- Lloyd (Auto)
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Lloyd ist der Markenname einiger Automodelle der Namag und der späteren, zur Borgwardgruppe gehörenden Lloyd Motoren Werke G.m.b.H.. Ursprünglich am 2. Februar 1949 als Lloyd Maschinenfabrik G.m.b.H. gegründet, wurde die Firma Ende Januar 1951 umbenannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtlicher Überblick
Die Anfänge bis zum Zweiten Weltkrieg
Der Bremer Automobilhersteller NAMAG (Norddeutsche Automobil und Motoren Actien Gesellschaft) brachte ab 1906 Automobile unter dem Markennamen Lloyd heraus. 1914 fusionierten die Hansa-Werke in Varel mit der NAMAG zur Hansa-Lloyd AG mit Sitz in Bremen. Produkte waren hauptsächlich Lastkraftwagen, Traktoren und ein fast unverkäufliches Luxusautomobil.
Mitte 1929 wurde die Aktienmehrheit der Hansa-Lloyd AG von Carl F. W. Borgward und Wilhelm Tecklenborg übernommen. Borgward und Tecklenborg hatten vor der Weltwirtschaftskrise - anders als viele Luxuswagenhersteller – mit ihren kleinen Nutzfahrzeugen, z. B. dem Blitzkarren, einem dreirädrigen Fahrzeug mit 2,2 PS, noch gutes Geld verdienen können und gründeten 1931 als neue Firma die Hansa-Lloyd und Goliath-Werke Borgward & Tecklenborg oHG. Der Name Lloyd wurde daraufhin bis 1950 von der Firmengruppe und ihren Nachfolgern vorerst nicht weiter verwendet - Tecklenborg schied bereits 1937 als Teilhaber aus.
Neugründung 1949
Im Februar 1949 gründete Carl F.W.Borgward die Lloyd Maschinenfabrik G.m.b.H., die zunächst auf dem Gelände der Goliath-Werk G.m.b.H. in Bremen-Hastedt den Betrieb aufnahm. Das Stammkapital von 100.000 DM brachte zur Hälfte Carl F. W. Borgward auf; 40.000 DM gehörten seiner Ehefrau Elisabeth und 10.000 DM stellte der Ingenieur Wilhelm Lathwesen. Nach einem erfolglosen Versuch, Webstühle nachzubauen, stellte die junge Firma Elektrofahrzeuge (EL 3000) für die britische Besatzungsmacht auf Basis der Wehrmachts-Lkw Borgward B 3000 her. Da Borgward mit den Briten einen dreijährigen Wartungsvertrag zu einem jährlichen Pauschalbetrag abgeschlossen hatte und an den Fahrzeugen kaum Reparaturen waren, warf das Geschäft einen guten Gewinn ab. Im Dezember 1950 erhöhten Borgward und seine Frau, nun Alleingesellschafter, das Kapital auf 800.000 DM.
Unter der traditionsreichen Bezeichnung Lloyd brachten die Lloyd Maschinenfabrik im Mai 1950 den Kleinwagen LP 300 auf den Markt, dessen Karosserie wegen der damals herrschenden Materialknappheit aus Sperrholz bestand, das mit Kunstleder überzogen wurde. Sein Spitzname: Leukoplast-Bomber. Im Volksmund hieß es bald: Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd. Der Wagen wurde von einem 300 cm³ großen und 10 PS starken Zweitakter angetrieben, der von der „Ingenieur- und Konstruktions-Arbeitsgemeinschaft" in Hude bei Oldenburg entworfen wurde. Dort waren ehemalige Mitarbeiter der Auto Union aus Mitteldeutschland tätig und die Konstruktion wies daher auch starke Ähnlichkeiten mit DKW-Motoren der Vorkriegszeit auf.
Ende Januar 1951 wurde das Unternehmen in Lloyd Motoren Werke G.m.b.H. umbenannt und wenig später folgte der Umzug in das neue Werk auf einem 200.000 m² großen Gelände an der Richard-Dunkel-Straße in Bremen-Neustadt.
