Limbus (Religion)

Limbus (Religion)
Domenico Beccafumi: „Jesus im Limbus

Limbus (Latein für Rand, Saum, Umgrenzung) ist ein Begriff der katholischen Theologie.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Der Begriff Limbus bezeichnet:
1. den Vorraum oder den äußersten Kreis der Hölle. Fälschlicherweise wird er auch als Fegefeuer bezeichnet, obwohl er eher als dessen Gegenteil anzusehen ist: Das Fegefeuer ist Teil des Himmels, aber mit Leid; der Limbus ist Teil der Hölle, aber ohne oder mit wenig Leid. Er ist in dem Sinne der Aufenthaltsort für Seelen, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind. Als solcher war der Limbus nie als ein Teil der offiziellen kirchlichen Doktrin definiert.

2. die theologische Unsicherheit über den Heilsstatus derer, die beispielsweise ungetauft sterben. Die katholische Kirche spricht in diesen Fall von ihrem Vertrauen, dass es einen anderen Heilsweg gibt, den aber nur Gott alleine kennt.

So unterscheidet man

  1. den limbus patrum. Dies ist der Ort für die Seelen der verstorbenen Gerechten der Zeit vor Jesus Christus, also z. B. der biblischen Propheten. Im limbus patrum ist heute niemand mehr, denn er ist seit Christi Abstieg in das "Reich der Toten" leer, weil Christus seine Insassen allesamt in den Himmel geführt hat. Moses, Judith, Anna, Abraham und alle anderen Gerechten des Alten Bundes sind nach römisch-katholischer Überzeugung im Himmel. Als solche werden sie von der Katholischen Kirche auch als Heilige verehrt und angerufen.
  2. den limbus puerorum (auch: limbus infantium). Dies ist der Ort für die Seelen der ungetauften Kinder, die nicht zum Vernunftgebrauch gelangten, bevor sie starben. Im Oktober 2006 hat Papst Benedikt XVI. jedoch angekündigt, die Lehre vom limbus puerorum nicht mehr verbreiten zu wollen[1] (siehe unten).

Der Limbus in der ersten Bedeutung hat kein biblisches Fundament, sondern ergab sich als theologische Spekulation aus der Frage nach dem Erfordernis der Taufe für das Seelenheil und der Notwendigkeit des Erlösertodes Christi. Als solches war das Konzept des Limbus als ein Ort auch nie Dogma, sondern Teil theologischer Spekulation. Geschichtlich gab es so auch unterschiedliche Vorstellungen, was der Limbus bedeutet.

  1. Verlust der Gottesschau, geistige Umnachtung und Traurigkeit, aber recht milde Sinnesstrafen
  2. Verlust der Gottesschau, geistige Umnachtung und Traurigkeit, aber keinerlei Sinnesstrafen
  3. Nur Verlust der Gottesschau (ohne weitere Aussagen)
  4. Verlust der Gottesschau, aber zugleich eine rein natürliche Glückseligkeit.

Die Anschauung des Limbus war niemals unumstritten. Insbesondere der Gottesbegriff, der zu dieser Anschauung führte, wurde stets angegriffen. Es wurde bestritten, dass die Erbsünde allein und ohne persönliche Sünde zum Verlust der himmlischen Seligkeit führen könne.

So entwickelten sich besonders im 19. Jahrhundert verschiedene Konzepte, um das unbiblische Konzept des Limbus zu umgehen und dennoch an der Unverzichtbarkeit der Taufe festzuhalten.

Im Weltkatechismus von 1992 findet sich der Begriff des Limbus nicht mehr. Dort ist statt dessen die Rede von der „berechtigten Hoffnung, dass es für die ohne Taufe gestorbenen Kinder einen Heilsweg gibt“. Wie dieser Heilsweg aussehen soll, bleibt im Katechismus allerdings offen.

limbus puerorum

Entstanden ist die Vorstellung, dass Säuglinge, die ungetauft sterben, in den Limbus kommen, da man die Taufe als unverzichtbar für das Seelenheil und damit die Erlösung hält. Jedoch beschäftigte sich die päpstliche Internationale Theologenkommission bereits mit diesem Thema. Teilweise wird nun über die Formel nachgedacht, dass ungetauft sterbende Säuglinge „in der Erwartung auf universelle Erlösung durch Gott“ sterben. Da nach Ansicht der Kirche Gott alle Menschen erlösen will, könne man davon ausgehen, dass auch die Seelen ungetauft verstorbener Kinder in den Himmel kämen.

Papst Benedikt soll die Ablösung der Lehre vom limbus puerorum bereits vor seiner Wahl zum Papst im Sinn gehabt haben; die britische Tageszeitung Times zitiert seinen Bericht zur Lage des Glaubens von 1985 („Ratzinger-Report“): „Ich persönlich würde es aufgeben, da es immer nur eine Hypothese war.“[2]

Am 20. April 2007 (AP) genehmigte Benedikt XVI. die Ergebnisse der Internationalen Theologenkommission und ermöglichte damit, wie vermutet, die Abwertung der Lehre von limbus puerorum zu einer älteren theologischen Meinung, die nicht mehr seitens des kirchlichen Lehramts unterstützt wird.[3][4]

Limbus in der Literatur

In Dantes „Die Göttliche Komödie“ harren Dichter, Philosophen und Wissenschaftler aus vor- und außerchristlichen Kulturen im Limbus auf Erlösung, frei von körperlicher Bestrafung.

Literatur

  • Jacques Gélis: Les enfants des limbes. Mort-nés et parents dans l'Europe chrétienne. Paris 2006, 396 S. (Wichtigste kulturgeschichtliche Darstellung, vom führenden französischen Fachmann für die Geschichte der Kindheit)
  • Johannes Maria Schwarz: Zwischen Limbus und Gottesschau. Das Schicksal ungetauft sterbender Kinder in der theologischen Diskussion des zwanzigsten Jahrhunderts. Ein theologiegeschichtliches Panorama. 2006, 353 S.

Quellen

  1. www.kath.net
  2. www.orf.at
  3. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,478599,00.html
  4. http://www.tagesschau.de/ausland/meldung38452.html

Weblinks


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