Maibrauchtum (Rheinland)

Maibrauchtum (Rheinland)

Das Maibrauchtum im Rheinland ist, wie viele lokale Brauchtümer, sehr speziell und unterscheidet sich in großen Teilen sogar von Dorf zu Dorf. Die Gruppierungen, die dieses Brauchtum organisieren, bestehen meist aus männlichen Jugendlichen und haben oft historische Bezeichnungen, z.B. Maigeloog, Maiclub, Maigesellschaft, Junggesellenverein, Reih oder Jungenspiel.

Inhaltsverzeichnis

Veranstaltungen

Verkauf/Versteigerung von Maibräuten

Der Verkauf von Maibräuten hat eher symbolischen Charakter. In den meisten Fällen hat der Ersteigernde als einziger das Recht, mit seiner Maibraut zusammen an der Maitradition teilzunehmen (z.B. Maifest, Anbringen von Maiherzen/-bäumen). Bei der Versteigerung werden unverheiratete Mädchen ab 16 Jahren unter den Junggesellen eines Dorfes versteigert. Die Einnahmen der Versteigerung werden überwiegend zur Organisation der Maisaison verwendet.

Mainacht

Als Mainacht wird die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai bezeichnet. In dieser Nacht bekunden traditionell die Maijungen ihren Maidamen ihr Interesse, indem sie ihnen Schmuck in Form von Maibäumen, Maiherzen oder Maibildern an das Haus hängen. Oft wird in einem Dorf durch ein sogenanntes Ausrufen mitgeteilt, welcher Maijunge welche Maidame offiziell „ersteigert“ hat.

In Schaltjahren müssen in einigen Dörfern Mädchen ihren Freunden Maibäume aufstellen, nach dem Motto «Im Schaltjahr, gibt es einen Brauch - im Schaltjahr tun's die Mädels!»

Maifest

Das Maifest wird von unterschiedlichen Gruppen und Organisationen organisiert. Oft wird es zu Ehren der Maikönigin und des Maikönigs gefeiert. Ein Maifest folgt üblicherweise einem traditionellen Ablauf und Ritualen, wobei es in einigen Gemeinden ein ganzes Wochenende dauert. Gebräuchliche Elemente sind neben einer Maikirmes, ein Ball in einem Saal oder in einem Zelt, sowie ein prunkvoller Festzug durch das Dorf.

Maikönig / Maikönigin

Viele Maigesellschaften/Maiclubs ermitteln in Form einer Versteigerung einen Maikönig. Dieser ernennt seine Auserwählte zur Maikönigin. Die Bestimmung, wie ein Maikönig ermittelt wird, ist auch wiederum von Dorf zu Dorf unterschiedlich. So wird der Maikönigstitel entweder separat versteigert (am Anfang oder am Ende der Versteigerung) oder an denjenigen verliehen, der die teuerste Maifrau ersteigert hat. In der Regel ist jemand so lange Maikönig, bis im nächsten Jahr ein neuer König bestimmt wird. In einigen Dörfern wird jedoch der Maikönig schon Ende des letztjährigen Mais bestimmt. Dabei wird der Dorfbaum abwechselnd mit einer Axt beschlagen bis der Baum fällt. Maikönig des nächsten Jahres ist der Maijunge, der den Baum zu Fall gebracht hat. In ähnlicher Form steht in anderen Orten eine Maikönigin im Vordergrund.

Mairemmel/Maipolizei/Dörpremmel

In manchen Dörfern gibt es eine Maipolizei - auch Mairemmel oder Dörpremmel genannt. Sie überwacht die Einhaltung der jeweiligen Maitradition (beispielsweise dass Maijungen nur den Frauen einen Maischmuck anhängen, die sie auch ersteigert haben) und darf vielfach sogar Strafen für ein Vergehen kassieren. Die Maipolizei kann aus mehreren Personen bestehen und weitere spezielle Aufgaben innerhalb der Maitradition übernehmen, zum Beispiel das Tragen eines Maibaums beim Festzug.

Maischmuck

Ein Hauptbestandteil der Maitradition im Rheinland ist es, seiner angebetenen Maifrau die Zuneigung durch einen Schmuck an ihrem Haus zu zeigen.

