Louise Fitzhugh

Louise Fitzhugh

Louise Fitzhugh (* 5. Oktober 1928 in Memphis, Tennessee; † 19. November 1974) war eine US-amerikanische Kinder- und Jugendbuchautorin und -illustratorin.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Louise Fitzhugh wurde 1928 in eine prominente wohlhabende Familie in Memphis geboren. Ihr Vater Millsaps Fitzhugh, Nachkomme eines Bürgerkriegshelden, hatte eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen namens Louise Perkins in Mississippi geheiratet. Als die Tochter Louise wenige Monate alt war, ließen sie sich scheiden.[1] Bis zur Hochzeit ihres Vaters mit Sally Taylor im Jahr 1933 lebte Louise mit ihm im großelterlichen Haus, zusammen mit der Großmutter. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr führte Louise Fitzhugh das angepasste Leben einer Tochter aus gutem Hause. In der letzten Highschoolzeit befreundete sich Louise Fitzhugh mit Ed Thompson, einem späteren Rechtsanwalt in Memphis. Beide rissen eines Nachts aus, um eine Schnellehe in Mississippi zu schließen, die aber von ihren Eltern schnell wieder annulliert wurde.

Studium

Nach ihrer Graduierung 1946 besuchte Louise Fitzhugh zunächst das Southwestern College in Memphis, wechselte aber bald zu einem anderen in Florida. 1948 zog sie in die Südstaaten und wechselte zum New Yorker Bard's College, das ihr Onkel Peter Taylor ihr wegen der Schriftsteller-Kurse empfohlen hatte. Gemeinsam mit Joan Williams zog sie nach New York. Als Hauptfach studierte sie zunächst Gegenwartsliteratur, wechselte dann aber zur Kinderpsychologie. Im Jahr 1949 starb Louise Fitzhughs Großmutter und sie erbte Geld. Durch das finanzielle Polster war sie unabhängig und verließ ein halbes Jahr vor dem Abschluss das College. Sie zog nach Greenwich Village und studierte abwechselnd an der "Art Students Leage" und der "Cooper Union", später in Frankreich und Italien.

In den fünfziger Jahren hatte sie Beziehungen zu beiden Geschlechtern. Louise Fitzhughs Freundinnen waren Literaturagentinnen, Casting-Direktorinnen, Künstlerinnen, Akademikerinnen, Werbefachfrauen, Wissenschaftlerinnen - oft die ersten, die in ihrem Fach in Männerdomänen eindrangen. Zu ihren Freundinnen gehörten Lorraine Hansberry, Jane Wagner, Meaker (M.E. Kerr) und die Mystery-Autorin Sandra Scoppettone. Mit Scoppettone verband sie eine lebenslange Freundschaft. Fitzhugh starb am 19. November 1974 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Karriere

In den frühen 1960er Jahren gab Louise Fitzhugh ihren Ängsten in bunten Klecksbildern Ausdruck, die den Rorschach-Tests ähnelten, sie malte ihre Träume, fertigte dunkle Holzschnitte von Kindern. Sie malte Menschen aus ihrer Umgebung und schrieb Notizen. 1960 entwickelten Scoppettone und sie ein Bilderbuch für Erwachsene, das ihre eigene Künstlerbohème verulkte. Das Buch, das Scoppetone geschrieben und Fitzhugh bebildert hatte, wurde 1961 unter dem Titel "Suzuki Beane" veröffentlicht. Es hatte Erfolg, zunächst bei Erwachsenen, später bei Kindern[2]. 1961 zog Fitzhugh mit Alice Glas in ein Gartenapartment an der East 85. Straße, deren Nachbarschaft vermutlich den Hintergrund für "Harriet, die kleine Detektivin" (Harriet, the spy) abgab. In dieser Zeit arbeitete Fitzhugh an ihrer Psychoanalyse und begann literarische Projekte, die ihre Kindheit in den Südstaaten thematisierten. Sie begann einen Roman "Crazybaby", 1962 stellte sie ein autobiografisches Theaterstück mit dem Titel "Mother Sweet, Father Sweet" fertig. Als es aufgeführt werden sollte, lehnte sie die Produktion wegen Revisionswünschen des Produzenten ab. Ebenso begann sie mit dem Roman "Amelia", in dem zwei junge Mädchen sich verlieben. Er erinnert an Louise Fitzhughs erste Liebe, die später bei einem Flugzeugunfall starb. Der Literaturagent, dem sie den Roman zeigte, lehnte ihn wegen des lesbischen Inhalts ab. Das Manuskript ist seitdem verschollen. 1963 begann Louise Fitzhugh mit Entwürfen für "Harriet, the Spy". Für die damalige Zeit unüblich, wurde ihr ein Vorschuss für das Buch gezahlt, als die Herausgeberin Ursula Nordstrom die ersten Seiten des Manuskripts gelesen hatte.

