- Antihämophiles Globulin A
-
Gerinnungsfaktor VIII —
Vorhandene Strukturdaten: 1cfg, 1d7p, 1iqd, 1fac, 2r7e, 3cdz Größe 2332 AS; 265 kDa Kofaktor von-Willebrand-Faktor Bezeichner Gen-Namen F8; AHF; DXS1253E; F8 protein; F8B; F8C; FVIII; HEMA Externe IDs OMIM: 306700 UniProt: P00451 MGI: 88383 Arzneistoffangaben ATC-Code B02BD02 DrugBank DB00025 Handelsnamen - Advate® (Baxter)
- Kogenate® (Bayer)
Verschreibungspflicht ja Vorkommen Homologie-Familie Gerinnungsfaktor 5 Übergeordnetes Taxon Euteleostomi Blutgerinnungsfaktor VIII (F8), auch Antihämophiles Globulin A, ist ein Glykoprotein und ein Gerinnungsfaktor bei Wirbeltieren. Ein Mangel des Gerinnungsfaktors beim Menschen führt zur Hämophilie A (sog. Bluterkrankheit). Ursache ist immer eine Mutation im F8-Gen, das für den Faktor VIII codiert. Eine intravenöse Zufuhr dieses Blutgerinnungsfaktors ist daher die einzige Therapie für Bluterkranke. Seit 2002 wird Faktor VIII zu diesem Zweck auch gentechnisch hergestellt; vorher wurde er aufwendig aus gespendetem Blut gewonnen.
Inhaltsverzeichnis
Biosynthese
Faktor VIII wird in bestimmten Leberzellen gebildet und in Leber und Niere abgebaut.[1][2]
Das F8-Gen umspannt 187000 Basenpaare in 26 Exons. Die transkribierte mRNA ist 9029 Basen lang und wird in ein Protein mit 2351 Aminosäuren translatiert, von dem durch posttranslationale Modifikation weitere 19 Aminosäuren entfernt werden.[3]
Biologische Funktion
Faktor VIII, zusammen mit Calcium und Phospholipiden (die bei Verletzungen entstehen) sind die Kofaktoren für Faktor IXa, der notwendig ist, um Faktor X zu aktivieren. Dieser Reaktionsschritt ist essentiell für die Blutgerinnung, denn Faktor X aktiviert Prothrombin zu Thrombin und dieses setzt Fibrin aus Fibrinogen frei.
Siehe den Hauptartikel zum Thema Blutgerinnung.
Pharmakologie
Eine ständige Verfügbarkeit von Faktor VIII zur intravenösen Zufuhr ist für an Hämophilie A Leidende die einzige Rettung vor einem vorzeitigen Tod. Bis zum Jahr 2002 wurde Faktor VIII ausschließlich aus gespendetem Blut hergestellt, womit sich durch die tägliche Zufuhr die bekannten Risiken durch verunreinigtes Blut stellten. Diese Gefahr kann durch Verwendung von gentechnisch erzeugtem Faktor ausgeschlossen werden, der unter Octocog alfa (INN) erhältlich ist (Handelsname Advate®; Hersteller: Baxter / Kogenate® Bayer; Hersteller: Bayer HealthCare).
Dosierung, Art und Dauer der Anwendung
Die Dosierung und Häufigkeit der Anwendung richtet sich danach, ob Octocog alfa zur Behandlung von Blutungen oder zur Verhütung von Blutungen bei chirurgischen Eingriffen eingesetzt wird. Die Dosierung wird darüber hinaus abhängig vom Schweregrad der Blutung und der Art des chirurgischen Eingriffes angepasst.
Gegenanzeigen
Octocog alfa sollte nicht bei Patienten angewendet werden, die möglicherweise überempfindlich (allergisch) gegenüber rekombinanten Gerinnungsfaktor VIII, Maus- oder Hamsterprotein oder einem der anderen Inhaltsstoffe sind.
