Retz

Retz
Retz
Wappen von Retz
Retz (Österreich)
Retz
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Hollabrunn
Kfz-Kennzeichen: HL
Fläche: 45 km²
Koordinaten: 48° 45′ N, 15° 57′ O48.75611111111115.952222222222252Koordinaten: 48° 45′ 22″ N, 15° 57′ 8″ O
Höhe: 252 m ü. A.
Einwohner: 4.186 (1. Jän. 2011)
Bevölkerungsdichte: 93,02 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2070
Vorwahl: 02942
Gemeindekennziffer: 3 10 37
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptplatz 30
2070 Retz
Website: www.retz.at
Politik
Bürgermeister: Karl Heilinger (ÖVP)
Gemeinderat: (2010)
(25 Mitglieder)
16 ÖVP, 7 SPÖ, 1 FPÖ, 1 Grüne
Lage der Stadt Retz im Bezirk Hollabrunn
Alberndorf im Pulkautal Göllersdorf Grabern Guntersdorf Hadres Hardegg Haugsdorf Heldenberg Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg Hollabrunn Mailberg Maissau Nappersdorf-Kammersdorf Pernersdorf Pulkau Ravelsbach Retz Retzbach Schrattenthal Seefeld-Kadolz Sitzendorf an der Schmida Wullersdorf Zellerndorf Ziersdorf NiederösterreichLage der Gemeinde Retz im Bezirk Hollabrunn (anklickbare Karte)
Über dieses Bild
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(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)

Retz ist eine Stadtgemeinde mit 4186 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2011) im Bezirk Hollabrunn im Bundesland Niederösterreich in Österreich.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Retz liegt im nordwestlichen Weinviertel in Niederösterreich. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 45,01 Quadratkilometer. 11,83 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Katastralgemeinden sind Hofern, Kleinhöflein, Kleinriedenthal, Obernalb, Retz und Unternalb.

Geschichte

Mittelalter

Im Bereich des heutigen Angers von Retz bildete sich ein Dorf, welches schon 1180 als „Rezze“ (slawisch rěčica, bedeutet soviel wie „kleiner Fluss“, wobei es sich vermutlich um den Retzbach handelte) bezeichnet wurde.

Rudolf von Habsburg verlieh Graf Berthold von Rabenswalde (1278–1312) Grafschaft und Herrschaft Hardegg als Lehen. Der Graf blieb nicht lange in Hardegg, sondern zog nach Retz, wo er das Dominikanerkloster stiftete (die Dominikanerkirche wurde 1295 fertiggestellt) und schließlich um 1300 auch die Stadt Retz gründete.

Um 1343 wurde der Prediger Franz von Retz geboren. Er reformierte den Dominikanerorden, lehrte an der Universität Wien, war fünfmal deren Dekan und vertrat die Universität auch auf dem Konzil von Pisa. Er starb am 8. September 1427 in Wien.

1425 eroberten die Hussiten Retz (25. November) und wenige Tage später Schrattenthal und Pulkau. Die Stadt wurde zerstört und viele Bewohner getötet. Eine Chronik aus Klosterneuburg berichtet von 6000 Gefangenen, darunter Graf Heinrich von Maidburg-Hardegg, die nach Prag geführt wurden. Nahezu 8000 Mann sollen erschlagen und über 30 katholische Kirchen zerstört worden sein. 1431 erneuter Raubzug der Hussiten.

1467 wurde die Bürgerspitalskapelle zwischen dem Verderberhaus und dem Znaimer Tor geweiht und 1783 säkularisiert. Heute dient es unter dem Namen „Museum Retz“ (in Retz als "Bürgerspital" bekannt) als Stadtsammlung und Heimstätte für die Südmährische Galerie.

Nach dem Wiederaufbau eroberte nach einer Belagerung von vier Tagen Matthias Corvinus am 12. Oktober 1486 die Stadt. Bis 1492 gehörte Retz zu seinem Herrschaftsgebiet. In dieser Zeit erhielt die Stadt jene den Weinhandel betreffenden Privilegien, die den künftigen Reichtum der Stadt begründeten. Diesen Privilegien verdankt Retz auch die ausgedehnten und mehrstöckigen Kelleranlagen. Heute werden sie für Führungen genutzt und während der Adventszeit für einen Adventmarkt.

