- Lost Place
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Der Begriff Lost Place ist ein Pseudoanglizismus und bedeutet sinngemäß „vergessener Ort“. Im englischen Sprachgebrauch wird der Ausdruck „abandoned place“ benutzt. Meistens handelt es sich um Bauwerke aus der jüngeren Geschichte, die entweder noch nicht historisch aufgearbeitet (bzw. erfasst) worden sind, oder aufgrund ihrer geringen Bedeutung kein allgemeines Interesse finden und daher nicht als besonders erwähnenswert gelten.
Lost Place wird zwar häufig gleichbedeutend mit Industrieruinen oder nicht mehr genutzten militärischen Anlagen gebraucht, die eigentliche Bezeichnung gilt aber für jedweden Ort, der im Kontext seiner ursprünglichen Nutzung in Vergessenheit geraten ist. Insbesondere zählen dazu Orte, die nicht bewusst als Industriedenkmäler für die Nachwelt erhalten und dadurch einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Die Faszination dieser Orte liegt aber genau in dieser Ursprünglichkeit und der fehlenden (touristischen) Erschließung, die dem Besucher die Möglichkeit bietet, selbst auf „Entdeckungsreise“ zu gehen und dabei Geschichte individuell und hautnah erleben zu können. Auf der anderen Seite birgt diese Eigenart der Plätze auch manchmal unterschätzte Gefahren. Des Weiteren ist das Betreten solcher Orte selten rechtlich eindeutig definiert, weswegen Besucher von Lost Places auch zuweilen lieber anonym agieren.
Oft wird die Beschäftigung mit Lost Places gleichgesetzt mit moderner Schatzsuche oder auch dem Sammeln von Militaria bzw. Munition. Dies ist eine zu kurz greifende Verallgemeinerung. Für viele Menschen, die sich mit den vergessenen Orten beschäftigen, ist dies eine ernsthafte Form von Heimatgeschichte. Im Internet gibt es mittlerweile zahlreiche Dokumentationen derartiger Orte.
In Location-based Games spielen Lost Places ebenfalls eine Rolle. Oft werden sie nur über GPS-Koordinaten (bzw. Wegpunkte) identifiziert.
Des weiteren ist wichtig zu erwähnen, dass viele der in diesem Kontext genannten Orte aus der Zeit des Dritten Reichs bzw. der letzten beiden Weltkriege stammen. Damit sind sie vielfach Zeugen von Leid, sowohl für die Menschen, die (möglicherweise in Zwangsarbeit) an deren Erbauung beteiligt waren, als auch für diejenigen, die dort unter unmenschlichen Umständen arbeiten mussten, oder auch für diejenigen, die als Zivilbevölkerung dort vor dem verheerenden Krieg Zuflucht suchten.
Siehe auch
Literatur
- Marc Mielzarjewicz: Lost Places - Schönheit des Verfalls. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2008 ISBN 978-3-89812-575-8 (3 Bände)
Weblinks
- http://www.geschichtsspuren.de - Interessengemeinschaft für historische Militär-, Industrie- und Verkehrsbauten
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