In "Harriet" drückte Fitzhugh all den Schmerz und die Einsamkeit, die Neugier und Aufregung ihrer eigenen Kindheit aus. Louise Fitzhugh sagte über autobiographische Züge in "Harriet": "Ich hatte wie Harriet ein Kindermädchen, nach dem ich ganz verrückt war. Dann ging das Kindermädchen weg und ich hörte nie wieder etwas von ihr." Das Buch wurde seit seiner Veröffentlichung im Jahre 1964 viermillionenmal verkauft. Es wurde 1964 von der New York Times zum besten Kinderbuch gewählt. In den späten sechziger Jahren gründeten Mädchen Detektivclubs, versteckten sich unter Tischen in Lehrerzimmern und machten dort Notizen. Das Vorbild Harriets animierte junge Frauen zum Schreiben.

Im Anschluss an "Harriet, The Spy" verfasste Fitzhugh eine Folgegeschichte "The Long Secret" (Deutsch: Neuigkeiten aus Harriets Spionageheft). 1965, das Jahr der Publikation von "The Long Secret", wurde ein Wendepunkt für Fitzhugh. Sie wurde erfolgreich und ihr Vater starb. Nun war Fitzhugh im Besitz von sehr viel Geld und frei von elterlichen Vorschriften. Sie nutzte ihren neuen Wohlstand, kaufte ein Sommerhaus auf Long Island und veränderte ihre Garderobe, legte Frauenkleidung ab und ließ sich Maßanzüge schneidern. Nun sah sie eher wie ein junger Mann aus. Sie bewegte sich in der homosexuellen Szene in Bridgehampton und lebte mit Drogen-und Alkoholkonsum. Sie schrieb ein weiteres Kinderbuch "Sport" (Deutsch: Pele, der Zweite), das an die Intensität von "Harriet" nicht heranreichte. 1969 brachten Fitzhugh und Scoppetone "Bang, Bang, You're Dead", ein Antikriegsbilderbuch, heraus. Einige Kritiker bezeichneten es als schwerfällig und überzeichnet. Als letztes Werk wurde 1974 "Nobody's Family Is Going To Change" veröffentlicht, in dem sie die Geschichte zweier afro-amerikanischer Geschwister, Emma und Willie, beschreibt.

Werke (Auswahl)

Auf Deutsch erschienen

  • Harriet - Spionage aller Art, Fischer Taschenbuch Frankfurt; 2009, ISBN 3596853680
  • Harriet, die kleine Detektivin, Bertelsmann, München 1997, ISBN 3570203611
  • Neuigkeiten aus Harriets Spionageheft, Gütersloh, Bertelsmann Verlag, 1972, ASIN B001TL7192
  • Pele der Zweite, Bertelsmann Verlag, 1989, ISBN 3570003353

Adaption

Ihre Bücher wurden als Harriet, die kleine Detektivin (1996) und Harriet: Spionage aller Art (2010)[3] verfilmt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://purple-socks.webmage.com/bio.htm
  2. http://www.villagevoice.com/2002-05-07/news/a-greenwich-village-of-the-mind/
  3. http://www.imdb.de/title/tt1545097/

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