Liegefahrrad

Liegefahrrad
Moderner Kurzlieger mit Reiseausstattung und Tieflenker
Modernes Sesselrad: Spirit von HP Velotechnik
Velocar (Mitte) und Velostable (rechts) aus den 1930ern im Velorama
Liegerad-Fachgeschäft in Nijmegen

Ein Liegerad ist ein Fahrrad mit einer nach hinten geneigten Sitz- bzw. Liegeposition. Es verfügt im Unterschied zu einem herkömmlichen Fahrrad anstatt eines Sattels über einen Netz- oder Schalensitz. Das Tretlager und die Pedale sind vorne angebracht, beim Kurzlieger vor und beim Langlieger hinter dem Vorderrad. Daneben existieren Sesselräder mit etwas aufrechterer Sitzposition, die auch als Scooterbikes bezeichnet werden. Bei einigen Modellen befindet sich der Lenker vor dem Oberkörper (Obenlenker), bei anderen unter und neben dem Sitz (Untenlenker). Liegeräder können nach einer kurzen Eingewöhnungsphase (mit Ausnahme der seltenen Knicklenker) von allen Personen gefahren werden.

Die Regel der UCI, dass nur Fahrräder mit Diamantrahmen zu Wettbewerben zugelassen sind, schließt Liegeräder von den meist von der UCI kontrollierten oder nach ihren Regeln ausgetragenen öffentlichen Wettbewerben aus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach der Popularisierung des Kettenantriebs im Fahrradbau in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden von diversen Erfindern zahlreiche Varianten dieses Konzepts umgesetzt. Darunter befanden sich auch die ersten Vorläufer des Liegerades, das französische Fauteuil-Velociped (1893) und das Sesselrad des Schweizer Herstellers Challand (1895). In den folgenden Jahren wurden bereits die heutigen Basistypen der Fahrradbauweise entworfen, wie das Bauchliegerad Mr. Darling (1896) und das Brown-Recumbent, den Vorläufer des Chopper/Scooter-Rades, das um die Jahrhundertwende in den USA entwickelt wurde. Andere Konzepte, wie etwa Liegeräder mit Ruderantrieb, kamen aber über das Stadium des Prototyps nicht heraus. Bei den ersten Modellen handelte es sich allesamt um Langlieger.

1914 bot Peugeot das erste in Großserie produzierte Liegerad an, das auf dem Brown-Recumbent basierte. In den 20er Jahren baute der Luftfahrtpionier Paul Jaray das J-Rad, das ebenfalls in Serie hergestellt wurde und erfolgreich war. Ein Jahrzehnt später entwickelte Charles Mochet und sein Sohn Georges das Velocar, das erste Liegerad, das sportlich erfolgreich genutzt wurde – die Radsportorganisation UCI erlaubte damals noch die Teilnahme dieser Fahrzeuge am offiziellen Wettkampfbetrieb. Es stellte 1933 mit 45,056 Kilometern einen Stundenweltrekord auf. Diese Geschwindigkeit wurde erst fünf Jahre später von einem herkömmlichen (unverkleideten) Rennrad erreicht.

1934 entschied sich die UCI jedoch dafür, Liegeräder aus dem Wettkampfbetrieb auszuschließen. Dies bedeutete einen Wendepunkt in der Entwicklung dieses Fahrradtyps. Auch dadurch erlebten diese zwischen etwa 1950 und 1980 einen Tiefpunkt in der Popularität, in dem nur Kleinserienmodelle von einzelnen Liegeradbauern angeboten wurden.

Die Liegeräder wurden dennoch weiterentwickelt, und es begann sich nach dem Ausschluss von der UCI eine unabhängige Szene zu bilden. Schon Mochet experimentierte in den 30er Jahren mit verschalten Fahrzeugen, deren moderne Versionen als Velomobile bezeichnet werden. Die Mochet-Fahrzeuge basierten auf konventionellen Liegerädern und sind bis heute der schnellste von Menschenkraft angetriebenen Fahrzeugtyp. 1939 überschritt ein derartiges Mobil zum ersten Mal in der Stundenwertung die 50-km/h-Marke. Parallel dazu wurden die ersten Kurzlieger (The Cycloratio, 1935) gebaut, die später vor allem durch ihre Weiterentwicklung durch den deutschen Ingenieur Paul Rinkowski ab 1947 zum dominierenden Liegeradtyp aufsteigen sollten.