16. und 17. Jahrhundert

Rathaus von Retz

Von 1568 bis 1569 wurde die ehemalige Kirche auf dem Hauptplatz durch Einbau einer Zwischendecke zum Rathaus umgebaut. Im Erdgeschoss wurde die Marienkapelle errichtet. Der Kunsttischler Jakob Barth aus Retz arbeitete über 30 Jahre an den Schnitzarbeiten.

1576 wurde das Sgraffitohaus errichtet. 1928 wurden die inzwischen übermalten Bilder wiederentdeckt und freigelegt.

Das auffällige Verderberhaus stammt aus dem Jahr 1583. Seinen Namen verdankt es der Familie Verderber, die das Haus im Jahr 1848 erwarb.

Der Dreißigjährige Krieg brachte Zerstörungen und die Schweden unter Lennart Torstensson, die ihr Hauptquartier in Schrattenthal aufschlugen.

Zwischen 1660 und 1670 wurde das Schloss der Familie Suttner-Gatterburg errichtet. Heute beheimatet es das Fahrradmuseum von Retz. Während der Dreharbeiten für die Fernsehserie „Julia – eine ungewöhnliche Frau“ in den Jahren 1998 bis 2002 mit Christiane Hörbiger war hier der „Gendarmerieposten“ untergebracht. 1680 kam die Pest in die Stadt. An sie erinnert die Dreifaltigkeitssäule am unteren Ende des Platzes.

Seit dem Jahr 1696 dürfen die Häuser höher sein als die Stadtmauer. Dies nahmen die Dominikaner zum Anlass, ihr Kloster um ein drittes Stockwerk zu erhöhen.

18. und 19. Jahrhundert

In den Jahren 1701 bis 1713 wurde der Kirchturm barockisiert, 1721 bis 1728 wurde die Kirche selbst vergrößert, umgebaut und barockisiert. Das Altarbild des Heiligen Stephan, gemalt von Leopold Kupelwieser, stammt aus dem Jahr 1852.

Windmühle in Retz

Die erste Windmühle in Retz stammte aus dem Jahr 1772 und war aus Holz. Später bekam sie eine Nachbarin. Diese war bereits aus Stein errichtet. Diese Mühle wird aber nur noch als Wohnhaus genutzt. 1831 wurde die hölzerne Windmühle abgetragen und an deren Stelle die heute noch funktionstüchtige Mühle errichtet. An diesen Arbeiten war auch ein Maurer aus Liliendorf (Lesná u Znojma) im nahen Südmähren beteiligt. Er nutzte das erworbene Wissen, um in seinem Heimatort ebenfalls eine Windmühle zu erbauen, die später der Sohn des Retzer Windmüllers übernahm. 1927 wurde der Betrieb eingestellt. Für die TV-Serie „Der Kurier der Kaiserin“ mit Klausjürgen Wussow wurde hier die Duellszene gedreht.

Unweit von der Mühle befindet sich der Kalvarienberg. Er wurde in den Jahren 1727 bis 1737 errichtet und entstammt der Werkstatt von Jakob Seer.

Am 1. November 1871 wurde Retz durch die Österreichische Nordwestbahn an das internationale Bahnnetz angeschlossen. 1896 wurde ein jüdisches Bethaus errichtet, das heute aber nicht mehr besteht. Das Postamt stammt aus dem Jahr 1897.

20. Jahrhundert

Im noch heute bestehenden Dominikanerkloster war auch der heutige Kardinal Christoph Schönborn. Auch der Dichter Peter Turrini hielt sich einige Zeit in diesem Kloster auf. Seitdem verbindet beide eine enge Freundschaft.[1] Julia Laubach alias Christiane Hörbiger arbeitete im Retzer Bezirksgericht.

Panoramaaufnahme von Retz

Politik

  • Bürgermeister der Stadtgemeinde ist Karl Heilinger. Amtsleiter ist Andreas Sedlmayer.
  • Gemeinderat: Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 25 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 14. März 2010 folgende Mandatsverteilung: ÖVP 16, SPÖ 7, FPÖ 1, Grüne 1, andere keine Sitze.

