Hessischer Rundfunk

Hessischer Rundfunk
HR-Logo

 Landesrundfunkanstalt der ARD
Karte der 9 LRA

Hessischer Rundfunk mit ARD-Stern in Frankfurt

Der Hessische Rundfunk (hr) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts (Landesrundfunkanstalt) für das Land Hessen mit Sitz in Frankfurt am Main. Der hr ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland (ARD).

Inhaltsverzeichnis

Programme

Der Hessische Rundfunk produziert allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Rundfunkanstalten derzeit folgende Rundfunkprogramme:

Hörfunk

  • hr1Soft-AC-Programm (ehemals Information). Am 30. August 2004 startete der Sender ein komplett neues Programm unter dem Namen Radiomagazin hr1 mit Magazinsendungen unter Titeln wie Vita, Metro und Lounge. Beibehalten wurden die Sendungsnamen Mobil, Prisma und Meridian.
  • hr2 – Kulturprogramm.
  • hr3 – Unterhaltungsprogramm (Popwelle).
  • hr4 – Leichte Unterhaltungsmusik, u. a. Schlager. Werktägliche Auseinanderschaltung für Magazine aus den Regionalstudios.
  • hr-info – Informationsradio mit stündlich dreimal Nachrichten sowie Berichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport.
  • You FM – Jugendwelle (früher: hr XXL).

Die sechs Radioprogramme des hr werden in Hessen laut der im Juli 2010 veröffentlichten Media-Analyse (MA) werktäglich von 2,53 Millionen Menschen gehört.[1]

Fernsehen

hr-fernsehen

Hauptartikel: hr-fernsehen

Das hr-fernsehen ist das sogenannte „dritte“ Fernsehprogramm im Deutschen Fernsehen für Hessen. Der Name stammt aus der Zeit, als es in der Bundesrepublik Deutschland nur das Deutsche Fernsehen (heute: Das Erste) und das ZDF als Vollprogramme gab und die nur regional ausgestrahlten Fernsehprogramme die dritten Programme waren.

Das hr-fernsehen ist geprägt von regionalen Informations- und Unterhaltungssendungen, von der Hessenschau über Maintower bis zum Hessenquiz. Daneben gibt es Nachrichtensendungen, Dokumentationen, Musiksendungen, Ratgebersendungen, Kulturmagazine, Spielfilme sowie Reportagen.

Klassiker des hr-fernsehens sind:

Beteiligung an Das Erste

Ziehungsgerät der Ziehung der Lottozahlen

Zum Fernsehprogramm Das Erste trägt der hr rund sieben Prozent bei. Neben vielen Zulieferungen für Tagesschau, Tagesthemen, Morgen- und Mittagsmagazin, zahlreichen Spielfilmen und Beiträgen zu einzelnen Sendungen liefert der hr folgende Sendereihen:

Der hr erstellt zudem seit 1960 die „Wetterkarte“ am Ende der Tagesschau und produziert seit 2000 die Sendung Börse im Ersten. Darüber hinaus produziert der hr allein oder federführend mit anderen Landesrundfunkanstalten für Das Erste Reportagen und Dokumentationen wie ARD-exclusiv, Der Tag, als …, Das rote Quadrat und die Serien Unsere 50er Jahre und Unsere 60er Jahre.

Programmbegleitung

Internet

Die Programme des hr werden durch werbefreie Angebote im Internet und per Videotext begleitet. Das Internetportal des Hessischen Rundfunks (www.hr-online.de) startete 1996. Heute liefert das hr-Internetportal Informationen zu den Radio- und Fernsehprogrammen sowie Nachrichten aus Hessens Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Gesellschaft. Zugleich ist es eine Plattform für das Zuschauer- und Nutzerfeedback und die Beteiligung an Programmaktionen.

Sämtliche Hörfunkwellen sind als Live-Stream[2] in den Formaten Windows Media oder MP3 zu empfangen, hinzu kommen Podcast- und Download-Angebote zahlreicher Rubriken oder Serien. So stellt hr2 die Sendung Der Tag und das Funkkolleg bereit; bei hr-info sind es die eigenproduzierten Wochenendsendungen und Serienbeiträge. hr1 bietet ein breites Spektrum von Politsatire bis zur CD der Woche, hr3 beispielsweise Kino- und Buchtipps sowie beliebte Comedy-Serien. Der Jugendsender You FM hat neben seinen Audio-Podcasts auch einen Video-Podcast der Morgenshow im Programm.

