- Annegret Soltau
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Annegret Soltau (* 16. Januar 1946 in Lüneburg) ist eine deutsche Collagekünstlerin der Body-Art.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Ihre Kindheit verbrachte Annegret Soltau bei ihrer Großmutter in Elbstorf, Samtgemeinde Elbmarsch. Ausgebildet wurde sie als Malerin und Grafikerin an der Hochschule für bildende Künste Hamburg und der Akademie der bildenden Künste Wien (1967–1972), u. a. bei David Hockney und Rudolf Hausner. Seit 1973 lebt sie in Darmstadt.
Die erste Einzelausstellung mit Radierungen und Zeichnungen hatte die Künstlerin 1974 in Darmstadt, wo sie 1975/76 ihre Performance permanente Demonstration zeigte, in der sie sich mit schwarzem Faden „bezeichnete“ (umschnürte) und mehrere Personen miteinander verband (Ver-Bindungen): „Mein zentrales Anliegen ist, körperliche Prozesse in meine Bilder miteinzubeziehen, um Körper und Geist als gleichwertig zu verbinden“ (Annegret Soltau).
Annegret Soltau entwickelte die „Fotoübernähung“ (1975) und „Fotovernähung“ (1977), in der sie erstmals den realen (haptischen) Faden mit fotografischem Material verbindet. Sie arbeitet mit dem Abbild ihrer eigenen Person und nahen Verwandten: „Ich nehme mich selbst zum Modell, weil ich mit mir am weitesten gehen kann.“[1]
„Für ihre eigenwilligen Bildwerke, die sich in zahlreichen renommierten Sammlungen befinden, hat sie im Jahr 2000 den Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt erhalten.(…) In größter Beharrlichkeit und Radikalität setzt Annegret Soltau sich seit mehr als drei Jahrzehnten mit dem Bild ihrer Selbst auseinander. In ihren sinnlich greifbaren Fotoübernähungen und -vernähungen spinnt sie mit schonungslosen Nadelstichen Fäden über fotografische Selbstportraits, reißt Innenwelten auf und verschließt wiederum die so entstandenen Verletzungen mit Nadel und Faden. Auch wenn im Fokus ihrer Arbeit zu Beginn vor allem sie selbst steht, umfasst ihre Arbeit die Geschichte des Menschen insgesamt. Ihre Themen scheinen ebenso archaisch wie frappierend aktuell: Das Bild des Körpers, Gewalt, Schwangerschaft und Geburt, Generationenfolgen und die Suche nach den eigenen Wurzeln. Dabei ist ein Œuvre entstanden, das durch seine kontrastierenden Facetten besticht, seine Drastik und zugleich Intimität.(…)(Aus dem Einladungstext des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt)”[2]
Werke
- Zeichnungen und Radierungen 1971-1974, neben Selbstdarstellungen portraitierte sie u.a. Gudrun Ensslin (I + II) und Ulrike Meinhof (Maske im Gespinst) sowie Ingeborg Bachmann ("Spaltung")
- permanente Demonstration Performance 1975/76
- Selbst Serie von Fotoübernähungen, 1975
- schwanger Video-Performance und Fotocollagen 1977-80, (Katalog schwanger, Text: Gislind Nabakowski, Frankfurter Kunstverein 1983)
- Mutter-Glück 1978-86, Fotovernähungen, Text: Klaus Gallwitz, Portfolio: Edition Barbara Gross, München
- Grima - mit Kind und Tier Fotovernähungen 1986-96 (Katalog Grima", Selk 1988 und "Fragmente des Ichs", Mainz 1991)
- generativ Serie von Fotovernähungen mit Tochter, Mutter und Großmutter, 1993-2005, (Katalog Heilung, Städt. Galerie, Schwäbisch Hall 1994 und Katalog "ich selbst" Institut Mathildenhöhe, Darmstadt 2006)
- Kali-Tochter lebensgroße Tochter-Bilder gedoppelt, 2000, (Katalog Mutiere ich oder verwandle ich mich? Hessisches Landesmuseum, Darmstadt)
- N.Y.FACES – chirurgischeOperationen I-XXIII 2001-2002 (eine Serie entstanden nach dem Attentat am 11. September 2001 auf das WorldTrade Center in New York)
- Vatersuche I-XXXXXXIX 2003-2007, in dieser Arbeit dokumentiert die vaterlos bei ihrer Großmutter aufgewachsene Künstlerin die Suche nach ihrem im 2. Weltkrieg verschollenen Vater
- transgenerativ – VaterMutterTochterSohn 2004-2008, eine Fortführung der Arbeit generativ – mit Tochter, Mutter und Großmutter, in denen Soltau mit Fotos von ihrem Mann und ihrem Sohn auch die männliche Linie der Familie in ihre Vernähungen aufnimmt
- personal identity ab 2003 (work in progress), eine biografische Spurensuche in Selbstportraits mit eingenähten Original-Dokumenten und alltäglich genutzten Chipkarten. In dieser Serie hinterfragt die Künstlerin den Umgang mit der eigenen Identität im digitalen Informationszeitalter.
