Landwirtschaftliche Winterschule

Landwirtschaftliche Winterschule

Eine landwirtschaftliche Winterschule war eine Berufs- oder Fachschule zur Ausbildung von Landwirten und Landfrauen.

Geschichte

Mit der Entwicklung der modernen Agrarwissenschaft durch Albrecht Daniel Thaer waren die theoretischen Grundlagen für eine leistungsfähige Landwirtschaft erbracht. Schon 1806 gründete Thaer die erste Schule, die Landwirtschaftliche Akademie Möglin, in der er angehenden Landwirten die moderne Lehre der Agrarwirtschaft und Agrarökonomie vermittelte. Mit dem Bevölkerungswachstum ab Mitte des 19. Jahrhunderts stiegen auch die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft. Die zunehmende Industrialisierung bot immer mehr Menschen eine alternative Einkommensquelle zu den althergebrachten wie Landwirtschaft und Handwerk. Zudem wuchs der Flächenverbrauch durch wachsende Industrie und Bevölkerung. Auch der Abbau von Kohle im Tagebau vernichtete zunehmend landwirtschaftliche Flächen. Zudem entwickelte sich zunehmend die Lebensmittelindustrie, die ganz andere Anforderungen an landwirtschaftliche Produkte stellte.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden deshalb die ersten landwirtschaftlichen Winterschulen. Sie sollten üblicherweise in ein bis zwei Winterhalbjahren Fachwissen an etwa 15jährige Knaben vermitteln, welche meist auf Familien von kleineren und mittleren Grundbesitzern stammten. Voraussetzung war der erfolgreiche Abschluss der Volksschule, und eine gewisse Zeit praktischer Arbeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Da der Arbeitsaufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben von Frühjahr bis Herbst sehr groß, die Mechanisierung nur gering entwickelt war, wurden alle verfügbaren Kräfte im Betrieb benötigt. Deshalb fand die Schule nur in den Wintermonaten (November bis März) statt.

In vielen Schulen wurden auch Mädchen unterrichtet, und auf eine Rolle im landwirtschaftlichen Haushalt vorbereitet.

Der Beruf des Landwirtes stellte zunehmend höhere Anforderungen an eine umfangreichere Ausbildung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden deshalb viele Winterschulen zu Berufs- oder Fachschulen umgewandelt.[1][2]

Einzelnachweise

  1. Heimatkalender Kreis Liebenwerda, 1915 S.83-83
  2. http://www.landwirtschaft-mlr.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1043321/1043321.html

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