Bis in die Nachkriegsjahre blieb die Nachfrage nach Liegerädern auch im Konsumentenbereich stabil, da viele Menschen, die sich kein eigenes Auto leisten konnten, sich stattdessen ein Liegerad zulegten. Danach flachte das Interesse an ihnen ab, bis 1976 die Gründung der International Human Powered Vehicle Association (IHPVA) eine Renaissance einleitete. Dieser Verein förderte seitdem die Entwicklung von muskelkraftbetriebenen Fahrzeugen aller Art und veranstaltet wieder regelmäßig Wettbewerbe, in denen auch Liegeräder zugelassen waren.

In derselben Zeit erlangte im Sportbetrieb als Disziplin der 200-m-Sprint immer größere Popularität. 1977 wurde die 75-km/h-Marke überschritten, 1979 die in den USA wichtigen 50 Meilen pro Stunde, 1986 fiel die 100-km/h Marke. Zu dieser Zeit dominierten im Wettkampf vollverkleidete Dreiräder wie das Vector, das in den 70er und 80er Jahren zahlreiche Rekorde aufstellen konnte. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre setzten sich einspurige Räder, vor allem die neuen Tieflieger (Cutting Edge, 1990) wegen ihres Gewichtsvorteils wieder gegenüber den Dreirädern durch.[1]

Die sportlichen Leistungen und auch modernere fahrzeugtechnische Studien führten zu einem Wiederaufflammen des öffentlichen Interesses am Liegerad, so dass seit den 90er Jahren Großserienmodelle angeboten wurden. Seit etwa 2000 gewinnen sowohl Velomobile als auch unverschalte Liegedreiräder langsam an Popularität. Seit 2007 kommen immer mehr sogenannte Trikes in Mode, mit denen ähnlich wie mit dem BMX-Rad gefahren werden kann, die aber auch dank heutiger Technik sehr schnelle Tourenfahrzeuge sein können.

Derzeit dürften in Deutschland ungefähr 30.000 Liegeräder unterwegs sein, dem gegenüber stehen noch rd. 50 Mio. Räder mit Diamantrahmen.

Mögliche Vorteile

Die wichtigsten Vorteile sind

  • Sitzposition: eine sehr entspannte Körperhaltung (keine Belastung der Arme, Schultern, Handgelenke und des Rückens, praktisch keine Sitzprobleme),
  • Ermüdungsfreiheit: Die Hände können den Lenker entspannt festhalten und ertauben so nicht; ein Abstützen wie beim normalen Fahrrad ist nicht notwendig. Durch den Sitz entstehen auch keine Druck- und Scheuerstellen im Gesäßbereich. Schultern und Nacken sind ebenfalls entspannt, da ein ständiges Nach-oben-Schauen, wie beim herkömmlichen Fahrrad, entfällt.
  • Gesundheit Beim Liegeradfahren befindet sich die Wirbelsäule in entspannter Ideallage. Einige Mediziner haben nachgewiesen, dass die Bandscheiben im Optimalfall sich dabei sogar regenerieren (Dr. Zink im Auftrag der AOK München und in neuester Zeit diverse andere). Außerdem entfällt der Druck des Sattels auf den empfindlichen mittleren Beckenbereich, so dass sowohl wichtige Nerven nicht eingeklemmt werden und Männer mit z.B. Prostatabeschwerden beim Liegerad keine Probleme haben.
  • Luftwiderstand: Prinzipiell entfallen gegenüber normalen Rädern rd. 20%-30% Luftwiderstand dank der hochliegenden Beine. Außerdem ergeben sich durch die gestreckte Sitzposition weniger bremsenden Luftwirbel und weniger Sog hinter dem Fahrer und eine insgesamt geringere Stirnfläche. Wenn hinter dem Sitz ein geformter Keil (Kofferraum) angebracht ist und weitere Verwirbelungen verhindert werden, sinkt der CW-Wert zusätzlich. Gleiche Antriebsleistung vorausgesetzt, ermöglicht dies (bis auf große Steigungen) höhere Geschwindigkeiten des Liegerades.
  • Sicherheit: Der Schwerpunkt der meisten Liegeräder liegt deutlich unter dem konventioneller Fahrräder. Die gestreckt liegende Haltung mit Füßen nach vorn bedeutet einen wesentlichen Sicherheitsfaktor gegen Überschläge mit dem Kopf voran durch Überbremsen oder beim Aufprall auf ein Hindernis - was bei konventionellen Rädern die schwersten Unfälle mit den größten gesundheitlichen Folgen verursacht. Ein Liegerad wird aufgrund der Unbeweglichkeit des Oberkörpers nicht mit dem Körpergewicht balanciert, sondern mit dem Lenker. Aufgrund kleinerer Räder fallen bei kleinen Geschwindigkeiten auch nur geringere Gravitationskräfte an, so dass Liegeräder dann kippeliger wirken. Die geringere Fallhöhe trägt zu einer geringeren Verletzungsgefahr beim Kippen bei kleinen Geschwindigkeiten bei.
  • Kraftübertragung: Aufgrund der großen Vielfalt an Liegerad-Modellen können keine exakten Angaben zur Ergonomie und Kraftübertragung getroffen werden. Generell ermöglichen die meisten Liegeräder durch eine gute Abstützung des Beckens eine vollständige Kraftübertragung von den Beinen auf die Tretkurbel, ohne dass durch Arme und Oberkörper eine entsprechende Gegenkraft aufgebaut werden muss. Dieses und die ermüdungsfreie Sitzposition s. o. vermeiden Muskelarbeit, die nicht dem Vortrieb dient, auch wenn bei niedriger Drehzahl mit einem hohen Drehmoment getreten wird. Dauerndes Fahren mit hohem Drehmoment kann allerdings Sehnen und Gelenke belasten. Auf dem Diamantrahmen kann für kurze Zeit ein noch höheres Drehmoment für schnellen Antritt und Sprint aufgebaut werden.