Ausstellungen
- Annegret Soltau – ich selbst, 23. April 2006 - 11. Juni 2006, Ausstellungsgebäude Mathildenhöhe, Darmstadt[3]
- 2007: WACK! Art and the Feminist Revolution, Museum of Contemporary Art, Los Angeles Bild: Annegret Soltau speaking ... (Ausstellungsbeteiligung)[4]
- Goldhalle des Hessischen Rundfunks
dazu siehe "Verhüllungszwang beim Hessischen Rundfunk" http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/verhuellungszwang_beim_hessischen_rundfunk/
Preise
- 1986/87 Villa Massimo Stipendiatin, Rom
- 1999 Maria Sibylla Merian-Preis für Bildende Künstlerinnen in Hessen
- 2000 Kunstpreis der Stadt Darmstadt
- 2011 Marielies Hess-Kunstpreis, Frankfurt
Literatur
- Annegret Soltau/Bernadette Baumann: BEGEGNUNG, MS-Edition, Darmstadt 1977, ISBN 3-921982-13-8
- Kunstverein Darmstadt: Deutsche Radierer der Gegenwart. Darmstadt 1982, S. 156f. ISBN 3761081219
- Werner Hofmann (Hrsg.): Eva und die Zukunft. Prestel Verlag, München 1986. ISBN 3-7913-0754-1
- Annegret Soltau: Von innen nach außen. Darmstädter Kunstedition Merck 37/1996
- Annegret Soltau: Pubertät - Tochterbilder. Edition Fotohof, Salzburg 1997. ISBN 3-901756-04-3
- Stiftung Henri und Eske Nannen (Hrsg.): Der Akt in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Wienand Verlag & Medien GmbH, Köln 2002. ISBN 3-935414-09-9
- Cornelia Kemp/Susanne Witzgall (Hrsg.): Das zweite Gesicht. Prestel Verlag, München 2002. ISBN 3-7913-2648-1
- Karin Sruck/Annegret Soltau: Annäherungen an Ingeborg Bachmann. Justus-Liebig-Verlag, Darmstadt 2003. ISBN 3-87390-172-2
- Friedhelm Hütte/Christina März (Hrsg.): Mehr als das Auge fassen kann. Deutsche Bank, Frankfurt 2005. ISBN 3-938833-02-5
- Kathrin Schmidt (Hrsg.): Annegret Soltau. "ich selbst". Institut Mathildenhöhe, Darmstadt 2006. ISBN 3-935062-06-0
- Cornelia Butler/Lisa Mark (Hrsg.): WACK!Art and the Feminist Revolution. The Museum Contemporary Art, Los Angeles 2007. ISBN 978-0-914357-99-5
- Bruno Struif (Hrsg.): Annegret Soltau. "personal identity". Documents & Cards in Lifetime. SIT-Fraunhofer Institut, Darmstadt 2007
- Annegret Soltau: "Self performing 1973-2010". Galerie Merkle, Stuttgart 2010. ISBN 3-9807594-4-X
- Gabriele Schor (Hrsg.): "DONNA: Avanguardia Feminista negli anni ’70 dalla Sammlung Verbund di Vienna". Mondadori Electa, Milano 2010. ISBN 978-88-370-7414-2
Weblinks
- Literatur von und über Annegret Soltau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.annegret-soltau.de
- „Nachlass Soltau”
- bodytracks:Annegret Soltau
- http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/verhuellungszwang_beim_hessischen_rundfunk/
- http://www.db-artmag.de/de/63/feature/die-fotokuenstlerin-annegret-soltau/
Einzelnachweise
- ↑ Ute Diehl: Oh Bella Donna. art - Das Kunstmagazin, 17. März 2010, S. 1,4, abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ Annegret Soltau. Echo online, 21. Februar 2011, abgerufen am 18. März 2011.
- ↑ Annegret Soltau – ich selbst. Mathildenhöhe Darmstadt/Archiv, abgerufen am 18. März 2011: „Annegret Soltau – ich selbst“
- ↑ WACK! Art and the Feminist Revolution. The Museum of Contemporary Art, Los Angeles (MOCA), abgerufen am 18. März 2011 (englisch).
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