- Lokalbahn Retz - Drosendorf
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Retz–Drosendorf Kursbuchstrecke (ÖBB): 941 Streckennummer: 180 01 Streckenlänge: 39,959 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) LegendeStrecke von Wien Nordwestbf 0,0 Retz 245 m ü. A. Strecke nach Znojmo Hölzelmühle 1927 aufgelassen 8,2 Hofern 416 m ü. A. 10,0 Niederfladnitz 422 m ü. A. 14,4 Pleißing-Waschbach 384 m ü. A. 17,9 Weitersfeld 429 m ü. A. 22,8 Oberhöflein 424 m ü. A. 23,7 Anglerparadies Hessendorf 440 m ü. A. ??,? Hessendorf 26,5 Langau 450 m ü. A. 31,3 Geras-Kottaun 460 m ü. A. 32,9 Johannesthal 1995 aufgelassen 35,1 Zissersdorf 485 m ü. A. ??,? Wallfahrtskirche Maria Schnee 19?? aufgelassen 39,8 Drosendorf 414 m ü. A. Die Lokalbahn Retz–Drosendorf, verbindet die Stadt Drosendorf an der Thaya im Waldviertel mit der Stadt Retz im Weinviertel und der Österreichischen Nordwestbahn. Umgangssprachlich wird er auch als Reblaus-Express bezeichnet. Mit diesem Namen wird er auch touristisch vermarktet.
48.76305555555615.964722222222Koordinaten: 48° 45′ 47″ N, 15° 57′ 53″ O
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgeschichte und Bau
Die Stadt Drosendorf an der Thaya im Waldviertel bemühte sich schon früh um einen Bahnanschluss und es wurden auch einige Streckenvarianten geplant und vorkonzessioniert, von denen jedoch keine verwirklicht wurde:
- eine normalspurige Lokalbahn von Frain an der Thaya über Drosendorf nach Raabs an der Thaya (vorkonzessioniert am 1. Juli 1897)
- eine elektrische Bahn von Dobersberg über Karlstein an der Thaya nach Drosendorf (vorkonzessioniert am 28. Mai 1900)
Am 1. Februar 1901 wurde eine weitere Vorkonzession für eine normal- oder schmalspurige Lokalbahn mit der Route Retz – Weitersfeld – Drosendorf erteilt. Die Trassenrevision wurde am 7. und 8. Oktober 1901 abgehalten.
Der Streckenabschnitt Langau – Drosendorf sollte ursprünglich über Wolfsbach geführt werden und wäre um vier Kilometer kürzer gewesen. Dieses Vorhaben wurde aber bei der Trassenrevision verworfen. Nach Klärung der letzten finanziellen Details wurde der normalspurigen Lokalbahn Retz – Drosendorf am 27. Juli 1908 die Konzession erteilt. Vorgeschrieben war darin die Fertigstellung der Bahn innerhalb der beiden nächsten Jahre.
Einwände der Anrainergemeinden machten oftmalige Begehungen der geplanten Strecke notwendig. Einer der Diskussionspunkte war die Art des Anschlusses an die Österreichische Nordwestbahn in Retz. Ursprünglich war geplant gewesen, gegenüber dem bereits bestehenden Bahnhofsgebäude der Nordwestbahn einen eigenen neuen Lokalbahnhof zu errichten. Dies hätte zur Folge gehabt, dass das Gleis der nach Drosendorf führenden Bahn die nach Znaim (Znojmo) führende Strecke gekreuzt hätte. Schließlich einigte man sich auf die heute noch bestehende Ausführung einer Abzweigung aus dem Bahnhofsbereich der Nordwestbahn heraus.
Die Baubewilligung für die Strecke von Retz nach Drosendorf wurde am 23. Oktober 1908 erteilt und am 1. Februar 1909 folgte jene für den Bahnhofsbereich in Retz. Noch im Oktober 1908 wurde mit dem Bau begonnen.
Die Erprobung der Brücken erfolgte am 4. und 5. August 1910 und die technisch polizeiliche Streckenprüfung am 16. August 1910. Der planmäßige Betrieb auf der neuen Strecke wurde am 21. Oktober 1910 aufgenommen, den Betrieb führten die Niederösterreichischen Landesbahnen. Nachdem die Statuten der „Lokalbahn Retz – Drosendorf“ am 3. April 1912 genehmigt und die konstituierende Generalversammlung der neuen Gesellschaft erfolgt war, erfolgte am 13. August 1912 die Eintragung ins Handelsregister. Betriebsführende Gesellschaft waren von Anfang an die Niederösterreichischen Landesbahnen.
Betrieb
Ab dem 1. Mai 1916 gab es in der Nähe der Wallfahrtskirche Maria Schnee zwischen Zissersdorf und Drosendorf eine Haltestelle, die nur an bestimmten Tagen eingehalten wurde und 1938 wieder aufgelassen wurde.
