- Holle
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Wappen Deutschlandkarte 52.09166666666710.158333333333116Koordinaten: 52° 6′ N, 10° 9′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Hildesheim Höhe: 116 m ü. NN Fläche: 61,15 km² Einwohner: 7.327 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 120 Einwohner je km² Postleitzahl: 31188 Vorwahl: 05062 Kfz-Kennzeichen: HI Gemeindeschlüssel: 03 2 54 022 Gemeindegliederung: 10 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Am Thie 1
31188 HolleWebpräsenz: Bürgermeister: Klaus Huchthausen (SPD) Lage der Gemeinde Holle im Landkreis Hildesheim Holle ist eine Gemeinde im Landkreis Hildesheim in Niedersachsen (Deutschland). Die Gemeinde hatte Ende 2009 rund 7400 Einwohner und erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 61 Quadratkilometern.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Holle liegt zwischen den Höhenzügen Vorholz im Norden, Lichtenberge (Nordwestteil des Salzgitter-Höhenzugs) im Osten und Hainberg im Südosten. Die Flusstäler der Innerste und Nette und die Waldgebiete der vorgenannten Höhenzüge bestimmen das landschaftliche Bild der Gemeinde Holle, die sich als eine Art grüne Lunge unweit der Großräume Hannover/Hildesheim und Braunschweig/Salzgitter befindet.
Holle gehört zum bereits im Mittelalter existierenden Ambergau. Als Gemeinde der Schlösser und Burgen hat Holle viele historische Kulturgüter zu bieten.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Holle besteht aus den Ortsteilen Derneburg, Grasdorf, Hackenstedt, Heersum, Henneckenrode, Astenbeck, Holle, Luttrum, Sillium, Söder und Sottrum. Die größte Ortschaft ist Holle vor Sottrum, Grasdorf und Sillium.
Geschichte
Das an zwei uralten Handelsstraßen von Lüneburg nach Nürnberg und von Hildesheim nach Goslar gelegene Holle muss aber schon zu germanischer Zeit eine wichtige Bedeutung gehabt haben, wie Ausgrabungsfunde vom Holler Kirchberg beweisen. Holle wurde urkundlich erstmals 1146 erwähnt. Die Ritterfamilie von Holle, der zahlreiche Besitzungen in Holle und Umgebung gehörten, erschien gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Ihr Machteinfluss schwand zunehmend zugunsten der Grafen vom Wohldenberg, die für kurze Zeit zu den mächtigsten Herrschern im nördlichen Harzvorland zählten. Aus dieser Zeit stammt auch der berühmte Berthold von Holle, der erste Sänger aus dieser Gegend, der in deutscher, d. h. höfischer Sprache dichtete und um 1260 die Dichtung "Crane" (Kranich) schuf, in der er die ritterlichen Tugenden der Liebe und Treue und die Abenteuer in fernen Ländern besingt.
Nach der Verlegung des Augustinerklosters von Holle nach Derneburg 1209–1213 durch Bischof Hartbert (1199–1216) entwickelte sich das Derneburger Kloster Anfang des 13. Jahrhunderts zum größten Grundbesitzer in der Grafschaft Holle.[2] 1275 verkauften die Grafen vom Wohldenberg ihre Grafschaft mit der Burg an Bischof Otto I. von Braunschweig-Lüneburg, Hildesheimer Bischof von 1260 bis 1279. Mit diesem Besitz und den zahlreichen Erwerbungen des Klosters Derneburg wurde die Kirche zur einflussreichsten Institution in Holle und den benachbarten Dörfern. Die Grafschaft Holle bildete fortan als Untere Go neben weiteren Ambergaudörfern das Amt Wohldenberg innerhalb des Hochstiftes Hildesheim.