Außerdem werden ausgewählte Fernsehsendungen als Video-on-Demand angeboten, so die Nachrichtensendungen Hessenschau und Hessen aktuell, die Wettershow Alle Wetter, das c't-Magazin und Teile der Sendungen Mex, Stadtgespräch, Herrchen gesucht, Herkules und defacto.

Im Rahmen des gemeinschaftlichen ARD-Internetauftritts ard.de produziert der Hessische Rundfunk die Börsenrubrik boerse.ard.de und nutzt dabei die schon in Hörfunk und Fernsehen bestehende Spezialkompetenz für Finanzmarktthemen.

Unter der Adresse wissen.hr-online.de werden Wissens- und Bildungsangebote des Hessischen Rundfunks gebündelt.

Videotext

Am 1. Juni 1985 ging der Hessische Rundfunk mit einem Videotext-Angebot an den Start. Mittlerweile stehen über tausend Informationstafeln zum Abruf bereit. Täglich lesen rund 300.000 Zuschauer die hr-Videotexttafeln, insbesondere Nachrichten, Wetter, Programminformationen sowie Sportergebnisse und -tabellen aus über 200 hessischen Ligen in 15 Sportarten. Weitere Besonderheiten sind etwa der aktuelle Flugplan des Flughafen Frankfurt am Main mit Ankunfts-/Abflugszeiten und Verspätungen sowie Umweltdaten aus den hessischen Regionen.

Alle Informationen aus dem Fernsehbegleitmedium Videotext sind im Internet unter hr-text.de in einer eng an die ursprüngliche Form angelehnten Weise abrufbar.

Orchester

Der Hessische Rundfunk finanziert und unterhält zwei eigene Orchester:

  • hr-Sinfonieorchester (bis 2005 Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt) – Das 1929 gegründete Sinfonieorchester tritt heute unter seinem Chefdirigenten Paavo Järvi in ganz Hessen auf und gibt Gastspiele im In- und Ausland. Mit seinen 117 Musikern präsentiert das Orchester in seinen Konzerten die Vielfalt der Sinfonik bis hin zur neuen Musik.
  • hr-Bigband – 1946 als Tanzorchester von Radio Frankfurt gegründet; seit den 1970ern Jazz-Orchester; regelmäßig spielt die Band auf dem Deutschen Jazzfestival, spielt Konzerte hessenweit, aber auch im europäischen Ausland. Zunehmend unternimmt die hr-Bigband auch musikalische Grenzüberschreitungen etwa in die elektronische Musik. Derzeit wird die hr-Bigband von Örjan Fahlström geleitet.

Studios, Standorte und Korrespondenten

Rundbau des hr von der Bertramstraße aus gesehen, rechts das ARD-Verwaltungsgebäude
Haupteingang mit der Skulptur Große Herula von Rudolf Valenta (2000)

Sitz des hr ist das „Funkhaus am Dornbusch“ in Frankfurt-Dornbusch. Daneben betreibt der hr Außenstudios in Hessen und Berlin sowie einige ARD-Korrespondentenbüros im Ausland.[3]

hr-Studio Kassel

Das Studio Kassel des hr, nahe dem ICE-Bahnhof im Stadtteil Bad Wilhelmshöhe gelegen, existiert seit 1952. Ein eigenes Gebäude, mit Produktions- und Sendestudios für Hörfunk und Fernsehen, wurde 1972 errichtet. Das heutige Kasseler Fernsehstudio ist mit moderner, volldigitalisierter Technik ausgestattet und wurde am 16. September 1994 eröffnet. Dort werden sowohl wöchentliche Magazine fürs hr-fernsehen (c't, Alles Wissen) als auch die Unterhaltungssendungen Dings vom Dach und Straßenstars sowie Sondersendungen – beispielsweise zur Kommunalwahl – produziert. Täglich informieren die Kasseler Fernsehreporter in der Hessenschau und in Hessen aktuell über die Region. Zudem beliefert die Fernsehredaktion ARD-Sendungen mit aktuellen Berichten aus Nordhessen, beispielsweise die Tagesschau, die Tagesthemen oder Brisant. Die Fernsehredaktion Wissenschaft produziert außerdem Beiträge für das ARD-Magazin W wie Wissen. Seit 2005 gibt es im hr-fernsehen unter dem Titel Herkules ein wöchentliches Fernsehmagazin mit Berichten aus Nordhessen. Seit 2004 hat das Hörfunkprogramm hr4 seinen Sitz in Kassel.

