- Landesvater (Studentenverbindung)
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Der feierliche Landesvater ist ein seit dem 18. Jahrhundert unter Studenten üblicher Brauch, bei dem die Mützen auf die Klinge einer Fechtwaffe (Korbschläger, Glockenschläger) gespießt werden.
Bei den frühen, landsmannschaftlich orientierten Studentenverbindungen war es üblich, zu Ehren ihres Herkunftslandes einen „Landesvater zu stechen“. Da es generell üblich war, die eigene landsmannschaftliche Verbindung mit der Heimatregion (Preußen, Mark Brandenburg, Westphalen etc.) gleichzusetzen, wurde der „Landesvater“ zur feierlichen Bekräftigung der Verbundenheit mit seinen Bundes- bzw. Corpsbrüdern.
Der „Landesvater“ wird heute in vielen Verbindungen als eine Erneuerung oder Auffrischung des Burscheneids gesehen. Da der „Landesvater“ immer paarweise gestochen wird, wird damit auch eine persönliche Freundschaft der beiden Beteiligten zum Ausdruck gebracht.
Zur Durchführung des „Landesvaters“ wird das Lied „Alles schweige, jeder neige / ernsten Tönen nun sein Ohr“ gesungen, das von August Niemann unter Verwendung älterer Vorbilder im Jahre 1782 gedichtet wurde. Dieses Lied enthält den Anfangsvers „Landesvater, Schutz und Rater“, der schon seit 1650 belegt ist und dem Brauch seinen Namen gab.
Die heute gesungene Form stammt von Friedrich Silcher aus dem Jahre 1823 und beinhaltet verschiedene Liedteile mit insgesamt drei verschiedenen Melodien für die einzelnen Phasen des „Landesvaters“, wie „Durchbohren der Mützen“, „Pause“ und „Wiederaufnehmen der Mützen“ sowie „Schluss“.
Die durchstochenen Stellen der Mützen werden oft in Eichenblatt- oder Weinlaubform umstickt und mit dem Datum des feierlichen Ereignisses versehen.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung
Schon im 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts pflegten Studenten zum Zeichen der Liebe zu einem Mädchen ihre Hüte zu durchstechen. In den folgenden Jahren erfuhr dieser Brauch einen Bedeutungswandel, das Durchstechen des Hutes diente nun als symbolische Handlung, die den Abschluss einer Freundschaft zwischen zwei Studenten und den Übergang zum brüderlichen „Du“ begleitete. In einem nächsten Schritt wurde nun die Freundschaft auf eine ganze Gemeinschaft übertragen. Die unter dem Einfluss der Freimaurer ab 1770 entstehenden studentischen Orden schufen die nötigen Voraussetzungen. Das Wort „Weihedegen“ scheint nach Conrad von diesem Ursprung zu zeugen, denn der Degen oder das Schwert spielte und spielt im Aufnahmeritual der Freimaurer eine große Rolle. In einem dritten Schritt wurde während der nun zur Zeremonie gewordenen Handlung ein Hoch auf den Landesherrn ausgebracht. Dies konnte der jeweilige Fürst, aber auch der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sein.
In einem Text des Jahres 1782 heißt es dann auch: „Josephs Söhne! (gemeint ist Kaiser Joseph II.) Laut ertöne unser Vaterlandsgesang!“ Und später: „Joseph lebe, Joseph lebe, leb´ Theresiens grosser Sohn!“ (gemeint ist die Kaiserin Maria Theresia). Mit dem Hoch auf den Kaiser, den Landesvater, wurde also auch ein Hoch auf das Vaterland verbunden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war der Landesvater institutionalisiert.
Siehe auch
Literatur
- Georg Conrad: „Der Landesvater“. In: Studentenhistorische Beiträge (1993). S. 37–39.
- Erich Bauer: „Der ursprüngliche Text des Landesvaters von stud. August Niemann 1782“. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 22 (1977). S. 235–238.
- Joachim Bauer: „Student und Nation im Spiegel des »Landesvater«-Liedes“. In: Dieter Langewiesche, Georg Schmidt (Hrsg.): Föderative Nation. Deutschlandkonzepte von der Reformation bis zum Ersten Weltkrieg. München 2000. S. 136–155.
- Wilhelm Rehmann: „Der feierliche Landesvater als Höhepunkt des Kommerses“. In: Der Convent. Akademische Monatsschrift 6 (1955). S. 222–227.
Weblinks
Commons: Landesvater (Studentenverbindung) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Landesvater – Quellen und VolltexteKategorien:- Studentisches Brauchtum und Ritual
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