Erfolgreiche Zeiten: Die 1950er
1953 wurde der Lloyd 400 mit einem auf 400 cm³ (13 PS) vergrößerten Motor vorgestellt. Hatte der 300er noch eine eher plumpe Karosserie, zeigte sich das neue Modell mit einer eleganteren Linienführung, die bis zum Ende der Produktion der „kleinen“ Lloyd im Wesentlichen beibehalten wurde. Auch der 400er wurde anfänglich mit einer Sperrholz-Kunstleder-Karosserie gefertigt. Bis Oktober 1954 wurden die Holzteile des in Bremen-Neustadt gebauten Wagens nach und nach durch Stahl ersetzt. Die Fahrleistungen der sparsam motorisierten Zweitakt-Lloyd waren gering. Insbesondere die Steigfähigkeit an längeren Berghängen war verbesserungswürdig. Der Volksmund, und hier besonders die Fahrer leistungsstärkerer Wagen kolportierten daher zuweilen den Spruch „… steht am Berg und heult!“, was in Anbetracht des Motorengeräuschs nicht ganz unberechtigt war.
1955 kam der Lloyd LP 600 mit 600-cm³-Viertaktmotor heraus; es war das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte: Über 58.000 Fahrzeuge wurden gebaut - Lloyd lag nach VW und Opel auf Platz drei der deutschen Zulassungsstatistik und stellte mit fast 70 Prozent den höchsten Anteil aller Pkw der Borgward-Gruppe[1]. Der LP 600 wurde ständig verbessert. In der Ausführung mit synchronisiertem Getriebe, Kurbelfenstern und von außen zu öffnendem Kofferraum hieß er ab 1957 „Alexander“. 1958 wurde zusätzlich eine TS-Version mit neuem Kühlergrill ins Programm genommen, die 25 PS hatte und über 110 km/h schnell war. Aus Gründen der Versicherungseinstufung wurde die Leistung später auf 23 PS gedrosselt, sodass die Höchstgeschwindigkeit nur noch 107 km/h betrug. Insgesamt liefen 176.524 Stück des 600er vom Band, die letzten beiden Fahrzeuge wurden 1963 aus Restbeständen zusammengeschraubt.
Bereits Ende 1952 stellte die Firma für Kleingewerbetreibende den LTK 500 vor, einen Kastenwagen von 500 kg Nutzlast mit Zweitaktmotor und der Lloyd-typischen Sperrholzkarosserie. Gleichzeitig wurde der Wagen als sechssitziger Kleinbus (LT 500/6) angeboten. 1953 kam der Pritschenwagen LT 500 Pick-up dazu. Nach der Umstellung auf Viertaktmotoren im September 1955 wurden der Kastenwagen LTK 600 und der Kleinbus LT 600/6 auf Wunsch ab Ende 1956 auch mit dem 50 cm längeren Chassis des Pritschenwagen hergestellt. Der LT 600/6 in der Langversion wurde in ansehnlichen Stückzahlen auch in die USA exportiert, wo er vorwiegend als Campingwagen Verwendung fand[2].
Konkurs der Borgward-Gruppe: Das Ende 1961
Am Konkurs des Borgward-Konzerns 1961 (siehe auch: Borgward - Konkurs) hatte die Lloyd 900 „Arabella“, welche 1959 auf den Markt kam, einen beträchtlichen Anteil: Die Entwicklung des Wagens mit dem neuen Viertaktmotor und der Aufbau der modernen Produktionsanlagen verursachten Investitionen und Abschreibungen in Höhe von 27 Millionen DM, die nach dem Absatzeinbruch für die Fahrzeuge der Borgward-Gruppe vor allem in den USA Ende 1960 vom Konzern nicht mehr zwischenfinanziert werden konnten. Dazu kamen Anlaufschwierigkeiten und Kosten für die Rückrufaktionen. Die Arabella war zwar komplett ausgestattet, aber zu knapp kalkuliert und fuhr pro verkauftem Fahrzeug nur Verluste ein. Im Vergleich zum LP 600 war die Arabella eine logische Weiterentwicklung der bisher gebauten Kleinwagen als Lückenschluss zu den größeren Borgward-Wagen, jedoch bei moderner Linienführung (z. B. mit den damals modischen Heckflossen) immer noch preiswert und auch für den kleineren Geldbeutel erschwinglich. Jedoch stellten sich zu Produktionsbeginn Kinderkrankheiten ein, die zu teuren Rückrufaktionen und schweren Imageschäden führten: Es kam zu zahlreichen Getriebeschäden, außerdem gelangte bei Regen Wasser in den Innenraum. Von der Arabella wurden insgesamt 47.042 Stück gebaut; davon bis 1963 nach dem Konkurs der Borgwardwerke 1961 noch 1.493 Fahrzeuge.