Mögliche Nachteile

  • Preis: Die Preise für Liegeräder sind höher als für herkömmliche Fahrradkonstruktionen. Dies ist vor allem auf die kleinen Verkaufszahlen, der Notwendigkeit sehr genau produzierter Rahmen, den Einsatz einiger Spezialteile (Sitz, Kraftübertragung, Lenkungsteile) zurückzuführen. Die Preisspanne bei Liegerädern liegt derzeit zwischen 450 und 8000 Euro.
  • Gewicht des Rahmens: Viele Reiseliegeräder weisen aufgrund ihres oftmals groß dimensionierten Rahmenrohrs einen konstruktionsbedingten Gewichtsnachteil auf. Doch lassen sich die Rahmengewichte nicht verallgemeinern: Kommerzielle, ungefederte Rennliegeräder sind inzwischen mit Systemgewichten ab 7,5 kg (z. B. M5 High Racer, Slyway, ZZ-Horizont, Challenge, Birkenstock etc.) erhältlich.
  • Reparaturen: Die üblichen Verschleiß- und Anbauteile sind mit herkömmlichen Teilen identisch, doch einige liegeradtypische Komponenten (Umlenkrollen, Sitze, ...) sind Spezialanfertigungen, die oft nicht ohne weiteres zwischen verschiedenen Modellen ausgetauscht werden können. Solche Ersatzteile sind daher oft nur in wenigen Fahrradläden erhältlich oder müssen gar über Versender bzw. den Hersteller bezogen werden. Reparaturen erfordern oft spezielles Fachwissen, weil Liegeräder statisch empfindlicher sind, die Kraftübtragung und auch oft viele andere Teile komplizierter/hochwertiger sind.
  • Lenkradius und Handhabung: Der oftmals längere Radstand und der eingeschränkte Lenkeinschlag machen Liegeräder in Extremsituationen (beim „Rangieren“, beim Durchschlängeln zwischen Hindernissen, ...) weniger wendig.
  • Fahren im (motorisierten) Verkehr: Liegeräder mit geringer Sitzhöhe bieten vor allem in Großstädten schlechtere Übersicht im Verkehr. Das Hinwegschauen über fahrende und am Straßenrand parkende Fahrzeuge ist oft nicht mehr möglich, zumal die Kraftfahrzeuge in den letzten Jahren erheblich höher geworden sind. Von motorisierten Verkehrsteilnehmern hört man oft, Liegeräder seien aufgrund ihrer geringeren Stirnfläche und Höhe leichter im Verkehr zu übersehen. Liegerad-Fahrer berichten andererseits oft von einem hohen Aufmerksamkeitswert ihres Gefährts und dadurch resultierenden höheren Überholabständen. Ein Wimpel kann die Sichtbarkeit für motorisierte Verkehrsteilnehmer verbessern.
  • Sicht auf querenden Verkehr: Gegenüber dem herkömmlichen Rad können Fahrzeuge aus Seitenstraßen später wahr genommen werden, insbesondere wenn die Sicht durch parkende Fahrzeuge behindert ist.
  • Fahren auf schlechten Straßen: Anders als beim konventionellen Fahrrad ist es mit einem Liegerad nicht möglich, beim Überfahren von groben Straßenunebenheiten oder Kopfsteinpflaster aus dem Sattel zu gehen, andererseits sind die meisten Leigeräder vollgefedert. Eine Entlastung von Vorder- oder Hinterrad bzw. Rahmen durch die Gewichtsverlagerung entfällt, ein Abfedern der Höhe durch Stehen in den Pedalen ebenfalls. Zum Überfahren von Bordsteinen, etwa an Radwegauffahrten, muss je nach Konstruktion des Weges wie beim schnellen Rennrad sogar abgestiegen werden.
  • Fahren auf Sand und Schotter: sowie
  • Fahren auf Eis, Schnee und schmierigem Untergrund: Die Sturzgefahr beim zweirädrigen Liegerad ist bedeutend höher als beim Normalrad, weil beim Wegrutschen eines Rades die Wiederherstellung der Balance über den Oberkörper kaum noch möglich ist. Dreirädrige Liegeräder sind gerade bei schwierigem Untergrund so gut wie immer im Vorteil.
  • Fahren bei niedrigem Sonnenstand: Bedingt durch die zurückgelehnte Sitzhaltung wird man eher geblendet und kann sich auch schlechter davor schützen.
  • Fahren bei Dunkelheit: Entgegen normalen Rädern befinden sich Liegeradfahrer auf Höhe des Scheinwerferkegels und sind besser wahrzunehmen - bei normalen Rädern sieht man als Autofahrer nur die Beine. Gegenlicht blendet dementsprechend mehr.

