Antiserbismus

Antiserbismus

Unter Antiserbismus versteht man eine Form der ethnischen Diskriminierung in Form manifester oder latenter Gewalt, die explizit gegen das Volk der Serben gerichtet ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Züge eines neuzeitlichen Antiserbismus zeigten sich im 19. Jahrhundert, als Erzherzog Franz Ferdinand eine Politik des so genannten Trialismus favorisierte, der Kroaten und Bosnier an Österreich binden und die orthodoxen Serben schwächen sollte, wogegen allerdings Ungarn opponierte. [1]

Gegenwart

Der Terminus taucht des Öfteren in der Öffentlichkeit und den Medien auf, ohne dass er bisher Einzug in die Wissenschaftsterminologie halten konnte. Seine Verwendung in wissenschaftlichen Untersuchungen kommt jedoch gelegentlich vor.[2][3] Mit der Kritik an der einseitigen medialen Berichterstattung im Zusammenhang mit dem Zerfall Jugoslawiens flammte die Debatte um eine Feindlichkeit speziell den Serben gegenüber wieder auf. Der Begriff tauchte wiederholt als Schlagwort im Fernsehen und in Zeitungen [4] auf, fand Einzug in die Alltagssprache und ist in politische Foren des Internets virulent.[5]

Der Begriff Antiserbismus und dessen Legitimität wird von denjenigen verteidigt, die auf die Kontinuität antiserbischen Verhaltens hinweisen, etwa in der österreichischen Kriegspropaganda des ersten Weltkrieges oder der Vorgehensweise der Ustascha gegen die Serben, unabhängig von deren Gesinnung. Dennoch liegt der argumentative Schwerpunkt auf der Medienkritik, die auch der Schriftsteller Peter Handke in seinem umstrittenen Buch Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina …, anmeldet, etwa wenn er die Serben als Kainsvolk diskriminiert sieht.[6] Kritisiert wird in diesem Zusammenhang die verkürzte und einseitig verzerrte Darstellung von Kontroversen, die im Zuge des Jugoslawienkrieges entstanden. Argument ist auch die Kategorisierung der Idee eines Großserbien als potentielles Staatsgebilde als politischen Mythos.

Kritik

Der Begriff selbst wird hinsichtlich seiner Gültigkeit hinterfragt. Kritiker bezeichnen den Antiserbismus als pauschalierte Opferhaltung bzw. Rundumschlag gegen den „Westen“ und als Konstrukt serbischer Nationalisten und messen ihm nicht die Bedeutung etwa eines Antisemitismus bei.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Pav, „Die dalmatinischen Abgeordneten im österreichischen Reichsrat nach der Wahlrechtsreform von 1907“, S. 14 [1]
  2. Wolfgang Pav: Die dalmatinischen Abgeordneten im österreichischen Reisrat nach der Wahlrechtsreform von 19O7. Magister-Arbeit, Universität Wien. PDF, Volltext [2]
  3. Marie-Janine CALIC: Das Kosovo-Problem und Makedonien. Strategien für den südlichen Balkan. PDF, Volltext [3]
  4. Dura Zivkovic, "Antiserbism": http://tidskrift.nu/artikel.php?Id=4542
  5. Politisches Forum: http://www.bosnien-forum.de/showthread.php?p=17103#post17103
  6. Peter Handke: "Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" (1996)

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