Lucidarius

Lucidarius

Der deutsche Lucidarius (auch: „Der große Lucidarius“) ist ein um 1190 entstandenes mittelhochdeutsches Prosawerk, das in Form von Fragen und Antworten das zeitgenössische theologische und naturwissenschaftliche Wissen bietet. Der „Lucidarius“ wurde nach lateinischen Vorbildern (Honorius Augustodunensis Elucidarium) geschrieben und stellt den Anfang populärwissenschaftlicher Literatur in deutscher Sprache dar.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte

Im in Versform verfassten A-Prolog, der vermutlich um 1227 in Braunschweig entstand, wird Herzog Heinrich der Löwe als Auftraggeber genannt. Als Autoren werden drei Kapläne an dessen Hof genannt. Mittlerweile gilt der A-Prolog nicht mehr als glaubwürdiges historisches Dokument und der kürzere B-Prolog gilt als der authentischere. Vermutlich wurde der Text von einem einzelnen Autor verfasst. Dieser Autor arbeitete wahrscheinlich nicht an einem weltlichen Hof, sondern war Regularkanoniker, der in Verbindung mit der Marbacher Reformgruppe stand. Der „Lucidarius“ wurde in der Folgezeit immer wieder überarbeitet und stand im 16. Jahrhundert im Rang eines Volksbuches.

Inhalt

Der Text selbst beginnt mit einer Beschreibung seiner Ziele. Er soll als „Leuchter“ Wissen vermitteln, das die geistliche Gesinnung stärken soll.

Ausgaben

  • Dagmar Gottschall und Georg Steer (Hgg.): Der deutsche Lucidarius, Teil 1. Kritischer Text nach den Handschriften, (= Texte und Textgeschichte; Band 35), Tübingen 1994, ISBN 3-484-36035-6
  • Lucidarius. Aus der Berliner Handschrift, hrsg. von Felix Heidlauf, (= Deutsche Texte des Mittelalters; Band 28), Berlin 1915 (Nachdruck 1970)
  • Appollonius von Tyrus, 1975, Nachdruck der Ausgabe Augsburg 1471 und 1516, ISBN 3-487-05089-7

Sekundärliteratur

  • Karl Schorbach: Studien über das deutsche Volksbuch Lucidarius und seine Bearbeitungen in fremden Sprachen, (= Quellen und Forschungen zur Sprach- und Culturgeschichte der germanischen Völker; Band 74), Straßburg 1894
  • Marlies Hamm: Der deutsche Lucidarius, Teil 3. Kommentar, (= Texte und Textgeschichte; Band 37), Tübingen 2002 ISBN 3-484-36037-2

Weblinks


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