Die „Lloyd Motoren Werke“ bestanden als kleines Unternehmen bis 1989 weiter. 1995 ließ der Geschäftsführer Karl-Heinz Bädeker die Firma aus dem Handelsregister löschen. Neben der Ersatzteilversorgung für die gebauten Lloyd-Fahrzeuge übernahm man Ende der 1960er-Jahre die gleiche Funktion für die Borgward-Wagen. Außerdem wurde ab 1966 wieder der Zweizylinder-Zweitaktmotor der Lloyd-Personenwagen gefertigt. Über 8000 Exemplare wurden allein in die USA und nach Kanada geliefert, wo sie vor allem als Antriebsaggregate für Schneemobile dienten. Ferner wurde der Motor als Bootsmotor geliefert.
Motorsport
Lloyd nahm an zahlreichen Renn- und Rallyeveranstaltungen teil, um die Zuverlässigkeit und Robustheit der Wagen zu demonstrieren.
Lloyd siegte 1958 und 1959 bei den „12 Stunden von Hockenheim“, einem Rennen, bei dem unterschiedliche Marken wie BMW, Fiat, Glas und NSU mit ihren 600-cm³-Wagen gegeneinander antraten. Außerdem nahm Lloyd 1959 und 1960 mit dem „Alexander TS“ an der Rallye Monte Carlo teil. 1960 waren die Lloyd-Wagen die einzigen Autos der 600-cm³-Klasse, die das Ziel erreichten.
Der Wiesbadener Lloyd-Händler Karl-Heinz Schäufele baute 1954 einen stromlinienförmigen Rennwagen für Rekordfahrten. Zusammen mit den Fahrern Adolf Brudes und Hubertus Ricker holte er im Mai auf der französischen Rennstrecke Monthlery 14 internationale Rekorde in der Klasse bis 350 cm³. Die Rekorde über 5000 Kilometer (Schnitt 112,10 km/h), 5000 Meilen und 24 Stunden sind bis heute ungebrochen. 1955 wurde der „Weiße Maus“ genannte Wagen mit einem 400-cm³-Motor versehen. Wieder in Monthlery holten die gleichen drei Fahrer in der Klasse bis 500 cm³ 13 internationale Rekorde.
Weltumrundung
Der Bremer Kaufmann Wolfram Block startete am 7. Januar 1956 mit einem Lloyd 600 zu einer Weltreise. Block legte insgesamt 89.000 Kilometer zurück und kehrte am 28. Mai 1957 nach Bremen zurück. Seine Abenteuer beschrieb er in dem Buch Weltreise mit 19 PS.
Systematik der Typenbezeichnungen
Bis zum Alexander setzte sich die Typenbezeichnung für die PKW aus einer Buchstabenkombination und einer Zahl zusammen:
- Ein L für Lloyd
- Ein Buchstabe für die Karosserieform, nämlich
- C für Coupé (beim 300er) bzw. für Cabriolet (beim 400er und 600er)
- K für Kastenwagen (Kleinlieferwagen ohne hinteres Seitenfenster)
- P für Personenwagen (Limousine)
- S für Stationswagen (Kombi im heutigen Sprachgebrauch mit hinterem Seitenfenster)
- Eine Zahl entsprechend dem gerundeten Wert des Hubraums
Bei den Lieferwagen- bzw. Busmodellen stand der zweite Buchstabe T für Transporter.
Die nachfolgende Zahl gab den Hubraum des Motors auf volle 100 cm³ aufgerundet an. Ausnahmen: Der LP 250, welcher tatsächlich 250 cm³ Hubraum hatte und der LT 500, der von dem gleichen 400-cm³-Motor angetrieben wurde wie der LP 400.
Der Lloyd Alexander trug diesen Namenszug neben der Bezeichnung 600, die nach wie vor am Heck zu finden war. Der Lloyd Arabella wurde, entsprechend dieser Systematik, auch als Lloyd 900 bezeichnet. Beim Alexander TS hingegen war die Bezeichnung als 600er nicht gebräuchlich und auch am Wagen nicht angebracht.
