Little Albert

Little Albert

Das Little-Albert-Experiment belegt die Möglichkeit klassischer Konditionierung von Menschen, speziell der Erlernbarkeit und Generalisierbarkeit von Angstreaktionen. Es wurde 1920 an der Johns-Hopkins-Universität (Baltimore, USA) von John B. Watson und seiner Assistentin Rosalie Rayner durchgeführt. Ihr Ausgangspunkt war die empiristische Annahme, dass die Anzahl der Reize, die eine emotionale Reaktion auslösen, auf einfache Weise vermehrt werden kann.[1]

Inhaltsverzeichnis

Experiment

Die Versuchsperson, Albert B., genannt "Little Albert", ist der Sohn einer Amme am Harriet-Lane-Hospital.

In einer Vorstudie untersuchen Watson und Raynor die Gefühlsreaktionen des neun Monate alten Albert. Man zeigt ihm jeweils kurz und zum ersten Mal in seinem Leben eine weiße Ratte, ein Kaninchen, einen Hund, einen Affen, menschliche Masken mit und ohne Haare, Baumwolle, brennende Zeitungen und ähnliches. Das Kind äußert dabei nie Furcht, sondern greift stets neugierig nach den Dingen. Sehr wohl zeigt das Kind allerdings Furcht, wenn es hört, wie hinter ihm mit einem Hammer auf eine Eisenstange geschlagen wird.

Im eigentlichen Experiment zeigt Watson dann Klein Albert (er ist jetzt elf Monate alt) zuerst eine weiße Ratte und lässt ihn gleichzeitig den lauten Ton der Eisenstange hinter ihm hören. Er wimmert leicht, als er die Ratte mit der Hand berührt. Nach zweimaliger Wiederholung weigert sich Albert bereits, die Ratte anzufassen, nach sieben Wiederholungen zeigt er bereits eine massive Angstreaktion beim Anblick der Ratte. Schließlich zeigt er auch Angst beim Anblick von der Ratte ähnlichen Reizen, nämlich von Fell (Hase, Hund, Pelzmantel), Baumwollbüscheln und weißen Bärten.

Watson und Rayner gehen davon aus, dass die erlernten Reaktionen das ganze Leben über bestehen bleiben und die Persönlichkeit dauerhaft verändern. Tatsächlich war die empirische Basis für solche weit reichenden Schlüsse mehr als dünn.

Kritik

Das Experiment ist aus Sicht der Forschung heute sehr umstritten. Angeblich zog die Mutter von Albert in eine andere Gegend, so dass Watson nicht mit der Rekonditionierung beginnen konnte. Des Weiteren ist auf Grund der heutigen Forschungslage davon auszugehen, dass Watson und Rayner fundamentale Prinzipien der Methodologie verletzt haben. So fehlt eine Quantifizierung und eine systematische Kontrolle der Variablen. [2]

Weitere Probleme stellen sich in ethischen Frage, da die Methode des Menschenexperiments an einem Kleinkind sehr fragwürdig ist. Des weiteren ist es problematisch, dass das Experiment im Laufe der Jahre immer wieder anders wiedergegeben wurde, dies sogar von Watson selbst. Insbesondere die Schlussbeobachtungen wurden immer wieder selektiert und interpretiert. Um das Experiment selbst entstand ein Mythos, so wurde in der Fachliteratur der Versuchsaufbau immer wieder verändert und fälschlich wiedergegeben. [2] Einige Wissenschaftler bestreiten sogar, dass das Experiment wirklich stattgefunden habe.

Siehe auch

Literatur

  • Bandura, A. (1979). Aggression. Eine sozial-lerntheoretische Analyse. Stuttgart: Klett.
  • Bandura, A. (1976). Die Analyse von Modellierungsprozessen. In A. Bandura (Hrsg.), Ler-nen am Modell. Ansätze zu einer sozial-kognitiven Lerntheorie (S. 9-67). Stuttgart: Klett.
  • Bandura, A. (1976). Einfluss der Verstärkungskontingenzen des Modells auf den Erwerb der Nachahmungsreaktionen. In A. Bandura (Hrsg.), Lernen am Modell. Ansätze zu einer sozialkognitiven Lerntheorie (S. 115-129). Stuttgart: Klett.
  • Harris, Ben. "Whatever Happened to Little Albert?" American Psychologist, February 1979, Volume 34, Number 2, pp. 151-160.
  • Sämmer, Günter (1999). Die Paradigmen der Psychologie. Eine wissenschaftstheoretische Rekonstruktion paradigmatischer Strukturen im Wissenschaftssystem der Psychologie
  • Watson, John B. & Rayner, Rosalie (1920). "Conditioned emotional reactions". Journal of Experimental Psychology, 3(1), pp. 1-14. Im Web: http://psychclassics.yorku.ca/Watson/emotion.htm

Einzelnachweise

  1. Originalzitat: "...there must be some simple method by means of which the range of stimuli which can call out emotions is greatly increased."
  2. a b Günter Sämmer: Der "Kleine Albert"

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