MS München

MS München
Schiffsdaten
Schiffstyp Frachtschiff
Bauwerft: Cockerill in Antwerpen
Besatzung: 27 Personen
Eigner: Hapag-Lloyd
Technische Daten
Wasserverdrängung:
Länge: 261,4 m
Breite: 32,4 m
Höhe: 18,29 m
Tiefgang: 11,25 m (max)
Tragfähigkeit: 43.000 ts
Maschinenanlage: Sulzer 9-Zylinder-Dieselmotor
Anzahl der Schrauben: 1 fünfflügeliger Propeller
Wellenumdrehungen: 122 U/min
Leistung: 26.100 PS
Geschwindigkeit: 18 kn
Leichter-Kapazität: 83 Leichter
Verbleib
Im Atlantik gesunken, genaue Position unbekannt.

Die MS München war ein deutsches Frachtschiff der Hamburger/Bremer Reederei Hapag-Lloyd, das im Dezember 1978 im Atlantik sank.

Inhaltsverzeichnis

Das Schiff

Die München lief 1972 bei der Cockerill-Werft in Antwerpen vom Stapel. Mit ihr wollte sich die Hapag-Lloyd im lukrativ erscheinenden LASH-Geschäft (LASH-Carrier = Transport von schwimmfähigen Leichtern auf einem Schiff) etablieren. Zu diesem Zweck gründete sie gemeinsam mit der niederländischen Holland-Amerika-Lijn die Tochtergesellschaft Combi-Line, für die die München und ihr niederländisches Schwesterschiff Bilderdyk im Einsatz waren.

Die München war das erste und einzige LASH-Schiff, das unter deutscher Flagge fuhr. Sie wurde hauptsächlich auf der Nordatlantik-Route zwischen europäischen (vor allem Rotterdam und Bremen/Bremerhaven) und nordamerikanischen Häfen (vor allem Baltimore, Savannah und New Orleans) eingesetzt. Ihr Heimathafen war Bremen.

Der Untergang

Die München lief am 7. Dezember 1978 unter dem Kommando von Kapitän Johann Dänekamp von Bremerhaven zu ihrer 62. Atlantiküberquerung in Richtung Savannah (Georgia) aus. Die Ladung bestand hauptsächlich aus Maschinen und Stahlprodukten.

Seit Ende November 1978 hatte sich im östlichen Nordatlantik ein Orkan mit mittleren Wellenhöhen von bis zu 16 m entwickelt. Am 12. Dezember 1978 kurz nach Mitternacht hatte die München den letzten regulären Funkkontakt. Bei diesem Gespräch mit dem mehrere tausend Seemeilen entfernten deutschen Passagierschiff MS Caribe meldete der Funkoffizier der München, Jörg Ernst, sehr schlechtes Wetter und Beschädigungen am Schiff. Knapp drei Stunden später empfing das griechische Frachtschiff Marion mehrere sehr schwache SOS-Rufe der München, die in der Folge eine der größten und langwierigsten internationalen Rettungsaktionen im Atlantik nördlich der Azoren auslösten, an der auch britische Suchflugzeuge beteiligt waren. Sämtliche Schiffe auf der vielbefahrenen Schifffahrtsroute beteiligten sich an der Suchaktion und bildeten eine weit gefächerte Suchkette im Abstand von jeweils fünf Kilometern, um ein möglichst großes Gebiet auf dem Atlantik abzusuchen. Die Suchaktion wurde von Kapitän Pieter de Nijs geleitet. Das Schiff blieb aber samt Besatzung (28 Personen) verschollen. Gefunden wurden nur drei Leichter, ein leeres, zerstörtes Rettungsboot und eine Notfunkbake sowie unbenutzte, teils ölverschmierte Rettungsinseln.

Die Konstruktion des Schiffes und die wenigen Überreste wurden genau untersucht. Die einzigen Hinweise auf die eventuelle Unglücksursache bot das Rettungsboot der München, das ursprünglich in zwanzig Metern Höhe an der Steuerbordseite des Schiffs mittels Metallbolzen festgemacht war. Diese Bolzen waren vollkommen nach hinten verbogen, was auf schwere Brecher von vorn hindeutete[1]. Die Ursache und der Verlauf des Unglücks konnte jedoch nie zweifelsfrei geklärt werden. Die damalige Untersuchung des Seeamtes Bremerhaven, geleitet durch den Havarie-Sachverständigen Werner Hummel, und neuere Erkenntnisse über so genannte Monsterwellen lassen aber den Schluss zu, dass die damals als praktisch unsinkbar geltende und nach modernen Gesichtspunkten ausgestattete München Opfer einer oder mehrerer dieser Wellen mit 25 bis 35 m Höhe wurde. Das Schiff hatte danach 50 Grad schwere Schlagseite und war wegen der ausgefallenen Elektrik ohne Antrieb und manövrierunfähig sowie darüber hinaus nicht in der Lage, Funksprüche zu empfangen oder mit voller Leistung zu senden.

Es sank wahrscheinlich erst 33 Stunden später, wurde aber fatalerweise aufgrund falscher Positionsangaben (es gab damals kein GPS oder Satellitentelefonie) an falscher Stelle gesucht (180 km zu nördlich). Eine Rettung der Crew war deshalb in dieser Zeitspanne nicht möglich. Die genaue Untergangsposition und die Lage des Wracks sind bis heute unbekannt.

Seit dem Untergang des Schiffes wurde der Traditionsname München bei der Reederei Hapag-Lloyd nicht mehr vergeben. Das etwas kleinere Schwesterschiff, das zunächst viele Jahre unter dem Namen Bilderdyk fuhr und nach dem Verkauf Rhine Forest hieß, war bis zum Dezember 2007 im Einsatz und wurde anschließend verschrottet. Interessant ist, dass sie 1980 fast unter ähnlichen Bedingungen untergegangen wäre. Beide Schiffe nahmen bauartbedingt bei sehr schwerer See unvorhersehbar (im Modell aber reproduzierbar) „grünes Wasser“ im Bereich der Brücke in ca. 18 m Höhe, d. h. es waren Schäden durch sehr schweren Seeschlag möglich: abgerissene Aufbauten, eingedrückte Scheiben. Möglicherweise war bei der München die Brücke derart zerstört, dass die Mannschaft Zuflucht im Maschinenraum im Heck suchen musste.

Literatur

  • Lars Schmitz-Eggen: Die letzte Fahrt der „München“. Norderstedt 2002
  • Gerhard Simonsen: Verschollen im Nordatlantik. Der rätselhafte Untergang des deutschen LASH-Carriers „München“. Hamburg 2000
  • Peter Heimstaedt: Der rätselhafte Untergang der „München“ vor 30 Jahren. In Schiff & Hafen Heft 12/2008, S. 106−109, Seehafen-Verlag, Hamburg 2008, ISSN 0938-1643

Quellen und Anmerkungen

  1. „Die Monsterwellen auf dem Meer - Schiffe in Seenot“ in der Phoenix Dokumentation im Jahr 2004 von Zoe Heron

Weblinks


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