Lorber-Bewegung

Lorber-Bewegung

Lorber-Bewegung oder Lorberianer ist eine gängige Bezeichnung für die nur wenig organisierten Anhänger des Offenbarungswerkes von Jakob Lorber.

Inhaltsverzeichnis

Organisation

Die hauptsächliche Gemeinsamkeit der verschiedenen Anhänger des Offenbarungswerkes von Jakob Lorber, das auch als eine oder die Neuoffenbarung bezeichnet wird, besteht in der Überzeugung der göttlichen Urheberschaft dieses Werkes.

Da in dem Werk organisierte Kirchengemeinschaften (Amtskirchen) sowie Riten und Zeremonien weitgehend abgelehnt werden, gibt es außer Verlagen, Freundeskreisen und Lorbergesellschaften, die eher selten Treffen organisieren, keine weitere Organisation. Die Treffen bestehen gewöhnlich aus Vorträgen und Diskussionen, gelegentlich ergänzt durch gemeinsames Essen, Naturwanderungen, Musizieren und Beten.

Die meisten Lorberianer sind Mitglieder katholischer und evangelischer Kirchen oder Sondergemeinschaften, einige auch Anhänger außerchristlicher Religionen und Glaubenssysteme.

Jakob Lorber und seine Freunde waren Mitglieder der römisch-katholischen Kirche und wurden durch das „Innere Wort” angewiesen, diese nicht zu verlassen, sondern sie durch ihr eigenes beispielhaftes Leben vom Wert der an sie ergangenen Offenbarung zu überzeugen. Dies war aber nur eine an sie persönlich gerichtete Direktive und keine allgemeine Anweisung. Eine offizielle Anerkennung von Jakob Lorber und seiner Niederschriften gibt es seitens der römisch-katholischen Kirche bis heute nicht. Im I. Vaticanum 1869/1870 wurde das Offenbarungswerk von J. Lorber auf den Index des Vaticans gesetzt und damit zum verbotenen Schrifttum für alle Katholiken erklärt, dieses Verbot wurde erst in jüngster Zeit wieder aufgehoben.

Von Seiten evangelischer Theologen gibt es einerseits Kritik und andererseits Lob, eine offizielle Anerkennung aber nicht. Daher halten viele Lorberianer mit ihrer Überzeugung zurück und leben „undercover” in ihrer jeweiligen Kirche. Boshafte Zungen bezeichnen sie daher auch als „Infiltratoren”, obwohl sie sich gewöhnlich offen zu ihrem Glauben an die Lorberschriften bekennen wenn die Gelegenheit günstig erscheint oder sie direkt darauf angesprochen werden.

Geschichte

Johannes Busch, erster Verleger der Niederschriften Lorbers

Mit der zunehmenden Verbreitung der Lorberbücher entstanden erste Freundeskreise. Deren Mitglieder sahen in Lorbers Schriften eine der Bibel gleichwertige Neuoffenbarung. Ihrer Meinung nach entsprechen Lorbers Aufzeichnungen prinzipiell den Inhalten der Bibel. Sie seien lediglich detaillierter und legten die Gleichnisse der Bibel zusätzlich aus. Dabei werden die folgenden Bibelstellen auf Lorber und sein Offenbarungswerk angewendet:

  • „Noch vieles hätte ich euch zu sagen; doch ihr könnt es jetzt noch nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommt, wird er euch in alle Wahrheit einführen. Er wird nicht aus sich selbst reden; vielmehr wird er reden, was er hört, und wird euch künden, was künftig ist.” Joh. 16,12-14
  • „Und auf meine Knechte und Mägde will ich in denselben Tagen (in den letzten Tagen) von meinem Geist ausgießen und sie sollen weissagen.” Apg. 2,18 und Joel 3,1-5
  • „Und ich sah einen Engel fliegen durch die Himmelsmitte, der hatte ein Ewiges Evangelium zu verkünden über die Erdbewohner und über alle Nationen und Stämme und Sprachen und Völker.” Offb. Joh. 14,6

Verbreitung

Die meisten Anhänger Lorbers leben in den deutschsprachigen Ländern Europas. Durch Übersetzung der Bücher in verschiedene Sprachen findet das Lorberwerk allmählich auch in nicht deutschsprachigen Ländern Beachtung. Eine zuverlässige Schätzung der Anzahl der Lorberianer ist kaum möglich; es dürfte sich jedoch um weit über Hunderttausend weltweit handeln.

Lehre

In den Texten der Offenbarung findet sich mehrmals eine scharfe Ablehnung von Tempeln (Kirchen), Ritualen und Zeremonien. Die Tempel sollen die Menschen selbst sein, indem sie das Wort Gottes vollwirksam bzw. tatkräftig annehmen und so den Heiligen Geist Gottes in ihren Herzen erwecken. [1]

Organisierte Religionsgemeinschaften mit Berufspriestern werden scharf kritisiert und mit den Pharisäern und Schriftgelehrten des alten Judentums gleichgesetzt. Die biblischen Warnungen vor falschen Propheten werden mit den später entstandenen Amtskirchen oder dem Priestertum in Verbindung gebracht. [2]

Auch eine nur theologische Ausbildung auf Hochschulen wird abgelehnt, da solche allein verstandesbildenden Schulen die Wege der Welt (oder des Satans) seien, sich seine Kinder zu ziehen, und nicht die des Herrn, der bei den Seinen die Gemütsbildung primär über die nur sekundäre Verstandesbildung setzt. [3]

An anderer Stelle wird gesagt, dass auch ein zeremonieller Gottesdienst annehmbar sei (wie überhaupt jede Handlung), wenn die Ausführenden und Teilnehmer aus ihrer von Herzen kommenden Gottesliebe bei der Sache seien. Konkret empfohlen jedoch wird mehrmals ein nur brüderlich organisiertes Gemeinschaftsleben und die Taufe, so wie es bei den Urchristen zu finden war. [4]

Literatur

  • Horst Reller, Hans Krech & Matthias Kleiminger (Hrsg.): Lorber-Bewegung - Lorber-Gesellschaft - Lorberianer. In: Handbuch Religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. 6. Auflage, Gütersloh 2006, Seiten 214-226.
  • Andrea Daxner: Wi(e)der die Wahrheit. Neuoffenbarungen am Beispiel der Lorber-Bewegung – Eine Herausforderung für Seelsorge, Beratung und Forschung. Wien 2003
  • Lothar Gassmann: Kleines Sekten-Handbuch. Lorberianer Seiten 92-95, MABO-Bücher Schacht-Audorf, 2005, ISBN 3-9810275-0-7
  • Matthias Pöhlmann: Lorber-Bewegung, durch Jenseitswissen zum Heil?. Konstanz 1994, ISBN 376217704X
  • Matthias Pöhlmann (Hg.): Ich habe euch noch viel zu sagen .... Gottesboten - Propheten - Neuoffenbarer, EZW-Texte 169, Berlin 2003
  • Reinhard Rinnerthaler: Zur Kommunikationsstruktur religiöser Sondergemeinschaften am Beispiel der Jakob-Lorber-Bewegung. Salzburg 1982
  • Michael Junge: Dokumentation um Jakob Lorber, Books on Demand GmbH, 2004, ISBN 3-8334-1562-2

Quellen

  1. Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, Kapitel 166, Absatz 10
  2. Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, Kapitel 166, Absatz 9
  3. Lorber, Großes Evangelium Johannes Band 1, Kapitel 155 Absatz 4 bis 14
  4. Lorber, Großes Evangelium Johannes, Band 9, K. 166, Absatz 11-13

Weblinks


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