Abhängig von Bauform des Rades und Anwendungsgebiet:

  • kleinerer Raddurchmesser: Im Sinne günstigerer Rahmenformen und um den Kontakt zwischen Füßen und Vorderrad zu vermeiden, werden bei vielen Liegerädern Vorderräder in den Größen 16–20″ eingesetzt. Bei kleineren Rädern steigt prinzipiell der Rollwiderstand. Ein Hinausfahren aus Spurrinnen ist schwieriger, da die kleinen Räder dem Hang nicht so weit vorgreifen können.
  • Längere Kette: Für Liegeräder mit Hinterradantrieb wird eine lange Fahrradkette benötigt. Durch verschiedene Konstruktionen, etwa ein zweites Tretlager oder Kettenspannerritzel sowie Abdeckungen und andere Kettenführungen ergeben sich im Antrieb keine wesentlichen Probleme. Die Länge (bei einem Kurzlieger 3,5 m) erhöht aber das Gesamtgewicht.
  • der Transport von Lasten per Rucksack oder per Tasche über den Lenker ist kaum möglich. Packtaschen an den Vorderrädern („Lowrider“) sind durch den oft kleinen Raddurchmesser und negativen Einfluss auf die Lenkeigenschaften nicht geeignet. Sehr gut zur Gepäckbeförderung eignen sich „lowrider“ mit spezieller Halterung unter dem Sitz, eine aerodynamische Heckverkleidung als Kofferraum mit bis zu 150 l Volumen oder spezielle Gepäckfächer bei verkleideten Rädern (Velomobilen)
    • besondere Gepäcktaschen für Liegeräder. Diese gehen seitlich des Sitzes nach hinten zum Gepäckträger.
    • ein Anhänger.

Liegeradtypen

Drei Liegeradtypen im Vergleich

Liegeräder gibt es in zahlreichen Varianten. Beispielsweise mit Vorder- oder Hinterradantrieb, mit und ohne Tretlagerüberhöhung, direkt oder indirekt gelenkt, mit Lenker vor dem Körper (Obenlenker, besser zu schieben und meistens aerodynamischer) oder unter dem Sitz (Untenlenker, entspanntere Armhaltung, bessere Sicht nach vorne).

Liegeräder werden kunstruktiv grob in folgende Kategorien eingeteilt, wobei viele Modelle in mehr als eine Kategorie fallen und eine exakte Einteilung oft unmöglich ist.

