- Lohndrift
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Unter "Lohndrift" (engl. wage drift) versteht die Makroökonomie die Abweichung der Veränderung der Effektivverdienste (was man wirklich gezahlt bekommt) von der Veränderung der Tarifverdienste (was in den Tarifverträgen als Lohn steht).[1]
Durch die Lohndrift ist feststellbar, in welchem Umfang sich Tarifänderungen auf das Arbeitsentgelt der Beschäftigten tatsächlich auswirken. So führt zum Beispiel der Aufbau oder der Abbau von übertariflichen Leistungen zu einer Erhöhung oder einer Senkung der Lohndrift. Ebenso wirkt sich eine Verlagerung von tariflichen Arbeitsverhältnissen hin zu geringfügiger Beschäftigung auf die Lohndrift aus.
Zwei Beispiele: Im Jahre 1973 lag der Anstieg der Effektivverdienste je Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft 1,5 Prozentpunkte höher als der Anstieg der Tarifverdienste. Dementsprechend betrug die Lohndrift 1,5%. Im Jahre 1975 stiegen die Effektivverdienste um 1,5 Prozentpunkte weniger als die Tarifverdienste. In diesem Fall beträgt die Lohndrift -1,5%.
Die theoretische Erklärung unterstellt, dass das Preisniveau konstant bleibt. Tatsächlich aber schwankt das Preisniveau, was zur Beschleunigung oder zur Verzögerung der Anpassungen auf dem Arbeitsmarkt führt. Im Konjunkturablauf ist zu beobachten, dass mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung (Lohnlag) die Geldlohnänderungen den Änderungen des Preisniveaus folgen.[1]
Eine positive Lohndrift ist vor allem dann zu beobachten, wenn der Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte aufgrund konjunktureller Gegebenheiten besonders stark ist. Eine negative Lohndrift ist hingegen vermehrt in Zeiten schwacher Konjunktur zu beobachten, wenn etwa ein Überangebot an Arbeitskräften am Arbeitsmarkt herrscht.[2]
Literatur
- B. Külp: Die "wage-drift" im Lichte der modernen Lohntheorie. Konjunkturpolitik. Zeitschrift für angewandte Konjunkturforschung, 1963, S. 173 ff.
- H. Gerfin: Ausmaß und Wirkung der Lohndrift. In: H. Arndt (Hg.): Lohnpolitik und Einkommensverteilung. Berlin 1969, S. 472 ff.
- W. Meissner, L. Unterseher, (Hg.): Verteilungskampf und Stabilitätspolitik. Bedingungen der Tarifauseinandersetzung. Stuttgart 1972.
Weblinks
- Tarifliche Reallohnsteigerungen, aber sinkende Effektivverdienste. Tariflöhne und -gehälter: 2009 ein Plus von 2,6 Prozent. WSI, 20. Januar 2010.
Einzelbelege
- ↑ a b R. Richter, U. Schlieper, W. Friedmann: Makroökonomik. Eine Einführung. 4., korr. u. erg. Aufl. Springer Verlag : Berlin Heidelberg New York 1981. ISBN 3-540-10998-6. S. 161.
- ↑ Anton Evers: Solidarität und Interesse. Die deutschen Gewerkschaften im Spannungsfeld von Anspruch und Wirklichkeit. Peter D. Lang : Frankfurt am Main, Bern, Circenster/U.K. 1979. ISBN 3-8204-6607-X. S. 84f
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