hr-Studio Darmstadt

Hörfunkstudio Darmstadt

Das Studio Darmstadt, das zweitgrößte Regionalstudio des hr nach dem Studio Kassel, wurde im Mai 2003 nach Umbau wieder eröffnet. Es ist ein reines Hörfunkstudio. Dort sind Produktions- und Sendestudios angesiedelt, von denen aus das Rhein-Main-Programm von hr4 gesendet wird. Außerdem bedienen die Regionalkorrespondenten von hier aus auch die anderen Hörfunkprogramme mit Themen aus Darmstadt und Umgebung. Da einige der Hörfunkreporter auch als Videoreporter tätig sind, wird der hr von hier aus auch mit aktuellen Bildern aus Südhessen versorgt.

hr-Studio Fulda

Das hr-Studio Fulda gibt es seit 1986. Es übernimmt die Aufgabe, für das Programm des hr sowohl im Hörfunk als auch im Fernsehen aus der Region Osthessen zu berichten. Dies ermöglichen unter anderem die dort tätigen Videoreporter, die für Fernsehsendungen wie die Hessenschau oder das Hessenjournal arbeiten. Außerdem wird das werktägliche Hörfunk-Regionalfenster "hr4 Nord-Osthessen“ der Landeswelle hr4 aus dem hr-Studio Fulda gesendet. Das Studio, das in einem ehemaligen Schuhgeschäft in der Fuldaer Innenstadt untergebracht ist, wurde am 17. Juli 2004 wiedereröffnet. Seitdem ist es mit neuester digitaler Technik ausgestattet.

Weitere Regionalstudios

  • hr-Studio Mittelhessen in Gießen (2001 eröffnet; zuvor seit 19. Januar 1987 in Wetzlar)
  • hr-Studio Osthessen in Fulda (seit 1986)
  • hr-Studio Wiesbaden im Hessischen Landtag (seit 1947; zuständig für die Landtagsberichterstattung sowie Wiesbaden und den Rheingau)
  • hr-Studio im Main Tower in Frankfurt (seit 2000)

Darüber hinaus gibt es Regionalkorrespondenten in: Bensheim (Kreis Bergstraße), Erbach (Odenwald), Hanau (Main-Kinzig-Kreis), Korbach (Waldeck-Frankenberg), Limburg an der Lahn, Marburg (Kreis Marburg-Biedenkopf) und Witzenhausen (Werra-Meißner Kreis). Die Regionalkorrespondenten sind vor allem für den Hörfunk tätig, liefern als sogenannte Videoreporter aber auch Bilder fürs Fernsehen.

Korrespondenten-Studios

  • hr-Büro im ARD-Hauptstadtstudio in Berlin (im Hörfunk gemeinsam mit SR, RBB und RB, im Fernsehen beteiligt an der ARD-Gemeinschaftsredaktion Fernsehen)
  • hr-Studio Brüssel (Hörfunk)
  • ARD-Studio Madrid (Hörfunk und TV)
  • ARD-Studio Nordafrika in Rabat (Hörfunk)
  • ARD-Studio Washington (Hörfunk)
  • ARD-Studio Los Angeles (Hörfunk)
  • ARD-Börsenstudio (Hörfunk & Fernsehen)
  • ARD-Studio Neu Delhi (ein Fernsehkorrespondent seit Frühjahr 2008)

Sendeanlagen und Sendetechnik

Sendeanlagen auf dem Großen Feldberg (von links): hr-Rohrmast, Ersatzmast, Aussichtsturm mit Ersatzantennen als Backup zum hr-Rohrmast, Fernmeldeturm der Deutschen Funkturm (seit März 2007 ohne Antenne)
hr-Mehrzweckhochhaus mit Sitz des ARD-Sternpunktes; rechts der Sender Frankfurt

Eigene Senderstandorte

Der hr betreibt ein eigenes Sendernetz zur Verbreitung seiner Hörfunk- und Fernsehprogramme in Hessen. Dieses Sendernetz stellt der hr zum Teil auch privaten Rundfunkveranstaltern als Dienstleister zur Ausstrahlung zur Verfügung.

