- Landkreis Rössel
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Der Landkreis Rößel war eine politisch administrative Gliederung in der preußischen Provinz Ostpreußen.
Inhaltsverzeichnis
Historische Entwicklung
Die Geschichte des Landkreises wurde lange Zeit durch das Bistum Ermland bestimmt, das über mehrere Jahrhunderte ein geistlich-souveränes Territorium darstellte. Es entstand 1243 und wurde verwaltungsmäßig in zehn Kammerämter aufgeteilt, von denen sieben dem ermländischen Bischof und drei dem Domkapitel unterstellt waren. Das Gebiet des späteren Landkreises lag in den Kammerämtern Rößel und Seeburg, die zum bischöflichen Herrschaftsbereich gehörten. Im Ergebnis des 2. Thorner Friedens von 1466 kam das gesamte Bistum Ermland unter polnische Oberhoheit, die bis zur 1. polnischen Teilung von 1772 andauerte. Danach kam es zu Preußen und verlor gleichzeitig seine Selbständigkeit. Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurden die ermländischen Kammerämter durch größere Kreise abgelöst, und mit Wirkung vom 1. Februar 1818 wurde der Kreis Rößel gebildet. Er umfasst im Wesentlichen das Gebiet der vormaligen ermländischen Kammerämter Rößel und Seeburg. Zunächst wurde Rößel als Kreisstadt bestimmt, 1862 wurde das Landratsamt jedoch nach Bischofsburg verlegt. Anfangs unterstand der Kreis dem preußischen Regierungsbezirk Königsberg, am 1. November 1905 erfolgte die Zuordnung zum neu gegründeten ostpreußischen Regierungsbezirk Allenstein. Bei der vom Versailler Vertrag veranlassten Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich oder zu Polen entschieden sich am 11. Juli 1920 88,7 Prozent der Stimmberechtigten für einen Verbleib bei Ostpreußen. 1938 veranlasste die nationalsozialistische Reichsregierung eine umfassende Germanisierung von Ortsnamen. Im Kreis Rößel waren davon drei Gemeinden betroffen:
- Adlig Wolka in Adlig Wolken
- Groß Wolka in Großwolken
- Robawen in Robaben
Zum 1. Januar 1939 wurde deutschlandweit die Bezeichnung „Landkreis“ eingeführt. In der Endphase des zweiten Weltkrieges wurde der Landkreis Ende Januar 1945 von Truppen der Roten Armee erobert, und mit der noch im gleichen Jahr erfolgten Übergabe des Gebietes an Polen endete die Existenz des deutschen Landkreises Rößel. Die polnische Verwaltung führte einen umfassenden Bevölkerungsaustausch (Vertreibung) durch.
Geografie
Das Gebiet des ehemaligen Landkreises, das 850,84 km² umfasste, liegt heute im zentralen Norden Polens, nordöstlich der Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren, Olsztyn (Allenstein). Es ist in die polnischen Kreise Bartoszycki, Kętrzyński und Olsztyński aufgegangen. Von den Höhenlagen des Baltischen Höhenrückens geht die Landschaft nach Norden in die Schippenbeiler Tiefebene über. Der südwestliche Bereich wird von der Allensteiner Seenplatte berührt, der 10 km² große Daddaisee (heute Jezioro Dadaj) und der Lauternsee (Jezioro Luterskie) waren die größten Seen des Kreises. Nahe dem Lauternsee im Zentrum des Landkreises befand sich mit dem 220 Meter hohen Voigtsdorfer Berg der höchste Punkt. Der Nordosten wird vom Zaine-Fluss berührt, dem einzigen nennenswerten Fluss des Kreises. Weite Gebiete sind mit Wäldern bedeckt.
Infrastruktur
Der Landkreis Rößel gehörte zu den flächenmäßig kleineren Kreisen Ostpreußens, war jedoch mit zeitweise 61 Einwohnern pro km² der am dichtesten besiedelte Kreis. 1939 lebten im Kreis 51.086 Menschen, davon 88,3 Prozent katholischen Glaubens. Gab es 1890 noch 339 Juden, ging deren Zahl danach ständig zurück: 1925 = 132, 1933 = 108. Die polnische Minderheit wurde 1900 mit 14 Prozent angegeben.
1908 bestand der Kreis aus 118 Städten, Gemeinden und Gutsbezirken, die Zahl verringerte sich bis 1939 durch Eingemeindungen auf 85. Dazu gehörten die vier Städte
- Bischofsburg (heute Biskupiec), 8.468 Einwohner
- Rößel (Reszel), 5.045
- Bischofstein (Bisztynek), 3.163
- Seeburg (Jeziorany), 3.036
Die Städte Bischofstein und Bischofsburg lagen an der Reichsstraße 128 Königsberg - Ortelsburg, und durch Rößel führte die Reichsstraße 141 Allenburg - Bischofsburg. Dazu führten die Bahnlinien Insterburg - Allenstein, Königsberg - Lyck und Wormditt - Rastenburg durch das Kreisgebiet. Haupterwerbsquellen waren die Land- und Forstwirtschaft, nennenswerte Industrie hatte sich nicht angesiedelt.
Weblinks
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