- Line Dance
-
Line Dance ist eine Tanzform, bei der einzelne Tänzer unabhängig von der Geschlechtszugehörigkeit in Reihen und Linien vor- und nebeneinander tanzen. Die Tänze sind passend zu Musik choreografiert, die meist aus den Kategorien Country und Pop stammt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die ursprüngliche Form des Tanzes ist - wie die Entwicklung des Volkstanzes in vielen Kulturen zeigt - der Gruppentanz. Der Paartanz ist eine spätere Form, die sich nicht in allen Völkern der Erde findet. Dabei gibt es häufig eigene Tanzformen für Männer und Frauen. Insofern ist der Line Dance die moderne Ausprägung des ursprünglichen Tanzes.
Der Line Dance entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts hauptsächlich in den USA, teilweise aus dem Showtanz. In den europäischen Diskotheken wurde etwa ab den 1960er Jahren in der Öffentlichkeit zu Pop- und Rockmusik getanzt, und es entwickelte sich eine Tanzkultur neben dem traditionellen Paartanz.
In Deutschland ist Line Dance als Freizeitsport seit 2002 anerkannt. Im Rahmen des Deutschen Tanzsportabzeichens (DTSA) gibt es eine eigene Prüfung für Line Dance.
Musik und Tänze
Meist hat ein Autor eine Choreografie speziell für einen Musiktitel entwickelt, oft werden für die Schrittfolgen aber auch alternative Musiktitel angegeben. Die Fixierung von Choreografien erfolgt per Schrittbeschreibung (häufig auch engl. step sheet). Traditionell wird zu Country-Musik getanzt. Aktuelle Interpreten des Genres wie Shania Twain oder Keith Urban werden gerne aufgegriffen, häufig werden auch Choreografien zu aktuellen Popsongs oder Rock-’n’-Roll-Oldies verfasst.
Die Choreografien tragen Namen wie beispielsweise Bread and Butter, Electric Slide oder Just a Kiss. Während Anfänger mit einem Repertoire von 20 Tänzen zu fast jeder Musik einigermaßen passende Schrittfolgen finden, beherrschen Fortgeschrittene oft mehrere hundert Tänze.
Die einzelnen Tänze lassen sich nach ihrer Verwandtschaft zu anderen Tanzstilen in Gruppen kategorisieren. Es finden sich dabei Begriffe wie Walzer, Cha-Cha-Cha, Rumba, Polka und viele weitere Klassen und Bezeichnungen des Paartanzes wieder. Mittels der Oberbegriffe Rise & Fall, Smooth, Cuban und Lilt wird eine Zuordnung zu den jeweiligen Musikrichtungen und Rhythmen vorgenommen:
- Rise & Fall: Langsamer Walzer, Wiener Walzer, Waltz
- Smooth: Quick Step, Tango, Hustle, Texas Two Step, West Coast Swing
- Cuban: Cha Cha, Mambo, Rumba, Merengue
- Lilt: East Coast Swing/Jive, Polka, Samba, Irish etc.
Um den zur Verfügung stehenden Platz auf Veranstaltungen nicht zu sehr zu beanspruchen, wurde aufbauend auf den schon länger existierenden Tanzordnungen der Tanzflächen bei Standard und Latein eine Aufteilung entwickelt, die auch Line Dance einschließt.
Aufbau
Die Schrittfolgen wiederholen sich je nach Schwierigkeitsgrad oft nach 16, 32, 48, 64 oder 72 Schritten. Je nach Anzahl und Abfolge der im Tanz enthaltenen Drehungen können die Tänzer nach Ende der Schrittfolge in eine andere Richtung (zur Wand, Englisch: Wall) blicken. Man spricht daher von 1-Wall-, 2-Wall- oder von 4-Wall-Tänzen.
Es gibt Tänze, die als phrased bezeichnet werden und die sich durch eine Aneinanderreihung von Einzelsequenzen darstellen. Hierbei werden mehrere Passagen so kombiniert, dass sie dem Musikstück weitestgehend angeglichen sind. Kleinere Abweichungen von einem Standard-Muster werden dagegen als restart (Abbruch der Sequenz mit Neustart) oder tag/Brücke (spezielle Überleitung mit wenigen Takten) bezeichnet; weiterhin gibt es Initial- und Final-Sequenzen, die allesamt nur mit einer speziellen Interpretation des entsprechenden Musikstücks sinnvoll zu kombinieren sind.