Sendestandorte der Media Broadcast

Darüber hinaus nutzt der hr auch Sendeanlagen der Media Broadcast.

Ehemalige Senderstandorte

Rechtsgrundlage

Als Anstalt des öffentlichen Rechts bedarf der Hessische Rundfunk einer gesetzlichen Grundlage, in der Programmauftrag, Programmgrundsätze und interne Organisation festgelegt sind. Das Gesetz über den Hessischen Rundfunk vom 2. Oktober 1948[4], das diese gesetzliche Grundlage bildet, wurde zuletzt am 5. Juni 2007 umfassend novelliert und den aktuellen medienpolitischen Bedürfnissen angepasst. Der Auftrag des hr ist geregelt in § 2 des hr-Gesetzes: „Aufgabe des Hessischen Rundfunks ist die Verbreitung von Nachrichten und Darbietungen bildender, unterrichtender und unterhaltender Art.“

Das Rundfunkgesetz wird ergänzt durch einen Rundfunkstaatsvertrag[5], der das Verhältnis von öffentlich-rechtlichem und kommerziellem Rundfunk im dualen Rundfunksystem regelt und der grundlegende Bestimmungen vor allem zur Finanzierung enthält.

Finanzierung

Der Hessische Rundfunk finanziert sich durch Rundfunkgebühren (85 Prozent), Werbung (5 Prozent) und sonstige Einnahmen (10 Prozent). Von den Einnahmen gehen 60 Prozent ans hr-fernsehen, 28 Prozent an den Hörfunk, 8 Prozent fließen in die Technik und 4 Prozent gehen in die Verwaltung.[6] 2008 lagen die Rundfunkgebührenerträge des hr bei 391,8 Millionen Euro.[7] Die Höhe der Rundfunkgebühren legen die Landesparlamente in Form eines Staatsvertrages aller Bundesländer fest. Basis dafür ist die Empfehlung der unabhängigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF).

Organisation

Die Organe des Hessischen Rundfunks sind der Rundfunkrat, der Verwaltungsrat und der Intendant.

Rundfunkrat

Der 30-köpfige Rundfunkrat[8] wählt den Intendanten und berät den Intendanten in den grundsätzlichen Fragen der Programmgestaltung. Aufgabe des Rundfunkrates ist ferner die Genehmigung des Haushalts, der Jahresrechnung, des Jahresberichts sowie die Entlastung des Verwaltungsrats und des Intendanten.

Verwaltungsrat

Der Verwaltungsrat[9] besteht aus neun Mitgliedern und hat unter anderem die Aufgabe, den vom Intendanten aufgestellten Haushaltsvoranschlag, die Jahresrechnung und den Jahresbericht zu prüfen und dem Rundfunkrat mit seiner Stellungnahme vorzulegen. Ferner überwacht der Verwaltungsrat die Geschäftsführung des Hessischen Rundfunks.

Intendant

Der Intendant leitet und verwaltet den Hessischen Rundfunk. Er gestaltet das Programm in Übereinstimmung mit dem Gesetz über den Hessischen Rundfunk. Dem Intendanten unterstellt sind vier Direktionen: Die Hörfunkdirektion, die Fernsehdirektion, die juristische Direktion und die Betriebsdirektion.

Intendant des Hessischen Rundfunks ist seit dem Jahr 2003 Helmut Reitze. Am 2. Februar 2007 hat ihn der Rundfunkrat des Hessischen Rundfunks für weitere sieben Jahre an die Spitze des Landessenders gewählt. Reitze erhielt im ersten Wahlgang 23 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und eine Enthaltung. Seine zweite Amtszeit beginnt am 13. Januar 2008.

Intendanten des Hessischen Rundfunks:

Mitarbeiter

Im Geschäftsjahr 2008 waren beim Hessischen Rundfunk durchschnittlich 1650 Planstellen besetzt, auf denen am Stichtag 31. Dezember 2008 insgesamt 1889 Mitarbeiter geführt wurden; 17,1 % dieser Mitarbeiter waren in Teilzeitarbeitsverhältnissen tätig. Am 31. Dezember 2008 beschäftigte der hr 94 Auszubildende in verschiedenen Berufen.