Städtepartnerschaften

DeutschlandDeutschland Rötz, seit 2006
DeutschlandDeutschland Hainburg
TschechienTschechien Znojmo

Sehenswürdigkeiten

Sgraffitohaus
Verderberhaus
Gang im Erlebniskeller
  • Stadtmauer Retz und alter Stadtkern
  • Retzer Erlebniskeller: einer der größten historischen Weinkeller Mitteleuropas (siehe Weblinks)
  • Stadtmuseum Retz: findet sich im Bürgersaal im Rathaus
  • Museum Retz: Heimatmuseum und Südmährische Galerie, "Bürgerspital"
  • Kino: Retz verfügt über ein Kino und einen Filmclub; das Kino befindet sich auf dem Hauptplatz
  • Hauptplatz mit Pranger und Dreifaltigkeitssäule: unter dem Hauptplatz liegen ausgedehnte Weinkeller
  • Rathaus: mit Rathausturm (es werden Führungen angeboten)
  • Rathauskapelle: ausgestaltet mit prunkvollen Deckenfreskos
  • Sgraffitohaus
  • Verderberhaus
  • Schloss Gatterburg
  • Dominikanerkirche und Dominikanerkloster
  • Stadtpfarrkirche St. Stephan: erstmals 1200 erwähnt
  • Retzer Windmühle: eine der beiden letzten betriebsfähigen Windmühlen in Österreich, die einzige vollständig im Original erhaltene Windmühle in Österreich
  • Kalvarienberg
  • Soldatenfriedhof – liegt ein wenig versteckt unweit von Windmühle und Kalvarienberg. 1979 angelegt. Hier fanden alle zuvor im Weinviertel verstreut beerdigten deutschen Gefallenen (und auch Frauen und Männer anderer Nationen) eine gemeinsame Ruhestätte.
  • Fahrradmuseum: das Fahrradmuseum befindet sich im Schüttkasten, unterhalb von Schloss Gatterburg
  • Kriegerdenkmal 1809
  • Nalbertor
  • Znaimertor
  • Reblaus-Express: der Nostalgiezug verkehrt am Wochenenden vom 1.5. bis 26.10. auf der Strecke Retz-Drosendorf (siehe Verkehr)
  • Schußbergmarter

Naturdenkmäler:

Laut niederösterreichischem Naturschutzgesetz geschützte Naturdenkmale:[2]

  • Eierstein: Beim Eierstein handelt es sich um einen Felsen nordwestlich der Stadt, der an ein Riesenei mit teilweise aufgepeckter Schale erinnert.
  • Kunsthöhlensystem Schredlkeller in Obernalb
  • Felsgebilde Hangenstein mit Trockenrasen südöstlich der Stadt
  • Felsgebilde Heidenstatt oder Opferstein bei Hofern

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Weintage: jährlich, von Fronleichnam an für 10 Tage
  • Weinlesefest: jährlich, von Freitag bis Sonntag am letzten Wochenende im September
  • Kürbisfest im Retzer Land
  • Festival Retz: Festival klassischer Musik, findet jährlich an den ersten beiden Wochenenden im Juli statt

Wirtschaft und Infrastruktur

Retz ist eine traditionelle Wein- und Handelsstadt.

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 206, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 315. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1709. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 42,08 Prozent.

Verkehr

Mit dem Auto ist Retz in etwa einer Stunde Fahrtzeit von Wien zu erreichen. Retz liegt an den beiden Landesstraßen Retzer Straße (B 35) und Thayatal Straße (B 30). Über die B 35 gelangt man in nördlicher Richtung über den mittlerweile aufgelassenen Grenzübergang Mitterretzbach nach Tschechien, die B 30 führt über die Katastralgemeinde Hofern weiter Richtung Drosendorf.

Bahnhof Retz

Mit dem Zug ist Retz von Wien (Stadtgrenze) in ca. 60 Minuten Fahrzeit zu erreichen, werktags meist stündlich (zu Stoßzeiten halbstündlich), am Wochenende alle 1 bis 2 Stunden.