Bauweise

  • Kurzlieger sind sowohl für den Alltag als auch zum Reisen geeignet. Dies ist mit Abstand die verbreitetste Bauform.
  • Sesselräder beziehungsweise Scooterbikes bieten eine hohe Sitzposition und damit eine gute Übersicht. Sie eignen sich sowohl für kürzere Strecken (Stadt) als auch für Reisen, sind aber sperrig und deswegen schlecht zu transportieren.
  • Kurzlieger für den Renneinsatz oder betont sportliche Fahrweise sind Tieflieger, Semi-Tieflieger und Highracer.
  • Liegedreiräder haben drei Räder und vermitteln ein Go-Kart-Fahrgefühl.
  • Velomobile sind vollverkleidete Liegeräder mit drei (selten vier) Rädern. Sie bieten einen sehr hohen Wetterschutz und eine sehr gute Aerodynamik, sind aber relativ schwer.
  • Langlieger bieten durch langen Radstand einen hohen Komfort, sind aber nicht sehr wendig und sperrig.
  • Liegetandems sind für zwei Fahrer. Es gibt sie sowohl mit zwei als auch mit drei (und selten mit vier) Rädern.
  • Knicklenker sind meistens sehr kompakte Liegeräder mit Vorderradantrieb.
  • Ruderräder sind Liegeräder, bei denen ein dem Rudern ähnlicher Bewegungsablauf Kraft auf das angetriebene Laufrad bringt. Dabei wird auch die Kraft der Arme zur Fortbewegung genutzt. Es gibt Ruderräder mit zwei und mit drei Laufrädern.
  • Bauchlieger kombinieren geringen Luftwiderstand mit Heckantrieb, allerdings auf Kosten des Komforts und der Übersicht.

Selbstbau

Vor allem in den 80er Jahren, als käufliche Liegeräder noch weniger verbreitet waren als heute, waren Eigenbauten in der Szene häufig anzutreffen. Oft wurden auch „Fahrradleichen“ beim Liegeradbau wiederverwertet, teils mit abenteuerlichen Konstruktionen. Viele Baupläne aus dieser Zeit sind auch heute noch erhältlich z. B. im Heft „Chopper Fahrräder“ aus der Reihe „Einfälle statt Abfälle“ von Christian Kuhtz, ISBN 3-924038-66-X Ein ähnliches Konzept liegt dem Hobbythek-Liegerad zugrunde, bei dem ebenfalls Teile alter Fahrräder zum Einsatz kamen.

Da aber gerade Liegeräder ganz besonders genau konzipiert und auch gefertigt werden müssen, wenn sie gute Fahreigenschaften haben sollen, sind Eigenbauten professionellen Rädern fast immer restlos unterlegen. Das Gleiche gilt für billige Importräder aus Fernost, die nach Qualitätsstandards normaler Räder hergestellt wurden.

Geschwindigkeits- und Streckenrekorde

Teilverkleidetes Speedbike bei einem Zeitfahren im September 2005 auf der Kölner Radrennbahn.

Liegeräder werden aufgrund ihres aerodynamischen Potenzials so gut wie immer für Rekordversuche verwendet, die mit normalen Rennrädern gar nicht möglich wären. Kontrollierendes Organ außerhalb der UCI ist die IHPVA.

Eine Auswahl einiger Rekorde:

  • 200 m, fliegender Start:
Männer: 132,50 km/h (5,434 s) gefahren von Sam Whittingham auf Varna Diablo III am 18. September 2008 in Battle Mountain, Lander County, NV, USA
Frauen: 107,16 km/h (6,72 s) gefahren von Lisa Vetterlein auf Varna II am 10. Juli 2005 in Battle Mountain, NV, USA
  • 1000 m, fliegender Start:
Männer: 128,40 km/h (28,037 s) gefahren von Sam Whittingham auf Varna Diablo am 6. Oktober 2001 in Battle Mountain, NV, USA
Frauen: 75,7 km/h (47,558 s) gefahren von Andrea Blasecki auf Varna II am 27. Juli 1999 in Blainville, Canada
Männer: 87,123 km gefahren von Damjan Zabovnik auf Eivie II am 12. Juli 2008 auf dem EuroSpeedway Lausitz in Schipkau-Klettwitz
Frauen: 73,4 km gefahren von Rosmarie Bühler am 1. August 2002
  • Dauerleistungen:
6 Stunden stehender Start, Männer: Durchschnittlich 59,55 km/h gefahren von Axel Fehlau auf White Hawk am 7. Mai 2000 in Dudenhofen, Deutschland
24 Stunden stehender Start, Männer: Durchschnittlich 43,58 km/h gefahren von Greg Kolodziejzyk auf Critical Power am 11. Juli 2006 in Eureka, Kalifornien/USA (1046,1 km)[2]

Weiterhin ist zu erwähnen, dass alle hier aufgeführten Rekorde mit vollverkleideten nicht straßenverkehrstauglichen Fahrzeugen erreicht wurden.

Siehe auch

Quellen

  1. Die Absätze bis hier basieren auf: Gunnar Fehlau, Das Liegerad, Moby Dick Verlag, Kiel 1994, ISBN 3-922843-86-7, S. 10ff
  2. Bericht der Rekordfahrt

Weblinks


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