Dancefloor-Etiquette
Die Dancefloor-Etiquette (auch: Line-Dance-Etikette) regelt als sogenannter „Knigge des Tanzbodens“ die zeitgleiche Ausführung verschiedener Tanzstile auf demselben Tanzboden zur selben Musik. Dabei bewegen sich mobile Paartänzer auf zwei Kreisbahnen gegen den Uhrzeigersinn um die nicht so mobilen Line Dancer und andere mehr auf der Stelle tanzenden Paartänzer herum. Neben den Platzierungsfragen hält die Dancefloor-Etiquette auch das Verhalten neben der Tanzfläche fest.
Kleidung
Bei Tanzveranstaltungen gibt es keine Kleiderordnung. Sofern eine bestimmte Musikrichtung vorgegeben ist, wählen viele Tänzer passende Accessoires. Die Bekleidungsrichtlinien für Meisterschaften finden sich in ihren Regelwerken.
Turniertänzer wählen oft aufwändige Tanzkleidung, wie sie in ähnlicher Form im Bereich der Standard- und Lateintänze zu finden ist. In der Turnierkategorie „Funky-Tanz“ werden gerne dem Hip-Hop und verwandter Stile zugehörige Kleidung gewählt. Bei Country-Musik gehören oft Stiefel, Gürtel mit dekorativer Schnalle, Bolotie (eine Art Krawatte aus Lederschnur) und Cowboyhut dazu.
Internationalität
Beim Line Dance können Personen, die sich nicht kennen und möglicherweise keine gemeinsame Sprache sprechen, miteinander tanzen. Als das grundsätzliche Verbreitungsgebiet gilt der Süden und der mittlere Westen der USA. Heute finden sich auch in europäischen Ländern wie Deutschland, England, den Niederlanden und Österreich sowie in Ostasien zahlreiche Anhänger in lokalen und nationalen Organisationen.
Weltrekorde
Zahlenmäßige Weltrekorde sind:
- Redwood City, Kalifornien, 4. Juli 1994, Cowgirls Twist mit mehr als 3.700 Tänzern
- Tamworth (Australien), 1997 bis 2002, Boot Scootin' Boogie mit bis zu 6.700 Tänzern
- Singapur, 1. Mai 2002, Singapore Swing mit rund 12.000 Tänzern
- Hongkong, 29. Dezember 2002, Baby Likes To Rock It mit ebenfalls rund 12.000 Tänzern
Meisterschaften
Vor allem die größeren Line-Dance-Meisterschaften werden meistens im Kontext von Meisterschaften für Country- und Westerntanz abgehalten. Die Teilnehmer in den diversen Disziplinen des Line Dance stellen dabei häufig das Gros der antretenden Tänzer dar.
Meisterschaften werden von drei großen internationalen Organisationen veranstaltet. Die UCWDC (United Country Western Dance Council), gegründet 1989 in den USA,[1] organisiert Turniere in Line- und Couple-Dance in den USA und Europa. 2002 entstanden die Masters in Line (MIL), die hauptsächlich in Europa, aber mittlerweile auch in Afrika, Nordamerika und Asien Turniere und Social-Dance-Events ausrichten. Die neueste Organisation nennt sich World Country Dance Federation (WCDF) und veranstaltet Meisterschaften in Europa. Alle drei richten neben lokalen und nationalen Turnieren auch Weltmeisterschaften aus. Bei den nationalen Turnieren werden teilweise auch nationale Meister für die jeweilige Turnierserie in den einzelnen Wertungskategorien gekürt.
Die Deutsche Meisterschaft wird vom Bundesverband für Country- und Westerntanz (BfCW) als dem zuständigen Fachverband mit besonderer Aufgabenstellung des DTV ausgerichtet.
Publikationen und Periodika
- Living Linedance - deutsche Zeitschrift
- Linedancer Magazine - englische Zeitschrift
- NTA-Mitgliederblatt (Englisch, interne Publikation der NTA, enthält jeweils mehrere Artikel im Umfang einer A4-Seite über Tanztechnik für Trainer)
- NTA-Dance-Fundamentals-Referenzhandbuch (Englisch, fasst Grundlagen von Tanztechnik zusammen)
- „Rosenbriefe“ (Deutsch, private Lehrbriefe und Neuigkeiten für den süddeutschen Raum von Rose Grimmer, um ca. 2000, heute eingestellt)
Weblinks
- get-in-line.de Tanzanleitungen auf Deutsch
- kickit.to Tanzanleitungen auf Englisch
- Bundesverband für Country- & Westerntanz e.V. (BfCW)
- ACWDA - Österreichischer Fachverband für Country- & Westerntanz
- SCWDA Schweizerischer Dachverband für Country- & Westerntanz
Einzelnachweise
- ↑ Origins and History. Website der UCWDC, 6. August 2006. Abgerufen am 5. August 2010.
Kategorien:- Tanz aus den Vereinigten Staaten
- Country-Musik
- Gruppentanz
Wikimedia Foundation.