Zu den Beschäftigten mit Planstellen kommen die freien Mitarbeiter hinzu, die einen Großteil des journalistischen Personals stellen und auch unter Kamera- und Tonleuten stark vertreten sind. Die Zahl der „Festen Freien“ im Programm, also der ständig beschäftigten freien Mitarbeiter, beläuft sich laut hr-Pressestelle auf etwa 600. Insgesamt 279 von ihnen genießen über den sogenannten Bestandsschutz eine vertragliche Absicherung.

Geschichte

Anfänge als Südwestdeutsche Rundfunkdienst AG

Trümmer der Großsendeanlage am Heiligenstock

1924 gründen engagierte Privatleute, darunter Industrielle wie Fritz von Opel und der Chemie-Unternehmer Carl-Adolf Schleussner, in Frankfurt am Main einen Verein mit dem Ziel, eine regionale Rundfunkgesellschaft zu etablieren. Der „Südwestdeutsche Radio-Club“ wird daraufhin in Frankfurt angesiedelt, gegen den Willen des damaligen Kasseler Oberbürgermeisters und späteren Reichskanzlers Philipp Scheidemann, der die Sendeanstalt nach Kassel holen wollte. 1924 tragen Vereinsmitglieder eine privatwirtschaftliche Aktiengesellschaft ins Handelsregister ein, die Südwestdeutsche Rundfunkdienst AG (SÜWRAG). Das Gründungskapital beträgt 100 Billionen Papiermark, später umgestellt auf 60.000 Goldmark. Nach einer Versuchsphase im März 1924 nimmt der Sender Frankfurt I mit einer Sendeleistung von 700 Watt zum 1. April 1924 den Sendebetrieb auf. Sender, Studio und Verwaltung befinden sich im damaligen Postscheckamt in der Elbestraße in Frankfurt.[11] 1925 wird das Unternehmen Mitglied der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG). 1926 nimmt Radio Frankfurt den 1,5 kW starken Sender Heiligenstock in Betrieb. 1930 zieht Radio Frankfurt in ein eigenes Funkhaus an der Eschersheimer Landstraße.

Im Nationalsozialismus: Reichssender Frankfurt

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 erfolgt die Verstaatlichung des Senders; 1934 wird die SÜWRAG in Reichssender Frankfurt umbenannt. Das Programm wird ganz nach dem Willen der Nationalsozialisten umgestaltet und dient fortan der Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda. Während der NS-Diktatur untersteht der Sender der Kontrolle durch die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft, die 1939 in den neu gegründeten Großdeutschen Rundfunk übergeht.

Nach dem Krieg: von Radio Frankfurt zum hr

1945 gründet die amerikanische Besatzungsmacht den Sender Radio Frankfurt. Nach der Zerstörung des alten Funkhauses und der Sendeanlage am Heiligenstock senden die Amerikaner aus provisorischen Studios im nahegelegenen Bad Nauheim. Im Frühjahr 1946 zieht der Sender zurück in das notdürftig in Stand gesetzte alte Funkhaus in der Eschersheimer Landstraße in Frankfurt. Das Radio ist in der Nachkriegszeit die wichtigste Informationsquelle für die Deutschen.

Die „Goldhalle“, das Foyer des hr-Sendesaals

Fundament des „Rundbaus“, 1949
Im denkmalgeschützten „V-Bau“
„Goldhalle“, das Foyer des Sendesaals
Sendesaal, Ort für Konzerte, Lesungen und für die Fernseh-Fastnacht

Der Hessische Landtag verabschiedet nach langen Debatten und unter dem Druck der Amerikaner am 2. Oktober 1948 das „Gesetz über den Hessischen Rundfunk“. Darin heißt es unter § 1: „Der Hessische Rundfunk wird hiermit als eine Anstalt des öffentlichen Rechts mit dem Sitz in Frankfurt am Main errichtet. Er hat das Recht der Selbstverwaltung und unterliegt nicht der Staatsaufsicht.“ Am 28. Januar 1949 bekommt Intendant Eberhard Beckmann im Beisein von US-General Lucius D. Clay die Sendelizenz ausgehändigt. Die Amerikaner übertragen damit die Verantwortung den Deutschen.