Im Jahr 1443 übergab Abt Heinrich Barnten aus dem Kloster Marienrode das Augustinerkloster in Derneburg dem Orden der Zisterzienser, weil die klösterlichen Sitten von den dort lebenden Nonnen immer weniger eingehalten wurden. Mit dieser Übergabe gelangte auch das Patronatsrecht über die Kirche St. Andreas an den Orden des Heiligen Bernhard von Clairvaux.[2]
Mit der von Bischof Johann IV. verlorenen Hildesheimer Stiftsfehde fiel das Amt Wohldenberg und damit auch Holle 1523 an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel unter Herzog Heinrich dem II., genannt der Jüngere. Unter seiner Regierung blieben zunächst die katholischen Religionsverhältnisse in den Pfarreien, so auch in Sottrum, bestehen, wenn auch langfristig gesehen der Herzog die innerkirchlichen Strukturen zugunsten eines selbstständigen katholischen Landeskirchenregimentes ändern wollte. Aufgrund einer evangelische Kirchenvisitation 1542 wurde Sottrum nach Holle eingepfarrt; die evangelische Gemeinde in Holle erhielt im Jahr 1544 mit Wilhelmus Bodicher ihren ersten Prädikanten.[2] Nach dem Dreißigjährigen Krieg von 1618-48 kamen die Holler Dörfer wieder zum Hochstift Hildesheim zurück.
Holles überregionale Bedeutung kam 1728 noch einmal zum Ausdruck, als dem Ort das Privileg zum Abhalten von Jahrmärkten verliehen wurde. Der Holler Thie bekam den Namen Markt oder Marktplatz. Hier fanden im Frühjahr der Krammarkt und im Herbst der Viehmarkt bis in das Jahr 1930 statt, zu denen aus über 20 Dörfern der Umgebung die Landleute zum Einkaufen nach Holle kamen.
Die Bahnstrecke Derneburg–Seesen, die 1887 bis Bockenem und 1889 bis Seesen fertiggestellt wurde, führte westlich an Holle vorbei. Zwischen Sottrum und Burg Wohldenberg wurde ein Haltepunkt eingerichtetet. Der ursprünglich ländliche Charakter von Holle änderte sich nach dem 2. Weltkrieg nachhaltig. Zwischen 1950 und 1980 entstanden in Holle große Baugebiete zwischen dem alten Dorf und der Schule, die auch heute noch erweitert werden. Auch der Autobahnbau von 1958 bis 1960 mit dem Zubringer nach Salzgitter/Braunschweig brachte wesentliche Veränderungen mit sich.
Die Bahnstrecke von Derneburg nach Seesen wurde 1990 für den Personen- und 1995 auch für den Güterverkehr stillgelegt. Sie wird noch gelegentlich von einer Museumseisenbahn, die auch am Haltepunkt Wohldenberg hält, und vereinzelt zur Beförderung von Gütern genutzt.
Als 1974 im Rahmen der niedersächsischen Gebietsreform die Einheitsgemeinde Holle entstand, konnte sich die Verbindung der einzelnen Dörfer auf eine jahrhundertealte gemeinsame Geschichte stützen. Zu der ehemaligen Grafschaft Holle gehörten im Altertum die Dörfer Astenbeck, Cantelsem, Derneburg, Grasdorf, Hackenstedt, Heersum, Henneckenrode, Holle, Luttrum, Söder und Sottrum sowie die Dörfer Binder, Wartjenstedt, Burgdorf, Hohenassel und Nordassel.
Am 26. Januar 2007 zerstörte ein Feuer große Teile der evangelischen St. Martinikirche in Holle.[3]
Politik
Gemeinderat
Dem Gemeinderat von Holle gehören neben dem Bürgermeister 20 gewählte Mitglieder an.
Stand: Kommunalwahl vom 10. September 2006
Bürgermeister
Amtierender Bürgermeister der Gemeinde ist Klaus Huchthausen (SPD).
Wappen
Das Holler Wappen erinnert an die alte Siedlungsgeschichte des Ortes und an seine frühe überregionale Bedeutung als Gerichtsstätte. Im Mittelpunkt ist die Holler Scheibenfibel abgebildet, die als Grabbeilage bei Ausgrabungen 1936 auf dem Holler Kirchberg gefunden wurde. Die Scheibenfibel, eine Nadel zum Halten von Kleidungsstöcken, ist aus einem reich verzierten Kupferblech von 50 mm Durchmesser gearbeitet, in das drei rote Glasplättchen und drei weiße Perlmuttscheibchen eingelegt sind. Sie stammt aus der Zeit der Merowinger um das Jahr 600. Die Darstellung der Eiche geht auf einen alten Urkundentext von 1186 zurück, in dem vom Grafen Burchard von Wohldenberg die Rede ist, der "unter der Eiche bei Holle" das Grafengericht abhielt. Die Ausübung dieser gräflichen Pflicht fand traditionsgemäß an althergebrachten Thingplätzen, Beratungsplätzen aus germanischer Zeit, statt. Holle war zu der Zeit die Malstatt der "Niederen Go" des Ambergaus, d. h. Gerichtsplatz der Grafen vom Wohldenberg. Das Rittergeschlecht derer von Holle wurde durch die Grafen vom Wohldenberg abgelöst.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Holle als Gemeinde der Schlösser und Burgen bietet zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten. Darunter befinden sich die Burg Wohldenberg, das Schloss Derneburg, das Barockschloss Söder und das Renaissanceschloss Henneckenrode. Besichtigenswerte Kirchen sind die Annenkirche in Luttrum, die im Stil des Klassizismus erbaute Saalkirche St. Andreas (1816-1818) in Sottrum mit ihrem Barockaltar und die Marienkapelle in Söder. Das Kulturzentrum und Ausflugscafé "Das Glashaus" und der Rundwanderweg "Laves-Kulturpfad" in Derneburg sind kulturhistorische Besonderheiten. Der Freizeitpark Sottrum ist ein beliebter Ort für Eltern und Kinder.
