Mahir Çayan

Mahir Çayan

Mahir Çayan (* 14. August 1945 in Samsun; † 30. März 1972 in Niksar/Provinz Tokat) war ein türkischer Revolutionär und Mitbegründer der Türkischen Volksbefreiungspartei-Front (THKP-C).

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Mahir Çayan wurde in Samsun geboren, Mittelschule und Gymnasium besuchte er in Istanbul. Er studierte erst Rechtswissenschaft und ein Jahr später Politikwissenschaft an der Universität Istanbul. Çayan schloss sich zunächst der Arbeiterpartei der Türkei (TİP) und später der Dev-Genç an. Zusammen mit Hüseyin Cevahir und anderen gründete Mahir Çayan 1971 die Türkische Volksbefreiungspartei-Front (THKP-C). Obwohl die Organisation mit dem Tode von Mahir Çayan praktisch aufhörte zu existieren, können die THKP-C und die Ideen von Mahir Çayan als Ausgangspunkt einer ganzen Reihe von Organisation wie der Revolutionäre Weg oder Revolutionäre Linke und heute der Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front, sowie der Marxistisch-Leninistischen Bewaffneten Propaganda Einheit (THKP-C/MLSPB) gesehen werden.[1]

Ideologie Çayans

Die Hauptthesen der Gesellschaftsanalyse Mahir Çayans lauten

  • Die Türkei ist ein halbkoloniales Land. Der dort herrschende Kapitalismus ist abhängig und seiner Eigendynamik beraubt. Eine demokratische Revolution, wie sie die Arbeiterpartei der Türkei (TIP) stets forderte, tritt dadurch in den Hintergrund.
  • Die Türkei steckt daher in einer permanenten wirtschaftlichen und sozialen Krise. Längerfristige Stabilität ist nicht erreichbar.
  • Der bewaffnete Kampf unter Leitung und Führung einer proletarischen Partei soll die künstlich von Staat und Imperialismus aufrecht erhaltene Balance erschüttern und so die Entstehung einer "revolutionären Situation" herbeiführen.[2]

Tod

Am 26. März 1972 entführte Mahir Çayan zusammen mit 9 anderen (Aktivisten der THKO und Dev-Genç sowie Zivilisten aus Fatsa) zwei britische und einen kanadischen Techniker einer Radarstation in Ünye am Schwarzen Meer. Damit beabsichtigten sie, Deniz Gezmiş, Hüseyin İnan und Yusuf Aslan, die als Führer der THKO zum Tode verurteilt worden waren, freizupressen. Vier Tage später, am 30. März 1972, wurden Çayan und seine Freunde von einer Spezialeinheit aus dem Amt für besondere Kriegsführung im Generalstab im Dorf Kızıldere im Kreis Niksar in der Provinz Tokat gestellt und getötet.[3] Insbesondere durch seine Weigerung, sich zu ergeben erlangte Mahir Çayan Kultstatus bei seinen Anhängern und wird heute noch als Märtyrer verehrt.

Bewaffnete Aktionen

  • 12. Februar 1971, Beteiligung an einem Banküberfall in Ankara
  • 15. März 1971, Beteiligung an einem Banküberfall in Istanbul
  • 4. April 1971, Entführung der Unternehmer Mete Has und Talip Aksoy
  • 17. Mai 1971, Entführung und Ermordung des israelischen Generalkonsuls in Istanbul, Ephraim Elrom
  • 1. Juni 1971, bei einem Schusswechsel mit der Polizei wird Mahir Çayan verletzt und gefasst, kann aber später aus dem Militärgefängnis Istanbul fliehen
  • 26. März 1972, Entführung von drei britischen Technikern der Militärbasis in Ünye
  • 30. März 1972, Tod bei Schusswechsel mit einer Spezialeinheit der türkischen Armee

Schriften

  • Aren Oportünizminin Niteliği (Die Charakteristik von Arens Opportunismus)
  • Revizyonizmin Keskin Kokusu-I (Der scharfe Gestank des Revisionismus – I)
  • Revizyonizmin Keskin Kokusu-II (Der scharfe Gestank des Revisionismus – II)
  • Sağ Sapma, Devrimci Pratik ve Teori (Rechte Abweichung, revolutionäre Praxis und Theorie)
  • Yeni Oportünizmin Niteliği Üzerine (Über die Charakteristik des neuen Opportunismus)
  • ASD'ye Açık Mektup (Offener Brief an die Zeitschrift Aydınlık Sosyalist Dergi)
  • Yayın Politikamız (Unsere Publikationspolitik)
  • Devrimde Sınıfların Mevzilenmesi (Die Aufstellung der Klassen bei der Revolution)
  • Kesintisiz Devrim I (Die ununterbrochene Revolution I)
  • Kesintisiz Devrim II-III (Die ununterbrochene Revolution II-III)

Literatur

  • Lothar A. Heinrich: Die kurdische Nationalbewegung in der Türkei. Deutsches Orient-Institut Hamburg 1989

Weblinks

Quellenangaben

  1. vgl. Teil 3 in Die türkische Linke und ihre Perspektiven
  2. Lothar A. Heinrich: Die kurdische Nationalbewegung in der Türkei. Deutsches Orient-Institut Hamburg 1989, S. 16
  3. Eine ausführliche Schilderung findet sich auf den Seiten des Vereins Solidarität mit den 68ern



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