Im Stadtteil Dornbusch bezieht der junge Sender 1951 seine neuen Räumlichkeiten, die eigentlich als Sitz des Deutschen Bundestags geplant waren und zum Teil bereits im Rohbau fertig sind. Am 10. Mai 1949 entscheidet sich der „Parlamentarische Rat“ gegen Frankfurt und bestimmt Bonn zur provisorischen Bundeshauptstadt. Der sogenannte „Rundbau“, in dem bis 1999 alle Hörfunkstudios untergebracht waren, sollte ursprünglich als Plenarsaal des Deutschen Bundestages genutzt werden. Der Rundbau wurde in Anlehnung an die gleichfalls runde Frankfurter Paulskirche errichtet, um an die Paulskirchenverfassung von 1848 zu erinnern. An diese dem Gebäude zugedachte Funktion erinnert heute noch die denkmalgeschützte „Goldhalle“, die der Vorraum zum Plenarsaal des Bundestags hätte werden sollen und heute als Ausstellungsraum und als Teil des Foyers vom später seitlich angebauten hr-Sendesaal dient.

Radioblüte in den 1950ern

Logo bis 2004

Zu den frühen populären Hörfunksendungen gehören die „Bunten Abende“, Quizsendungen zwischen London und Frankfurt, die morgendliche Unterhaltungssendung Frankfurter Wecker und die zunächst als Hörspiel produzierten Hesselbachs. Der hr sendet Hörspiele von Heinrich Böll und Krimis von Francis Durbridge. Alfred Andersch begründet die Kultursendung „Abendstudio“, die bis 2003 einen festen Programmplatz hatte. Namen wie Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Frankenfeld oder Heinz Schenk prägen in diesen Jahren das Hörfunkprogramm des hr. Mit dem Ausbau des UKW-Netzes erhält der hr 1950 ein zweites Programm, das sich schnell zu einem Kulturprogramm entwickelt. Im selben Jahr wird der hr auch Gründungsmitglied der ARD.

Entstehung des hr-fernsehen

Onkel Otto, Maskottchen des hr

Anfang der 1950er Jahre nehmen die deutschen Sender wieder die Entwicklung des Fernsehprogramms auf, die durch den Krieg unterbrochen worden war. 1953 beginnt die Ausstrahlung des ARD-Gemeinschaftsprogramms Deutsches Fernsehen. Die erste Abendsendung aus Frankfurt wird im November 1953 ausgestrahlt. Als Trenner zwischen den regional ausgestrahlten Werbefilmen im Vorabendprogramm hat 1958 die Zeichentrickfigur Onkel Otto ihren ersten Auftritt und wird zum Maskottchen des hr.

Am 1. Mai 1961 beginnt der hr mit der Ausstrahlung eines eigenen, regionalen Fernsehprogramms. Nach Gründung des ZDF (1963) werden die Regionalprogramme der ARD-Sender in „Drittes Fernsehprogramm“ umbenannt (1964). Ab 1983 heißt es Hessen 3, ab 1998 hessen fernsehen und seit 2004 hr-fernsehen.

Entwicklung des Hörfunks

Der Kühhornshof-Turm auf dem HR-Gelände, erbaut im 16. Jahrhundert, beherbergt heute einen Seminarraum und ein Kaminzimmer

Am 1. Juni 1964 geht das dritte Hörfunkprogramm hr3 auf Sendung, zunächst hauptsächlich mit Sendungen für „Gastarbeiter“, ab 1972 wurde es zur Servicewelle für Autofahrer ausgebaut und ab 1981 zur Popwelle. Am 6. Oktober 1986 verstärkt der hr mit dem Aufbau des vierten Hörfunkprogramms hr4 die Regionalisierung seiner Programme. Neben den bereits bestehenden Studios in Kassel und Wiesbaden werden weitere Studios in Bensheim, Fulda und Wetzlar eingerichtet. Am 5. Januar 1998 startet der Sender die sogenannten „Plus-Programme“: das Wortprogramm hr-chronos (zunächst hr1 plus), das Klassikradio hr-klassik (zunächst hr2 plus), das Jugendprogramm hr-XXL, das Wirtschaftsradio „hr skyline“. 2003 wurde im Rahmen einer Programmreform zunächst das Wortprogramm hr-chronos eingestellt (zum 30. Juni); die Mittelwelle strahlte nun das Programm hr-skyline sowie Ausländerprogramme und Parlamentsdebatten aus.

Die Jugendwelle XXL, ursprünglich aus der hr3-Abendsendung hr3-XXL hervorgegangen, wird im Dezember 2003 als You FM neu gestartet – auch mit neuer Musikausrichtung.

