Limbisches System

Limbisches System
Das Limbische System rot eingefärbt.

Das limbische System ist eine Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung von Triebverhalten dient. Dem limbischen System werden auch intellektuelle Leistungen zugesprochen. Die Sichtweise, bestimmte Funktionen (wie die Triebe) nur auf das limbische System zu beziehen und als vom Rest des Gehirns funktionell abgegrenzt zu betrachten, gilt heute als veraltet. Andere kortikale und nicht-kortikale Strukturen des Gehirns üben einen enormen Einfluss auf das limbische System aus. Die Entstehung von Emotion und Triebverhalten muss also immer als Zusammenspiel vieler Gehirnanteile gesehen werden und darf nicht dem Limbischen System allein zugesprochen werden.

Das limbische System ist auch für die Ausschüttung von Endorphinen, also körpereigenen Opioiden verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Der Begriff wurde 1878 von Paul Broca eingeführt, der einen „limbischen Lappen“ definierte. Der Name „limbisch“ leitet sich von lateinisch limbus („Saum“) ab, da die dazugehörigen Strukturen einen doppelten Ring um die Basalganglien und den Thalamus bilden. Paul MacLean prägte 1952 den Begriff „limbisches System“ und ordnete auch den Mandelkern diesem funktionellen Gebilde zu.

Die erste funktionelle Theorie wurde 1937 von James W. Papez entwickelt, der sogenannte Papez-Kreis.

Seit den 1990er Jahren steht das Konzept des limbischen Systems in zunehmender Kritik. Zum einen verweisen Autoren wie Rolf Kötter und Niels Meyer (1992) darauf, dass es kein unabhängiges und allgemein anerkanntes Definitionskriterium gibt - sei es anatomisch oder funktional -, das für alle zum limbischen System gezählten Gebiete zutrifft. Als Antwort auf diese Kritik haben andere Autoren das Konzept eines extended limbic system vorgeschlagen, das auch Teile der Großhirnrinde und des Hirnstamms umfasst, oder den Begriff als fuzzy limbic system (Isaacson) verteidigt. Zum anderen verweisen Wissenschaftler, die an den neuronalen Grundlagen von Emotionen forschen (z. B. Joseph LeDoux), darauf, dass Emotionen kein monolithisches Phänomen sind, sondern dass ganz unterschiedliche neuronale Substrate z. B. der Furcht oder dem Suchtverlangen zugrunde liegen. Unter anderem beschreibt die Neurowissenschaft das limbische System als „emotionales Machtzentrum im Gehirn“[1].

Anatomie

Die Strukturen des limbischen Systems bilden einen doppelten Ring um die Basalganglien und den Thalamus. Es wird gebildet aus phylogenetisch alten Anteilen der Großhirnrinde (Paläopallium und Archipallium, auch Allocortex) und subkortikalen Strukturen, die medial der Hemisphären liegen.

Das Limbische System gliedert sich in die folgenden anatomischen Strukturen (unvollständige Auswahl):

Jeder dieser Bestandteile besitzt wichtige funktionelle Verbindungen zu Steuerungszentren in anderen Hirnregionen. Die Verbindungen mit dem Mittelhirn werden auch als Mesolimbisches System bezeichnet.

Störungen des Limbischen Systems

Einige Krankheiten lassen sich auf Störungen des limbischen Systems oder der Amygdala zurückführen, so vermutlich die Unfähigkeit, emotionale Situationen einschätzen zu können; Gedächtnisstörungen; Posttraumatische Belastungsstörungen; Narkolepsie; Autismus; Depressionen; Phobien und das Urbach-Wiethe-Syndrom.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. Häusel, H.-G. (2008): Brain View. S. 80

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