Das vordergründig positive Rechnungswerk der ersten Betriebsjahre wurde jedoch durch die Inanspruchnahme der Landesgarantie relativiert. Die Landesbahn erhielt 1912 119.045,04 Kronen; 1913 106.663,27 Kronen und 1914 99.727,67 Kronen. Ein Kunde der Bahn war während des Ersten Weltkrieges wahrscheinlich auch das Internierungslager Drosendorf.
Aber auch diese Lokalbahn bekam die wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit zu spüren. Nachdem die Niederösterreichischen Landesbahnen wegen der zahlreichen Verluste schreibenden Bahnlinien in schwere wirtschaftliche Turbulenzen geraten war, wurde am 15. Juli 1922 zwischen dem Staat Österreich und den Ländern Wien und Niederösterreich ein Vertrag geschlossen, der der Republik die Pacht aller Strecken der NÖ. Landesbahnen rückwirkend ab 1. Jänner 1921 ermöglichte. Mit 24. September 1924 ging die Bahn letztendlich in den Besitz der Bundesbahnen BBÖ über.
Der Paragraph 2 des Vertrages regelte z.B. … sofort nach Inkrafttreten dieses Vertrages in die tatsächliche Innehabung der Bahnlinie in dem Zustande, wie sie liegt und steht, einschließlich des etwa nicht im Eisenbahnbuche eingetragenen Grundbesitzes treten (wird).
Die zwischen Retz und Hofern gelegene Haltestelle Hölzelmühle wurde am 8. November 1927 aufgelassen.
Mit 1. Jänner 1935 übernahm der Staat die Lokalbahn Retz – Drosendorf endgültig, die Liquidation der Aktiengesellschaft war am 20. Februar 1936 abgeschlossen.
Zwischen 22. April 1932 und 3. Oktober 1933 war die Haltestelle Johannesthal zwischen Geras-Kottaun und Zissersdorf vorübergehend aufgelassen, später aber wieder aktiviert. Am 28. Mai 1995 wurde sie dann endgültig stillgelegt.
Nach einer Probefahrt und einer technisch-polizeilichen Überprüfung wurde 1933 eine Anhebung der Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h auf 50 km/h genehmigt. Am 6. und 7. Oktober 1933 fand die nächste Überprüfung statt mit dem Ziel, die Geschwindigkeit für den Einsatz von Leichttriebwagen in einigen Streckenabschnitten auf 70 km/h zu erhöhen. Diese Erhöhung der höchstzulässigen Fahrgeschwindigkeit erforderte allerdings Investitionen in die Herstellung von größeren Sichträumen und technischen Sicherungsanlagen bei Straßenkreuzungen.
In Zusammenhang mit dem Bau der Bahnstrecke entdeckte man zwischen Langau und Schaffa (heute Šafov) in Mähren ein Braunkohlenlager, welches aber erst nach dem 2. Weltkrieg abgebaut wurde und während dieser Zeit das Frachtaufkommen wesentlich steigerte.
Zur Zeit des Eisernen Vorhanges, als es nicht möglich war, die Strecke der Nordwestbahn nach Znaim und weiter nach Norden zu befahren, führte die ÖBB sogar einige Züge ab dem Bahnhof Wien Praterstern durchgehend bis Drosendorf.
Am Sonntag, dem 10. Juni 2001, wurden der Personenverkehr auf der gesamten Strecke und der Frachtverkehr zwischen Weitersfeld und Drosendorf eingestellt. Der letzte Personenzug fuhr am Samstag, dem 9.6.2001, um 19:25 von Retz weg und kehrte als Leerzug zurück. Die Strecke wurde im Anschluss zwischen 2002 und Ende Juni 2006 auf Bestellung des Landes Niederösterreich als Nostalgiebahn unter dem Namen „Reblaus-Express“ an den Wochenenden der Sommersaison weitergeführt. Durch die heftigen Niederschläge Ende Juni 2006 ist der Bereich zwischen Weitersfeld und Hessendorf stark beschädigt worden, und der "Reblaus-Express" wurde daraufhin zwischen Retz und Weitersfeld kurzgeführt. Mit Saisonbeginn 2007 wurde der Betrieb aber wieder planmäßig aufgenommen. Der Reblaus-Express wurde daraufhin derart gut angenommen, dass ein drittes Zugpaar eingeführt wurde und parallel verkehrende Buskurse gestrichen wurden. Aber leider wird seit der Saison 2008 die Haltestelle Oberhöflein nicht mehr bediehnt.
Literatur
- Peter Wegenstein: Die Nordwestbahnstrecke, Verlag Peter Pospischil, Wien (keine ISBN)
- Wolfdieter Hufnagl: Die Niederösterreichischen Landesbahnen, Verlag Transpress, ISBN 3-613-71214-8
Weblinks
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