Der Maischmuck wird in der Nacht zum 1. Mai am Haus der Maifrau angebracht. Oft werden die Objekte von dem jeweilegen Junggesellen bewacht, damit sie nicht von Konkurrenten gestohlen werden. Ein Diebstahl nach der Mainacht gilt dabei aber als feige und hinterhältig.

Maibaum und Maie werden nicht vor Ende Mai abgebrochen beziehungsweise abgehängt.

In Schaltjahren gibt es teilweise (aber selten) den Brauch, dass die Frauen den Männern Maischmuck darbieten.

Maibaum

Oft wird in der Mainacht ein großer, aufwändig geschmückter Maibaum zentral im Dorf aufgestellt. Die Maibäume sind beliebte Trophäen für die Nachbardörfer, indem sie abgesägt oder gestohlen werden.

Junggesellen „stecken“ ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen 'Mai', das heißt sie schmücken einen Baum (in der Regel eine Birke oder eine Fichte) oder wenigstens einen Birkenzweig oder -ast und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Geschmückt wird dieser Baum mit Bändern oder Bücheln (sogenannte Plüme) bzw. Rosen aus buntem Krepp- oder Seidenpapier.

Neben Birken gibt es in einigen Regionen auch den Brauch, Distelzweige zu verwenden, um eine „stachelige“ Liebe zum Ausdruck zu bringen. Oft werden Distelbäume auch von Freunden aufgestellt, um einem Pärchen Glück zu wünschen.

Siehe auch Maibaum

Maiherzen / Maibilder

In Teilen von Nordrhein-Westfalen findet sich ein erweiterter Brauch des Maibaum-Setzens. Hier wird am Fenster der Liebsten ein sogenannter 'Mai' in Form eines selbstgebastelten Maiherzens oder Bildes angebracht.

Maiherzen beziehungsweise -bilder sind Bilder aus buntem Krepppapier oder gefärbtem Reis (sogenannte Reisherzen). Das Material wird dazu auf eine Styroporplatte oder Pappgrundlage gestreut. Für Maibilder werden aus Krepppapier kleine Röschen gedreht und diese werden im Styropor oder in der Pappe mosaikartig zusammengesteckt. Als Motive werden zumeist Motive des Maibrauchtums, Tier- oder Dorfmotive verwendet. Die Größe, Form und Ausführung sind von Dorf zu Dorf sehr unterschiedlich. Teilweise werden mehrere 10000 Papierröschen für solche Maibilder verwendet.

Maiherzen beinhalten meist den Namen beziehungsweise das Initial des Mädchens, Maibilder zeigen oft ganze Sätze und/oder Figuren.

Schandbaum

Neben dem 'Schmuck aus Liebe' gibt es auch unschöne Exemplare. Ein mit Toilettenpapier oder anderen obszönen Gegenständen geschmückter Baum oder auch Maiherz, wird als Zeichen der Abneigung oder Beleidigung angesehen. Das Verwenden von schwarzen Plümen ist ebenfalls ein Zeichen eines Schandbaumes.

Kritik

Gesellschaften, die das Maibrauchtum pflegen, stehen nicht selten in der öffentlichen Kritik. In manchen Dörfern wird die Maitradition eher als Anlass für den Konsum von Alkohol oder Ausschreitungen missbraucht. So werden bereits im Jahr 1732 von Johann Philipp Eugenius, Reichsgraf von und zu Merode in einer Verordnung für Schankstättenwesen "...alle ergliche mißgebräuch im Dantzen, und sonsten zu denen Mai-Zeiten eingeführte, ohnverantwortliche exceßen vornehmlich aber das ungebührliche nächtliche schatz-ausrufen etc. pp. ..." verboten.

In anderen Dörfern wiederum findet das Maibrauchtum in sehr ernstem Rahmen statt. Nicht selten werden Maifeste von Jugendlichen allein organisiert. In vielen Dörfern haben Maigesellschaften daher ein gutes Ansehen und erhalten auch nicht selten Ehrungen oder Preise für ihre Jugendarbeit.

Weblinks

Siehe auch


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