Bahnhof Retz

Der Bahnhof Retz ist ein Trennungsbahnhof mit drei Bahnsteiggleisen. Er ist der nördlichste mit einem Fahrdienstleiter besetzte Bahnhof der Nordwestbahn in Österreich. Von ihm aus führt eine der steilsten Normalspurstrecken Österreichs nach Drosendorf-Zissersdorf (errichtet 1910, Lokalbahn Retz–Drosendorf), auf der jedoch der Passagierverkehr am Samstag, dem 9. Juni 2001, eingestellt wurde. Nur der Güterverkehr bis Weitersfeld ist nach wie vor aufrecht und während der Sommermonate bringt an den Wochenenden ein Nostalgiezug, der „Reblaus-Express“, Radfahrer und Wanderer nach Drosendorf.

Nach der Grenzöffnung wurde in den 1990er Jahren auch der Bahnverkehr über die Staatsgrenze hinweg nach Znaim wieder aufgenommen. Seit dem Fahrplan 2007 fährt die Bahn auf einer modernisierten Strecke bis Schattau und seit dem 12. Dezember 2009 auch bis nach Znaim.

Bildung

  • Volksschule
  • Hauptschule und angeschlossene Sonderschule
  • Polytechnikum
  • Höhere Bundeslehranstalt für Tourismus
  • Bundeshandelsschule und Bundeshandelsakademie: 1925 als städtische Handelsschule gegründet

In den beiden letzteren Schulen gibt es nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 gemischte Klassen mit österreichischen und tschechischen Schülern. 1996 fand die erste Maturaprüfung einer „Bikulturellen Klasse“ der Bundeshandelsakademie Retz statt.

  • Musikschule

Sport und Unterhaltung

  • Erlebnisbad Retz: Das Erlebnisbad Retz ist ein Freibad mit einem normalem Becken mit Wasserrutsche sowie einem großen Sportbecken. Das Bad befindet sich in des Nähe des Schlosses der Familie Suttner-Gatterburg.
  • Skatepark: ein neu erbauter Skatepark befindet sich in der Nähe der Ortsausfahrt Richtung Kleinhöflein bei der Feuerwehr.
  • Basketball- und Fussballplatz: befindet sich gleich neben dem Skatepark
  • Stadion des SC Retz: das Stadion des SC Retz ist unweit des Bahnhofes. Es fasst ca. 2500 Zuschauer, davon sind ca. 1200 Plätze überdacht. Erbaut wurde es im Sommer 1955, das Eröffnungsspiel wurde gegen den damaligen italienischen Erstligisten FC Bologna ausgetragen.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Alois Richter[3]
  • Christiane Hörbiger (* 1938), österreichische Schauspielerin, Hauptdarstellerin des in Retz gedrehten TV-Films Julia – eine ungewöhnliche Frau[4]
  • Cyrill Blei, Bäckermeister[5]

Söhne und Töchter

Sonstiges

In Retz und im Umland um die Weinstadt wurde die TV-Serie Julia – eine ungewöhnliche Frau mit Christiane Hörbiger und Peter Bongartz in den Hauptrollen gedreht. Die Filme wurden im ORF und im Ersten Deutschen Fernsehprogramm ausgestrahlt.

Retz ist in den Jahren 2004 bis 2009 jeweils der niederschlagsärmste Ort Österreichs gewesen.

Einzelnachweise

  1. Der Kardinal und der Dichter auf ORF vom 27. August 2005 abgerufen am 10. November 2008
  2. Godfrid Wessely, Ilse Draxler, Georg Gangl und Peter Gottschling: Geologie von Niederösterreich, Verlag der Geologischen Bundesanstalt, Wien 2006, S368f, ISBN 3-85316-239-8
  3. Weblink: http://verderber.org/biographien/deutsch/thomas_verderber_und_verderberhaus.htm
  4. Weblink: http://www.oe-journal.at/Aktuelles/0901/chrarchiv04091009.htm
  5. Weblink: http://alo.uibk.ac.at:8180/filestore/servlet/GetFile?id=RWAIQLSOEXVUUICAOAFT

Weblinks

 Commons: Retz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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