- Linz 2009 – Kulturhauptstadt Europas
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Linz09 ist der gängige Sprachgebrauch für das Projekt Linz 2009 – Kulturhauptstadt Europas. Die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz an der Donau ist in diesem Jahr – ebenso wie Vilnius in Litauen – europäische Kulturhauptstadt. Die Stadt Linz richtet aus diesem Anlass etwa 250 kulturelle Veranstaltungen aus, wofür ein Budget von 68,7 Mio. € bereitgestellt wurde.
Linz gilt in Österreich und Europa vor allem als bedeutende Industriestadt. Doch hat sie in den letzten Jahrzehnten stark an Lebensqualität gewonnen, die Umweltverschmutzung drastisch reduziert und sich – mehr als andere österreichische Großstädte – auf moderne Kunst spezialisiert. So wurde u.a. zu Jahresbeginn der Neubau des Ars Electronica Center (AEC) an der Nibelungenbrücke eröffnet, das als interaktives Museum der Zukunft konzipiert ist.
Inhaltsverzeichnis
Investitionen und Trägerorganisation
Organisatorischer Träger von Linz09 ist die 2005 gegründete Linz 2009 – Kulturhauptstadt Europas OrganisationsGmbH. Sie ist ein 100% Tochterunternehmen Stadt Linz und hat zwei Geschäftsführer, Martin Heller (künstlerisch) und Walter Putschögl (kaufmännisch). Vorsitzende des Kuratoriums sind Landeshauptmann Josef Pühringer und Bürgermeister Franz Dobusch, Vertreter der Republik ist Bundesminister a.D. Werner Fasslabend.
Die Beschlüsse für die notwendigen Bauprojekte und die kulturellen Investitionen wurden vom Land und der Stadt seit 2006 getroffen. Sie betreffen das Budget und das Programmmanagement, die Programmplanung und -abwicklung, die Koordination mit den Veranstaltern und anderen Gebietskörperschaften, die touristische Infrastruktur und – als besonderer Schwerpunkt – deren nachhaltige Weiterentwicklung nach 2010.
Kontrast zwischen Industrie und Kunst
Linz war lange vor allem als Industriestandort bekannt. Seit den 1970er-Jahren hat sich in der Stadt im Kontrast eine rege, moderne Kulturszene etabliert, die sich mit LINZ09 auch überregional präsentieren will. Institutionen dieser Kulturszene sind das AEC und der umstrittene Bau des Lentos-Museums mit jährlich etwa 150.000 Besuchern. Die Gebäude prägen das Donaugelände bei der Nibelungenbrücke. An der Donaulände liegt auch das Brucknerhaus (1974). Im Zuge dieser kulturellen Impulse wurden auch die Oberösterreichischen Landesmuseen erneuert, die Landesgalerie erweitert und im nahen Rathausviertel das Stadtmuseum Nordico 2008 neu gestaltet.
Als Kulturhauptstadt betont Linz den Zusammenhang von Industrie, Kultur und Natur. Als Industriestadt mit technologisch-wirtschaftlich ausgerichteten neuen Hochschulen will sie die Kultur in denselben Rang heben und in Reminiszenz an die ehemals starke Luftverschmutzung die Koexistenz von Produktionszentren mit einer ökologisch orientierten Lebensqualität ermöglichen. Dieses Ziel verfolgt Linz bereits seit einigen Jahrzehnten und verdankt der Konkurrenz bzw. der Wechselwirkung von Wirtschaft, Kultur und Natur zahlreiche städtebauliche Veränderungen.
Das Logo von Linz09 ist Ergebnis eines um 2006 abgehaltenen Wettbewerbs und ermöglicht das spielerische Einbetten der typografischen Formen Punkt und Komma − stellvertretend für die Zahlen 0 und 9 (für 2009) − in diverse Bildmotive.
Geschichte
An den Eröffnungsfeierlichkeiten im Donaupark vom 31. Dezember bis 4. Jänner nahmen etwa 205.000 Besucher teil. Die Stadtbevölkerung beträgt 189.000. Zu Mitternacht des 31. Dezember wurde als Festmusik die an den englischen Komponisten Orlando Gough in Auftrag gegebene Raketensinfonie uraufgeführt. Sie ist ein orchestriertes Chorwerk und wurde mit 300 Sängern für das Silvester-Feuerwerk inszeniert.