Das Wirtschaftsradio hr-skyline, das zunächst noch Musik gesendet hatte, wird 2002 in Richtung Informationsprogramm umgebaut und sendet wochentags keine Musik mehr. 2004 wird der Sender dann zu einem reinen Wortprogramm ausgebaut und bekommt den Namen hr-info.

Die Programme hr1 und hr2 werden 2004 ebenfalls reformiert, behalten aber ihren Namen. Im Juni 2005 stellt der hr das Programm hr-klassik ein. Begründet wird dieser Schritt mit dringend nötigen Sparmaßnahmen.

Heute werden die Programme hr-info und YOU FM mangels verfügbarer Frequenzen nicht flächendeckend über UKW ausgestrahlt. hr-info war bis 31. Dezember 2009 landesweit über Mittelwelle 594 kHz zu empfangen. Wegen zu hoher Stromkosten wurde MW 594 kHz eingestellt. Die Mittelwellensender Weiskirchen und Hoher Meißner wurden im Rahmen des im Jahre 2009 verkündeten Sparprogramms zum Jahresende abgeschaltet. Zur Verbesserung der UKW-Versorgung mit beiden Programmen widmete der Hessische Rundfunk im Jahr 2005 mehrere Frequenzen an Grundnetzsendern um, zudem wurde auf vielen Frequenzen des ehemaligen Programms hr-klassik nach dessen Einstellung zu You FM oder hr-info geschaltet.

2009 wurde der Hessische Rundfunk für sein Hörspiel Haus der Stimmen mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.

Kritik und Trivia

Emig-Affäre

Dem hr wurde der Vorwurf gemacht, die Affäre um den ehemaligen Sportchef Jürgen Emig lange Zeit unter den Teppich gekehrt zu haben. Emig war vorgeworfen worden, Produktionen über die Firma seiner Ehefrau Atlanta Killinger abzuwickeln und daran zu verdienen. In die Diskussion geriet zudem die Praxis, über Randsportarten nur gegen Beistellungen – sprich: finanzielle Beiträge der beteiligten Vereine zu den Produktionskosten – zu berichten. Als Emig 2004 verhaftet wurde, schaltete der Sender auf eine offensive Informationsstrategie um und berichtete im Rahmen seiner Hörfunk- und Fernsehnachrichten über den Fortgang der Affäre.

Der hr hat sich geweigert, Bildmaterial den Kollegen vom Norddeutschen Rundfunk für das Medienmagazin Zapp in Zusammenhang mit der Bebilderung der Emig-Affäre zur Verfügung zu stellen.[12]

„Rette dein Radio“

Als der hr im Sommer 2004 seine Hörfunkprogramme reformiert, bedeutet das für Hörer und Mitarbeiter einen Bruch mit alten Hörgewohnheiten (vor allem bei der Welle hr1). Die hatte bis 2004 noch mit dem Claim „hr1 – das Informationsradio“ geworben und wies Elemente eines Einschaltprogramms auf. Unter anderem im Hinblick auf sinkende Quoten sollte hr1 unter Beibehaltung des journalistischen Anspruchs in ein Tagesbegleitprogramm umgebaut werden.

Dieser Formatwechsel stieß bei Teilen der Hörerinnen und Hörer auf vehemente Kritik, die sich vor allem an der traditionsreichen Sendung Der Tag festmachte. Überlegungen, diese Sendung mit Musik aufzubrechen, führten zu Vorwürfen, der hr wolle die Sendung beschneiden oder gar einstellen, nicht zuletzt aus politischen Gründen. Am vehementesten wurde dies von den Mitgliedern der Initiative „Rette dein Radio“[13] aus Darmstadt formuliert. Unter der anhaltenden Kritik wurde „Der Tag“ unverändert in die Kulturwelle hr2 verschoben, wo die Sendung wieder weite Verbreitung findet.

Keine Akteneinsicht

Der Hessische Rundfunk erkennt an ihn gerichtete Anträge auf Akteneinsicht nach dem Informationsfreiheitsgesetz der Bundesrepublik Deutschland nicht an. Die Rechtsabteilung des Senders vertritt in diesem Zusammenhang die Ansicht, dass die Adressen der Mitglieder des Rundfunkrates dem Datenschutz unterliegen und nicht herausgegeben werden können.