Museen
- Heimatmuseum Holle
1981 wurde unter der Leitung des damaligen Gemeindeheimatpflegers Egon Perkuhn ein Arbeitskreis gegründet, der sich mit dem Aufbau eines Heimatmuseums befasste. Die Gemeinde Holle stellte dazu geeignete Räume im Gebäude der Bertholdstraße 16 in Holle zur Verfügung.
Ausgehend von einer kleinen Schulsammlung, die Wilhelm Geigele in den 60er Jahren zusammengetragen hatte, wurde innerhalb kurzer Zeit der Bestand auf weit über 700 Exponate erweitert, so dass anlässlich der Eröffnung des Museums am 23. Oktober 1982 bereits 3 Räume zur Besichtigung freigegeben werden konnten. Bereits am 28. August 1983 wurden 2 weitere Räume anlässlich der 850-Jahrfeier Grasdorf freigegeben.
Am 27. Oktober 1984 erfolgte die Erweiterung des Museums auf 10 Räume. Nach einer gründlichen Restaurierung des Hauses mit einem Bauvolumen von 250.000 DM konnte am 26. Mai 1989 das Heimatmuseum eröffnet werden. 270 Facharbeiterstunden und 295 Helferstunden vom Arbeitskreis Museum waren nötig für die Innenarbeiten.
Das Heimatmuseum bekam am 3. Januar 1998 die leer stehende Wohnung im Haus von der Gemeinde Holle zur Verfügung gestellt. Der Umbau und die Gestaltung der Räume wurde maßgebend durch den 2. Vorsitzenden Herrn Emmel durchgeführt. 20 Räume auf 500 Quadratmetern einschließlich des Dachgeschosses können nun den Besuchern gezeigt werden.
Sport
Im Sportverein TuS Holle/Grasdorf werden die Sportarten Fußball, Handball, Volleyball, Schwimmen, Bodystyling, Wandern, Laufen, Turnen u. a. betrieben. Im Jahre 2007 hat sich die Judoabteilung des TuS Holle/Grasdorf nach Differenzen mit dem Hauptverein verselbständigt und nennt sich jetzt Judo in Holle e. V.
Wirtschaft und Infrastruktur
Gewerbe
Unter dem Namen „Business Point Holle“ veranstalten Holler Unternehmen eine jährliche Gewerbeschau mit Ausbildungsmesse.[4]
Verkehr
Holle liegt 20 Kilometer von Hildesheim entfernt verkehrsgünstig an den Bundesautobahnen 7 und 39. Die Bundesfernstraßen 6, 243 und die 444 führen durch die Gemeinde. In der Ortschaft Derneburg besteht mit dem Bahnhof ein Anschluss an die Bahnstrecke Hildesheim–Goslar. Die Stilllegung der Bahnstrecke von Derneburg nach Seesen in den 1990er Jahren erwies sich für die wirtschaftliche Entwicklung Holles als nachteilig.
Weblinks
Commons: Holle – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
- ↑ a b c Geschichte St. Andreas in Sottrum http://www.wohldenberg.de/index.php?option=com_content&task=view&id=46&Itemid=64 am 22. Februar 2008
- ↑ Hannoversche Allgemeine Zeitung Nr. 23/2007, S. 7] (vom 27. Januar 2007)
- ↑ Business Point Holle
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