Kulturprogramm
Im Programm verbindet sich die Neue Kunst mit der Stadtgeschichte und der Zukunft, mit lokalen und europäischen Themen.
Nachhaltigkeit und Stadtteil-Kultur
Auf die Nachhaltigkeit der kulturellen Wirkungen wird besonderer Wert gelegt, die schon im Vorfeld der Programme 2007 und 2008 eine Rolle spielte – u.a. in Kooperationen mit Wien (Architekturzentrum) und den Landesausstellungen. Das Programm wird nicht durch Gastspiele auswärtiger Künstler geprägt, sondern durch Kunst von Linzer Künstlern.
Das Projekt „Hörstadt“ die akustische Umwelt einer Stadt bewusster machen, u.a. mit einer Kampagne gegen Zwangsbeschallung im öffentlichen Raum und in Einkaufszentren unter dem Titel Beschallungsfrei. Im Zuge des Projektes wurde vom Gemeinderat die Linzer Charta beschlossen.[1]
Jeden Monat finden in einem einem Kulturstadtteil des Monats spezielle Aktivitäten statt.[2]
Aufarbeitung des Nationalsozialismus
Die Vergangenheit als „Hitlers Lieblingsstadt“ der Linz seine Wirtschaftskraft und Großindustrie verdankt ist bereits seit Herbst 2008 Thema einer Sonderausstellung im Linzer Schlossmuseum.[3] Hitler plante, Linz zu einer Weltstadt an der Donau umzubauen. Relikte dieser Pläne sind die Brückenkopfgebäude, in denen Kunstuniversität und Finanzamt untergebracht sind, sowie die Nibelungenbrücke. Zudem wurde der Plan gefasst, im Sonderauftrag Linz ein Kunstmuseum mit bedeutenden Kunstwerken aus ganz Europa zu errichten.[4][5] Schwerpunkt der Ausstellung sind die Kunst im Nationalsozialismus und die Umbaupläne für Linz.[4] Unter dem Thema „Kulturhauptstadt des Führers – Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich“ werden Dokumenten, Fotos, alte Filme, Gemälde Modelle, Plane und Gemälden gezeigt. Manche Besucher kritisierten, dass Hitlers Pläne für eine Linzer Monumentalarchitektur auf "uns Nachgeborene" zu positiv wirken. Gestaltet wurde die Ausstellung von der Historikerin Birgit Kirchmayr; zur Auseinandersetzung lädt u.a. die Tatsache ein, dass Hitler plante, das Schloss (das Ausstellungsort ist) in einen Alterssitz in Form eines deutschen Gutshofes umzubauen.
Die ersten Räume zeigen die Stilisierung von Linz zur „Heimatstadt des Führers“, die Erwartungen seiner Bewohner und den kulturpolitisch- zeitgeschichtlichen Hintergrund. Thematisiert wird auch der Jubel beim Anschluss 1938 und Hitlers Verherrlichung von Adalbert Stifter und Anton Bruckner, die bis heute negativ nachwirken. Als Gegenthema fungiert das KZ Mauthausen und Hitlers Begeisterung für einen jüdischen Sänger des Lohengrin. Auch wenn die meisten Pläne unrealisiert blieben, zeigt sich die Nazi-Stadtarchitektur doch an der Nibelungenbrücke und einigen Wohnsiedlungen.
Provokant wirkt die Vitrine mit Devotionalien und ein Gästebuch mit Hitlers Eintragung. Behandelt wird auch seine Beschaffungsaktion für die Gemälde seines Führermuseums – ob legal, jüdische Enteignung oder befohlener Kunstraub, es stehen Schicksale dahinter.
Einzelnachweise
- ↑ http://www.hoerstadt.at/hoerstadt/vorhaben.html
- ↑ http://www.linz.at/presse/2008/200811_42155.asp
- ↑ „Kulturhauptstadt des Führers“ Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich abgerufen am 18. Jänner 2009
- ↑ a b http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Linz_2009_%E2%80%93_Kulturhauptstadt_Europas&action=edit
- ↑ http://www.dhm.de/datenbank/linzdb/einleitung.html
Weblinks
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