Kurzlieger

Kurzlieger
Moderner Kurzlieger mit Reiseausstattung und Untenlenker

Ein Kurzlieger oder Kurzliegerad ist ein Liegefahrrad, das etwa so lang wie ein gewöhnliches Fahrrad ist. Das konstruktive Merkmal eines Kurzliegers ist, dass sich das Tretlager vor dem Vorderrad befindet.

Der Begriff wird sowohl als Oberbegriff für alle Liegeräder dieser Bauart verwendet, steht aber auch für einen bestimmten Liegeradtyp.

Kurzlieger als Oberbegriff

  • Kurzlieger für den Renneinsatz oder betont sportliche Fahrweise sind Tieflieger bzw. Semi-Tieflieger und Highracer.
  • Knicklenker sind meistens sehr kompakte Liegeräder mit Vorderradantrieb. Ihr Einsatzbereich entspricht demjenigen herkömmlich gelenkter Kurzlieger, siehe nächster Abschnitt.
  • Ruderräder sind Liegeräder, bei denen ein dem Rudern ähnlicher Bewegungsablauf Kraft auf das angetriebene Laufrad bringt.

Kurzlieger als Liegeradtyp

Kurzliegerad älterer Bauart, Modell Odense

Kurzlieger, die nicht zu den oben genannten Typen gehören, haben eine Sitzhöhe von etwa 40 bis 60 cm und eine vergleichsweise aufrechte Rückenlage.

Während bei aufrechten Fahrrädern die Anforderungen für Radreisen und den Alltag unterschiedlich sind, speziell bei der Geometrie und den Maßen, sind Liegeräder für Reisen und den Alltag sehr ähnlich. Viele Kurzliegeräder lassen sich für beide Zwecke gleichermaßen verwenden. Wichtig für Reisen sind eine hohe Gepäckkapazität und unter Umständen starke Bremsen. Hilfreich ist eine Federung, die an die Belastung anpassbar ist.

Kurzliegeräder für Reisen und den Alltag haben praktisch immer eine Vollfederung, was den ohnehin hohen Komfort von Liegerädern deutlich erhöht. Außerdem sind gefederte Liegeräder in der Regel schneller, weil auf ein starkes Abbremsen vor Schlaglöchern oder beim Herunterfahren von Bordsteinkanten verzichtet werden kann.

Ein Vorteil gegenüber aufrechten Reiserädern ist, dass sich das Fahrverhalten mit Gepäck in der Regel nur geringfügig gegenüber dem Fahren ohne Last ändert. Meistens können fünf Taschen untergebracht werden. Je nach Konstruktion werden zwei Seitentaschen unterhalb des Sitzes und zwei am hinteren Gepäckträger oder alle vier Seitentaschen am hinteren Gepäckträger angebracht. Eine fünfte Tasche findet auf dem Gepäckträger Platz. Noch mehr Gepäck kann mit vielen Sesselrädern transportiert werden, die sich ebenfalls für Reisen eignen, aber nicht zur den Kurzliegern zählen.

Das Tretlager ist meistens nicht oder nur geringfügig höher als die unterste Stelle des Sitzes (geringe Tretlagerüberhöhung), was eine gute Sicht nach vorne gewährleistet.

Reise-Kurzlieger sind häufig mit Untenlenkung (Lenker unter dem Sitz) ausgestattet, weil die meisten Liegeradfahrer es besonders entspannt empfinden, dass sie die Arme während der Fahrt locker hängen lassen können und weil der Blick nach vorne dabei ungehindert ist. Oftmals ist die Vorderradgabel über eine Stange mit dem Lenker verbunden. Diese indirekte Lenkung ermöglicht einen vergleichsweise kleinen Wendekreis, weil der Lenker dabei so angebracht werden kann, dass er auch bei starkem Einschlag nicht an die Beine stößt. Bei der einfacheren Konstruktion der direkten Lenkung muss der Sitz etwas höher sein und weil der Lenker in Kurven mehr geschwenkt als gedreht werden muss, kann er eher an die Beine stoßen als bei der indirekten Lenkung.

Bei Alltags-Kurzliegern ist auch die Obenlenkung verbreitet. Sie erleichtert den Einstieg in das Liegeradfahren, weil die Umstellung vom aufrechten Fahrrad nicht so groß ist. Außerdem lassen sich Liegeräder mit Obenlenkung einfacher schieben, weil man sich dabei nicht bücken muss, um zu lenken. Der Transport in der Bahn ist etwas einfacher, weil Obenlenker in der Regel etwas schmaler sind als Untenlenker.

Bei den meisten Kurzliegerädern wird das Hinterrad über eine entsprechend lange Kette angetrieben. Der Vorderradantrieb ermöglicht den Einsatz einer kurzen und damit leichteren Kette auf Kosten des Lenkeinschlags. Auf losem Untergrund (Schotter, Sand) kann ein Vorderradantrieb bergauf leicht durchdrehen, sodass manche Anstiege nur mit Heckantrieb zu bewältigen sind. Knicklenker haben konstruktionsbedingt grundsätzlich Vorderradantrieb.

Ein Nachteil von Liegerädern bei Reisen kann die Ersatzteilbeschaffung mancher Komponenten (kleine Laufräder, Speziallenker) sein. Viele Teile, insbesondere die meisten Verschleißteile (Schaltung, Kette, Bremsen) sind allerdings Standardkomponenten.

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