Ludwig Forum für Internationale Kunst

Ludwig Forum für Internationale Kunst
Aachen, „Ludwig Forum für Internationale Kunst"
Jonathan Borofsky: Ballarina Clown (Ludwig Forum, Aachen)

Inhaltsverzeichnis

Museum

Seit 1970 gibt es in Aachen eine städtische Institution, die Gegenwartskunst sammelt und präsentiert. Damals gegründet als "Neue Galerie - Sammlung Ludwig" und im Alten Kurhaus Aachen angesiedelt, wurde daraus 1991 das Ludwig Forum für Internationale Kunst. In der 1928 im Internationalen Stil erbauten ehemaligen Schirmfabrik Emil Brauer wird seither zeitgenössische Kunst präsentiert.

Die Sammlung des Ludwig Forum umfasst rund 3.000 Werke vornehmlich aus dem Besitz der Aachener Sammler Peter und Irene Ludwig aus allen Gattungen der Kunst sowie aus vielen Ländern. Die Sammlung Ludwig ist besonders bekannt für ihre Pop-Art-Bestände und den Schwerpunkt auf US-amerikanischer Kunst seit den 1960er Jahren. 1977 zeigte das Sammlerpaar erstmals Pop-Art in Ost-Berlin. Daraufhin entwickelte sich ein reger Austausch zu Künstlern aus Ostdeutschland. In den 1980er und 1990er Jahren reisten die Ludwigs nach Russland und begannen bald darauf die damals aktuelle chinesische Kunst zu sammeln. Heute sind viele dieser Positionen und Künstlerpersönlichkeiten weltbekannt, wie z.B. Ilya Kabakov, Erik Bulatov, Huang Yong Ping und Ai Wei Wei. Daneben wurde eine bedeutende Sammlung an Videokunst im Hause aufgebaut, die heute rund 200 Werke sind so in städtischen Besitz gelangt.

Einige der Arbeiten, die das Ludwig Forum beherbergt, fehlen in keiner Kunstgeschichte und gehören damit zu einer Art Weltgedächtnis der Kunst des 20. Jahrhunderts. Dazu zählen z.B. das fotorealistische Gemälde "Medici" von Franz Gertsch oder die Skulpturengruppe "Bowery Bums" von Duane Hanson, die drei Bettler von der Straße namens Bowery in Manhattan zeigt. Beide Werke waren 1972 auf der heute legendären documenta 5 von Harald Szeemann in Kassel ausgestellt. Von Hanson stammt auch die „Aachener Mona-Lisa“, die liebevoll als "Supermarket Lady" bezeichnete hyperrealistische Skulptur einer Frau mit Einkaufswagen. Auch der „Ballerina-Clown“ von Jonathan Borofsky, der im Hof des Ludwig Forum aufgebaut ist, schaut weit in die Geschichte und über die Kontinente. Er hat einen Zwilling in Los Angeles, auf dem Dach der Public Library von Santa Monica, direkt am Pazifik. Entstanden ist der Clown ursprünglich für die heute unter Fachleuten als Maßstab geltende Schau "Metropolis", die Anfang 1991 im Berliner Gropius-Bau gezeigt wurde und aus der heraus das Werk für Aachen, für die Neueröffnung des Ludwig Forum im Sommer desselben Jahres, erworben wurde.

Das Haus wurde bisher von drei Direktoren geleitet. Gründungsdirektor Dr. Wolfgang Becker war von 1970 bis 2001 im Amt. Unter seiner Ägide haben bedeutende Ausstellungen, wie Klischee/Antiklischee (1970), „Robert Filliou: Commemor“ (1970) oder die Havanna Biennale (1998) stattgefunden. Von 2002 bis 2008 leitete Harald Kunde die Geschicke des Ludwig Forum und positionierte das Haus mit monographischen Ausstellungen bekannter zeitgenössischer Künstler, wie Sophie Calle (2005), Franz Gertsch (2006), Chuck Close (2007) und Atelier van Lieshout (2008). Seit 2009 ist Brigitte Franzen, die Kuratorin der Skulptur Projekte Münster 2007, Direktorin des Ludwig Forum. Das Ausstellungsprogramm und die Präsentation der Sammlung orientieren sich seither an jährlichen Leitmotiven: 2009 standen „Video/Film“ im Mittelpunkt, 2010 entwickelt sich das Programm im Kontext von „Architektur und Raum“. In diesem Zusammenhang hat sich das Ludwig Forum weiter als Ausstellungshaus und Museum mit einem transdisziplinären Profil positioniert. Neben Einzel- und Gruppenausstellungen international profilierter Künstler, wie Andreas Fogarasi, Ergin Cavusoglu, Pawel Althamer oder Susan Phlipsz, zeigte das Ludwig Forum 2010 unter dem Titel „West Arch – A new Generation in Architecture“ erstmals zeitgenössische Architektur.

2011 feiert das Ludwig Forum für Internationale Kunst sein 20jähriges Bestehen. Die Ausstellungen „Hyper Real – Kunst und Amerika um 1970“ sowie „Nie wieder störungsfrei – Aachen Avantgarde ab 1964“ schließen dabei den Bogen von der Geschichte des Hauses und der Sammlung zu aktuellen künstlerischen Positionen und Fragestellungen.

Gebäude

Jülicher Straße 87-109, die Schirmfabrik Brauer ist ein Bau von Bachmann-Lürken aus dem Jahr 1928. 1977 im Denkmälerverzeichnis als: „3geschossiger Skelettbau mit abgerundeten Ecken und Flachdach; die Fassaden gelb verklinkert, der Sockel mit roten Klinkern verblendet.“[1] eingetragen. 1988 nach den Entwürfen von Fritz Eller, einem Aachener Architekten, umgebaut.

Siehe auch

  • 21. Oktober 2011 Geschichte des Aachener Museums, Dauerausstellung zur Geschichte des Ludwigs Forums und der Schirmfabrik Esprit Historique/Zero History.[2]

Einzelnachweise

  1. „Landeskonservator Rheinland. Denkmalverzeichnis. 1.1 Aachen Innenstadt mit Frankenberger Viertel.“ Unter Mitwirkung von Hans Königs, bearb. v. Volker Osteneck. Rheinland Verlag Köln, 1977, S.30.
  2. esprit historique

Weblinks


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