Kontraindiziert sind alle Analgetika mit thrombozytenaggregationshemmender Wirkung, besonders Acetylsalicylsäure. Indiziert sind beispielsweise Dextropropoxyphen, Tilidin + Naloxon, Pentetocin, Buprenorphin, Paracetamol, Diclofenac.
Unerwünschte Wirkungen
Patienten mit Hämophilie A können Antikörper (Inhibitoren) gegenüber Faktor VIII bilden. Ein Antikörper ist ein Protein, das vom Körper aufgrund seines natürlichen Schutzmechanismus als Reaktion auf unbekannte Stoffe gebildet wird. Die Antikörperbildung richtet sich gegen den zugeführten Gerinnungsfaktor und resultiert in einer kompletten oder partiellen Inaktivierung des Faktors. Als Folge kommen Blutungen trotz Anwendung üblicher Faktordosierungen nicht oder verzögert zum Stillstand – die so genannte „Hemmkörperhämophilie“.
Patienten mit Hemmkörpern werden nach ihrem Hemmkörpertiter als „Low Responder“ und „High Responder“ charakterisiert. Hemmkörper können sich spontan zurückbilden, bei Low Respondern eher als bei High Respondern. Die Behandlung der akuten Blutung ist symptomatisch. Die kausale Behandlung besteht in der Elimination oder Reduktion der Hemmkörper durch Erzeugung einer Immuntoleranz (Immuntoleranzinduktion, ITI) und sollte immer angestrebt werden. Sowohl bei der symptomatischen Behandlung der akuten Blutung als auch bei der Hemmkörperelimination müssen Faktorenkonzentrate hoch dosiert verabreicht werden.
Bei einer allergischen Reaktion nach Infusionsbeginn muss die Infusion gestoppt und auf ein anderes Präparat gewechselt werden. Bei einer anaphylaktischen Reaktion gelten die üblichen Notfallbehandlungsmaßnahmen.
Aufgrund früher nicht virusinaktivierter Faktoren-Konzentrate können Erkrankungen und Folgeerkrankungen der Leber auftreten.
Herstellung
Octocog alfa wird nicht aus humanen Blutplasma extrahiert, sondern mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt: Es wird von einer Zelle produziert, in die ein Gen eingeschleust wurde, das sie zur Expression des humanen Gerinnungsfaktors VIII befähigt (s.a. Pharmazeutische Biotechnologie). Biotechnologisch hergestellte Präparate bieten eine sehr viel höhere Sicherheit vor Viren und anderen Verunreinigungen als direkt aus Blutplasma hergestellte Faktor VIII-Präparate. In den achtziger Jahren kam es durch verunreinigtes Spenderblut bei Hämophilen weltweit zu HIV- und Hepatitis-Infektionen aufgrund von Unkenntnis aber auch Fahrlässigkeit und z. T. sogar Profitsucht.[4] Dies wurde in einigen Ländern als "Blutskandal" bekannt.[5]
Einzelnachweise
- ↑ http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/dispomim.cgi?id=306700 OMIM-Eintrag]
- ↑ http://www.aok.de/bund/tools/medicity/laborwert.php?icd=165 AOK über Faktor VIII Blutwert]
- ↑ http://www.germonline.org/Homo_sapiens/geneview?gene=ENSG00000185010 ENSEMBL-Eintrag]
- ↑ Produktinfo Advate
- ↑ Aids scandals around the world BBC News, 9.8.2001
Siehe auch
I Fibrinogen | II Prothrombin | III Thromboplastin | IV Calcium | V Proaccelerin | VI Nicht vergeben | VII Proconvertin
VIII Antihämophiles Globulin A | IX Christmas-Faktor | X Stuart-Prower-Faktor | XI PTA (Plasma thromboplastin antecedent)
XII Hageman-Faktor | XIII Fibrinstabilisierender Faktor
Weitere Gerinnungsfaktoren: Präkallikrein | Hochmolekulares Kininogen
Wikimedia Foundation.