Zentrale ARD-Einrichtungen mit Sitz beim hr

ARD-Sternpunkt

Satellitenantennen von ARD und hr an der Bertramstraße
Mehrzweckhochhaus mit ARD-Stern an der Bertramstraße, angrenzend an das Polizeipräsidium Frankfurt am Main

Auf dem Gelände des Hessischen Rundfunks in Frankfurt befindet sich der ARD-Sternpunkt, der für eine Zusammenschaltung der Hörfunk- und Fernsehsender der ARD verantwortlich ist. An diesem Sternpunkt laufen die analogen Dauerleitungen zusammen, über die seit den 1970er Jahren alle ARD-Funkhäuser miteinander verbunden sind (→ Stern-Topologie).

Seit Ende des 20. Jahrhunderts erfolgt die Vernetzung der ARD-Sender im Hörfunk über den Austausch von Audiodateien und Videodateien (File-Transfer). Auch dabei spielt der Sternpunkt eine zentrale Rolle. Die Analogleitungen kommen weiterhin vor allem bei Live-Sendungen zum Einsatz, etwa bei der samstäglichen Bundesliga-Konferenz.

Aussprachedatenbank

Der hr ist Gründungsort und Sitz der ARD-Aussprachedatenbank (kurz ADB), einer Gemeinschaftseinrichtung, die für die teilnehmenden Rundfunkanstalten korrekte Aussprachen (vor allem Orts- und Personennamen) recherchiert und im internen Netz zur Verfügung stellt. Die ADB bietet die Aussprachen in phonetischer Umschrift nach IPA, in vereinfachter Lautumschrift und als gesprochene Sprache (MP3-Audiodatei) an. In der Onlineversion des Duden werden Inhalte der ADB verwendet und können als Hörbeispiele abgerufen werden.[14]

Degeto und ARD-Filmredaktion

Die Degeto Film GmbH ist eine ARD-Tochterfirma, die Fernsehfilme einkauft und auch selbst produziert. Gesellschafter sind neben dem Ersten Deutschen Fernsehen der Kinderkanal und 3sat. Die Degeto ist nicht auf dem hr-Hauptgelände angesiedelt, sondern in den nebenan liegenden Räumlichkeiten des Bertramshofs.

Die ARD-Filmredaktion wurde 1966 gegründet und ist seit 1994 Teil der Degeto. Die Filmredaktion wählt und kauft Spielfilme und Serien für das Erste ein, entwickelt Konzepte für Sendeplätze, stellt Schwerpunkte und Reihen zusammen und betreut Auftrags- und Koproduktionen.

ARD-Werbung

Über die ARD Werbung Sales and Services vermarkten die ARD-Landesrundfunkanstalten gemeinsam deutschlandweite Werbung in Fernsehen und Radio. Die ARD-Werbung gibt das Medienmagazin Media Perspektiven heraus.

Literatur

  • Stefan Kursawe: Vom Leitmedium zum Begleitmedium. Die Radioprogramme des Hessischen Rundfunks 1960-1980. Köln: Böhlau Verlag, 2004. ISBN 978-3-412-17903-8. (Rezension)

Weblinks

 Commons: Hessischer Rundfunk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. hr-online.de hr-Pressemeldung vom 13. Juli 2010.
  2. hr-Live-Streams (Webradio)
  3. Adressen aller Studios auf hr-online.de.
  4. Gesetzestext HRG HE bei Hessenrecht
  5. Gesetzestext RStV bei Hessenrecht
  6. Broschüre Information zu den Rundfunkgebühren, Stand 2007.
  7. Jahresbericht 2008 (Download; PDF; 2,6 MB) 6. Juli 2009
  8. Liste der Mitglieder des hr-Rundfunkrats
  9. Liste der Mitglieder des hr-Verwaltungsrats
  10. 1980–1989 – Chronik – Unternehmen | Der hr | hr. Hr-online.de. Abgerufen am 20. Mai 2010.
  11. Winfried B. Lerg: Rundfunkpolitik in der Weimarer Republik. München 1980
  12. Hessischer Rundfunk straft „Zapp“ nach kritischem Bericht ab. In: Spiegel Online, 9. September 2009
  13. Webseite der Initiative „Rette dein Radio“
  14. jh: Duden korrigiert nun gratis im Netz. In: heise Newsticker. 4. Mai 2011, abgerufen am 17. August 2011 (Die Onlineversion des Duden ist erreichbar unter http://www.duden.de).

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