damit beim späteren Verlegen keine Abweichungen im Dekorbild auftreten. Gleichzeitig wird der Gegenzug aufgebracht. Es folgt ein Heißpressen, bei dem der Melamin-Klebstoff aushärtet.
Im folgenden Arbeitsgang werden Nut und Feder bzw. mit mehreren Fräsköpfen Profile gefräst, welche zum Verbinden der einzelnen Laminatteile genutzt werden.

Beanspruchungsklassen

Die Beanspruchungsklassen der Laminatfußböden werden in der EN 13329 geregelt. Sie ermöglichen es, aufgrund von Tests und Erfahrung Laminatfußböden für den jeweils benötigten Zweck zu kaufen, ohne dabei Kenntnisse einzelner Festigkeitskennwerte haben zu müssen.

Bereich Klasse Verwendung
Wohnbereich 21 mäßige Beanspruchung z.B. Schlafzimmer, Gästezimmer, …
22 normale Beanspruchung z.B. Wohn- und Esszimmer, …
23 starke Beanspruchung z.B. Küche, Flur, Arbeitszimmer, …
Gewerblicher Bereich 31 mäßige Beanspruchung z.B. Hotelzimmer, Konferenzraum, …
32 normale Beanspruchung z.B. Büros, Warteräume, …
33 starke Beanspruchung z.B. Großraumbüros, Kaufhäuser, …

Pflege

Für den Erhalt des Laminatfußbodens ist es besonders wichtig, dass Wasser oder andere wasserhaltige Flüssigkeiten sofort weggewischt werden. Wenn das Wasser in die Verbindungsfugen der verschiedenen Laminatfußbodenteilstücke fließt, können sich die Holzfasern in der Trägerplatte ausdehnen und Beulen und Wellen erzeugen. Diese Beulen lassen sich nicht mehr entfernen, da der Quelldruck des Holzes auch das haltende Gefüge des Klebstoffs zerstört hat.

Die Pflege eines Laminatfußbodens ist recht einfach. Es ist möglich regelmäßig mit dem Staubsauger die entstehenden Woll- oder Staubmäuse abzusaugen und hin und wieder mit einem nur leicht feuchten Lappen oder Wischmopp über das Laminat zu wischen.

Hausstauballergikern kann es gerade in der Winterzeit hilfreich sein, einen kleinen Teppich auszulegen. Hierdurch lagert sich der Staub im Teppich an und wird nicht durch die Wärmezirkulation in der Raumluft verteilt. Der Teppich lässt sich dann außerhalb der Wohnung entstauben.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Branchenverband Association of EPLF (European Producers of Laminate Flooring) http://www.eplf.com/en/laminate/history.html
  2. Pergo-Patenthistorie http://www.pergo.com/en-gb/Intellectual-Properties/About-Pergo-IP/History/
  3. SN-Fachpresseverlag, BTH Heimtex 07/08-2007
  4. Branchenverband Association of EPLF (European Producers of Laminate Flooring) http://www.eplf.com/en/laminate/history.html
  5. Marktstatistik der EPLF http://www.eplf.com/en/statistics/statistics.html

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