- Antipode
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Antipoden (von griechisch ἀντί antí „gegen“ und πούς, Genitiv: ποδός poús, podos „Fuß“, wörtlich „Gegenfüßer“; latinisiert: „Antipodes“) ist die Bezeichnung
- für die Menschen, die auf der anderen Seite der Erdkugel leben (sozusagen mit ihren Füßen denen des Betrachters zugewandt)
- für die dort auf der anderen Seite einer kugelförmigen Erde liegenden Gebiete
Inhaltsverzeichnis
Vorstellungen in der Geschichte
Die Möglichkeit der Existenz von Menschen auf der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel war bis in die Neuzeit hin umstritten.
Auseinandersetzung in der Antike
In der Antike wurden unterschiedliche Weltbilder nebeneinander her vertreten. Bei den Verfechtern einer kugelförmigen Erde stellte sich die Frage nach möglichen Bewohnern der gegenüberliegenden Erdhälfte. Pythagoras, Platon, Cicero und andere Autoren der Antike hielten die Existenz von Antipoden für möglich. Der führende antike Geograph Strabo hingegen lehnte sie als haltlose Spekulation ab.
Für Laktanz (250–325 n. Chr.) war die Vorstellung von Antipoden einfach absurd: „Was verkünden denn jene, die meinen, es gebe Antipoden, die uns die Füße zukehren? Ja, wer ist denn so töricht wie der, der glaubt, es gebe Menschen, deren Füße über den Köpfen sind? Oder wo das, was bei uns herunter zeigt, nach oben hängt? Wo Pflanzen und Bäume nach unten wachsen? Wo Regen und Schnee und Hagel zur Erde nach oben fallen?“[1] Mit dieser für ihn offenkundigen Unsinnigkeit der Idee begründete er auch seine Ablehnung der Kugelgestalt der Erde.
Am Ende der Antike schloss sich der Kirchenvater Augustinus (354–430) der Ablehnung der Antipoden an, auch wenn er eine Kugelgestalt der Erde für möglich hielt. Sein Zeitgenosse Martianus Capella hingegen, dessen Hauptwerk in der Zeit des europäischen Mittelalters stark verbreitet war, ließ die Gegenseite der Erde bewohnt sein.[2]
Mittelalter
Auch wenn im Mittelalter kaum jemand an eine flache Erde glaubte, hielt man aus geographischen, philosophischen und theologischen Gründen die Existenz von Menschen auf der anderen Erdseite überwiegend nicht für möglich.
Geographisch spielte dabei die Vorstellung eine Rolle, dass in der Äquatorgegend eine große Hitze herrsche, die eine Durchquerung unmöglich mache. Aus diesem Grunde könne niemand auf die andere Erdhälfte gelangt sein. Dies hängt mit der Überzeugung vom gemeinsamen Ursprung aller Menschen ab, der auch in der Schöpfungsgeschichte der Bibel zum Ausdruck kommt. Außerdem könne Christi Missionsauftrag nicht erfüllt werden und wäre unsinnig, sollten Menschen unerreichbar auf anderen Kontinenten leben. Hinzu kam die Vorstellung, dass die Erdkugel außerhalb der Erdteile Asien, Afrika und Europa ganz von Wasser bedeckt sei.
Noch 1496 bestritt der Gelehrte Zacharias Lilius mit diesem Argument die Existenz der Antipoden, als er die ersten Berichte des Kolumbus diskutierte. Die folgenden Berichte des Kolumbus und anderer Entdecker führten dann schnell zur Einsicht, dass auf der anderen Erdseite doch Leben möglich sei.[3]
Heutiger Wortgebrauch
Heute bezeichnet man als Antipoden einfach zwei sich auf der Erdoberfläche gegenüberliegende Punkte, so dass man zwischen diesen beiden Punkten eine gerade Verbindungslinie durch den Erdmittelpunkt legen könnte. Neuseeland befindet sich auf der Spanien entgegengesetzten Seite des Globus. Australien und Neuseeland werden (aus gesamteuropäischer Perspektive) auch gemeinsam als Antipoden bezeichnet.
Im übertragenen Sinn werden damit auch (intellektuelle, politische usw.) Gegner mit entgegengesetzten, in der Regel unvereinbaren und/oder unversöhnlichen Anschauungen und Auffassungen oder Interessen bezeichnet (Antagonismus).
Weblinks
- Antipoden-Weltkarte
- Artikel Gegenfüßler in Gehlers Physicalischem Wörterbuch (1787–1795)
- Das Antipoden-Projekt
- Google-Maps-Karte zum direkten Finden des Antipoden eines beliebigen Ortes
Einzelnachweise
- ↑ 12 Divin. inst. 3, 24: „Quid illi qui esse contrarios vestigiis nostris antipodas putant num aliquid locuntur? Aut est quisquam tam ineptus qui credat esse homines quorum vestigia sint superiora quam capita? Aut ibi quae aput nos iacent, inversa pendere, fruges et arbores deorsum versus crescere, pluvias et nives et grandines sursum versus cadere in terram?“ nach Klaus Anselm Vogel: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution.
- ↑ Klaus Anselm Vogel: Sphaera terrae – das mittelalterliche Bild der Erde und die kosmographische Revolution. S. 66ff
- ↑ Vogel zu Lilius bes. S. 406ff.
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