Modelle und Stückzahlen
Modell Karosserie Bauzeit Motor Hubraum kW (PS) Gänge km/h Lloyd LP 300 Limousine 1950–1952 2 Zylinder
Zweitakt293 7,4 (10) 3 75 Lloyd LS 300 Kombi 1951–1952 2 Zylinder
Zweitakt293 7,4 (10) 3 75 Lloyd LK 300 Kastenwagen 1951–1952 2 Zylinder
Zweitakt293 7,4 (10) 3 75 Lloyd LC 300 Coupé 1951–1952 2 Zylinder
Zweitakt293 7,4 (10) 3 75 Lloyd LP 400 Limousine 1953–1957 2 Zylinder
Zweitakt386 9,6 (13) 3 75 Lloyd LS 400 Kombi 1953–1957 2 Zylinder
Zweitakt386 9,6 (13) 3 75 Lloyd LK 400 Kastenwagen 1953–1957 2 Zylinder
Zweitakt386 9,6 (13) 3 75 Lloyd LC 400 Cabrio 1953–1957 2 Zylinder
Zweitakt386 9,6 (13) 3 75 Lloyd LT 500 Lieferwagen/Bus 1953–1957 2 Zylinder
Zweitakt386 9,6 (13) 3 75 Lloyd LP 250 und 250 V Limousine 1956–1957 2 Zylinder
Zweitakt250 8,1 (11) 3 75 Lloyd LP 600 Limousine 1955–1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 3 100 Lloyd LS 600 Kombi 1955–1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 4 100 Lloyd LK 600 Kastenwagen 1955–1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 4 100 Lloyd LC 600 Cabrio 1955–1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 4 100 Lloyd LP 600/LS 600 Alexander Limousine
oder Kombi1957–1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 4 100 Lloyd Alexander TS Limousine
oder Kombi1958–1961 2 Zylinder
Viertakt596 17 (23) 4 107 Lloyd LT 600 Bus/Liefer- bzw.
Pritschenwagen1955–1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 4 85 Lloyd Theodor LT 600 Sonderauf-
bau Campingbus1955−1961 2 Zylinder
Viertakt596 14 (19) 4 85 Lloyd 900 Arabella Limousine 1959–1961 4 Zylinder
Viertakt897 28 (38)
1960–1963 auch
25 (34)4 120 Lloyd 900 Arabella de Luxe Limousine 1960–1961 4 Zylinder
Viertakt897 33 (45) 4 133 Lloyd EL 1500 LKW Lloyd EL 2500 LKW Modell Stückzahl Lloyd 300 LP, LS und LC 18.087 Lloyd 400 LP, LS und LC 109.878 Lloyd 250 und 250 V 3.768 Lloyd 600 LP, LS und LC, Alexander und Alexander TS 176.524 Lloyd Arabella und Arabella de Luxe 47.549 Literatur
- Block, Wolfram: Weltreise mit 19 PS - Im Lloyd auf großer Fahrt, edition garage 2cv, Lüdenscheid 2006, ISBN 3-9809082-3-2
- Hartwig, Engelbert: Mußte Isabella sterben?: Die Tragödie der Borgward-Gruppe. – Bremen: KVerlag Peter Kurze 2001, ISBN 3-927485-29-2
- Kurze, Peter: Lloyd - der Wagen für Dich, Delius-Klasing Verlag, Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1725-3
- Kurze, Peter: Spurensuche: Autoindustrie Bremen Borgward - Goliath - Lloyd. Bremen: Verlag Peter Kurze 2003 – ISBN 978-3-927485-26-6
- Kurze, Peter: Liefer- und Lastwagen aus Bremen Nutzfahrzeuge von Borgward, Goliath, Lloyd, Hanomag und Mercedes. Bremen: Verlag Peter Kurze 2007 – ISBN 978-3-927485-26-6
- Kurze/Neumann: 100 Jahre Automobilbau in Bremen – Die Hansa-Lloyd- und Borgward-Ära 1906 bis 1961. Bremen: Verlag Peter Kurze 2007 – ISBN 978-3-927485-51-8
- Kurze, Peter: Prototypen und Kleinserienfahrzeuge der Borgward-, Goliath- und Lloyd-Werke Verlag Peter Kurze, Bremen 2008, ISBN 978-3-927485-53-2
- Steiger, Christian: Borgward - Goliath - Lloyd, Personenwagen 1931-1970, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01946-9
Einzelnachweise
- ↑ Hans W. Mayer: Lloyd - vom Elektromobil zur Arabella, Seite 181, Motorbuch Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1989
- ↑ Hans W. Mayer: Lloyd - vom Elektromobil zur Arabella, Seite 75, Motorbuch Verlag Stuttgart, 1. Auflage 1989
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