- Sankt Augustin-Mülldorf
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Mülldorf ist ein Stadtbezirk der Stadt Sankt Augustin im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis, Nordrhein-Westfalen. Von 1816 bis 1969 bildete das heutige Gebiet des Stadtbezirks die eigenständige Gemeinde Siegburg-Mülldorf. Frühere Namen waren auch Oeckmüllendorpund, Moelendorp, Mölendorp, Mulendorp, Mühldorf, Mulindorf, Müllendorf und Mullendorp. Der Name leitet sich von einer Wassermühle ab, die auf dem linken Siegufer von Mönchen der Siegburger Abtei errichtet war. Wo die Mühle stand, ist nicht mehr bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Im Norden markiert die Sieg die Grenze zu Siegburg, im Osten grenzt Niederpleis, im Süden Sankt Augustin-Ort und im Westen Menden.
Geschichte
Die Besiedlung des Gebietes von Mülldorf geht wenigstens bis auf 500 v. Chr. zurück, was Urnenfunde an der Bonner Straße bestätigen.
Ab dem 7. Jahrhundert wurde das Land an der Verkehrsverbindung zwischen Bonn und Siegburg als Weilersiedlung genutzt. Zwischen dem 10. und dem 13. Jahrhundert wuchsen die einzelnen Höfe zu Siedlungen zusammen. Unterdessen gab es um 1070 die erste Gründungsurkunde durch die Abtei Siegburg für Mulendorp bzw. auch Mulindorp bei der Übergabe des Landes vom Erzbischof Anno II. von Köln. Der Name stammt von einer Mühle, die von den Mönchen der Abtei am linken Siegufer errichtet wurde.
1844 wurde die Verkehrsverbindung zwischen Bonn und Siegburg als befestigte Chaussee ausgebaut. 55 Jahre später wurde Mülldorf an das Bröltalbahn-Netz angeschlossen, was Anbindungen nach Beuel, Hennef, Ruppichteroth, ins Siebengebirge, Siegburg, Waldbröl sowie Teile des heutigen Rheinland-Pfalz mit sich brachte. Die Strecken wurden aber 1954 bzw. 1967 aufgegeben.
1906 musste die Gemeinde Mülldorf die rechts an der Sieg liegenden Gemeindeteile Hornpott und Zange an Siegburg abgeben, so dass die Sieg neue Gemeindegrenze wurde. 1969 entstand durch die kommunale Neugliederung die Großgemeinde Sankt Augustin (die heute eine Stadt ist), zu der auch Mülldorf gehört. Mülldorf gab Gebiet für Teile des neuen Stadtteils Sankt Augustin-Ort ab.[1]
Zeitleiste
um 500 v. Chr. Urnenfunde an der Bonner Straße auf einer Terrasse südlich des Friedhofes sind die ersten beweisbaren Nachweise einer Besiedlung. um 100 v. Chr. Erste germanische Siedlungsvorstöße durch die Sigambrer. um 600 Nutzung als Weilersiedlung an der wichtigen Verkehrsverbindung von Bonn nach Siegburg. um 700–800 Gründung von Einzelhofanlagen an der Sieg wegen der fränkischen Landnahme. um 900–1200 Die einzelnen Höfe wachsen zu Siedlungen zusammen und bilden Grundlagen für ein Ortsbild. Gemeinschaften haben eigene Rechtssatzungen. um 1070 Gründungsurkunde durch die Abtei Siegburg mit der Bezeichnung Mulendorp bzw. auch Mulindorp bei der Übergabe des Gebietes vom Erzbischof Anno II. von Köln. 1121 Erwähnung in einer Urkunde über „eine Mühle im Siegdorf“ von den Brüdern und Mönchen der Michelsberger Abtei. um 1380 Mülldorf und die anderen Honnschaften Buisdorf und Niederpleis waren dem Kirchspiel Niederpleis zugehörig. Alle unterstanden dem Amt Blankenberg und gehörten auch zum Herzogtum Berg. 1815 Das Gebiet wird vom Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugesagt. Mülldorf wird in die Bürgermeisterei Menden in der Provinz Jülich-Kleve-Berg eingegliedert. 1816 Gemeindegebiet wird als Siegburg-Mülldorf mit 240 Einwohner angegeben. 1844 Verkehrsverbindung von Bonn nach Siegburg durch Mülldorf wird ausgebaut mit einer befestigten Chaussee. 1899 Mülldorf wird an das Bröltalbahn-Netz angeschlossen. Diese bietet Anschlüsse nach Beuel, zu anderen Gemeinden im heutigem Sankt Augustin, Hennef, Ruppichteroth, ins Siebengebirge, Siegburg, Waldbröl, sowie in Teile des heutigen Rheinland-Pfalz. Die Bahn wurde jedoch 1954 bzw. 1967 aufgegeben. 1906 Nach Antrag der am rechten Siegufer liegenden Gemeindeteile von Siegburg-Mülldorf Hornpott und Zange auf Eingemeindung in Siegburg im Jahr 1867, nun die Eingemeindung von der Gemeindeteile nach Siegburg und damit aus Mülldorf heraus. 1923 Gut Friedrichstein wird durch den damaligen Architekten und Ziegeleibesitzer Fritz Becker erbaut. 1938 Die katholische Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung war die letzte, die unter nationalsozialistischer Herrschaft im Deutschen Reich genehmigt und gebaut wurde. 1969 Die Großgemeinde Sankt Augustin wird gegründet, zu der auch Mülldorf gehört. Mülldorf gibt Gebiet an den neugegründeten Stadtteil Sankt Augustin-Ort ab. um 1970 Bau der Hochhäuser in der Ankerstraße. 1972 Erste Sankt Augustiner Stadtbibliothek wird im Haus Mülldorf eröffnet. 1977 Die Großgemeinde Sankt Augustin erhält Stadtrechte. 1981 Dietrich-Bonhoeffer-Haus wird fertiggestellt und bietet eine Räumlichkeit für die Protestanten. Religionen
Römisch-Katholisch
Meindorf, Menden und Mülldorf bilden gemeinsam die Seelsorgegemeinschaft Sankt Augustin - Untere Sieg im Dekanat Siegburg/Sankt Augustin. Diese besteht aus rund 10.000 Katholiken. Der Zusammenschluss fand statt, da die Zahl der Katholiken und Priester zurückgeht, Kirchen und kirchliche Einrichtungen kaum genutzt werden und diese aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr haltbar sind. Hauptaufgabe der Kirchengemeinschaft ist es „die kleinen Lebensräume“ der „Kirchengemeinden zu erhalten, zu schützen und zu pflegen“.
Einrichtungen der Kirchengemeinschaft St. Mariä Heimsuchung ist die gleichnamige Pfarrkirche in der Gottfried-Salz-Straße, das Pfarrzentrum mit Bücherei und der Kindergarten Sternschnuppe im Pfarrweg wie auch die Grundschule St. Martin in der Gartenstraße.
Evangelisch
Die Stadtteile Mülldorf und Niederpleis sind in der Evangelische Kirchengemeinde Sankt Augustin Niederpleis und Mülldorf zusammengefasst. Die Kirchengemeinde ist Teil des Kirchenkreises „An Sieg und Rhein“, welcher wiederum ein Kirchenkreis der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKIR) ist. In der Konzeption der Kirchengemeinde ist zu lesen, dass sie vereinbart haben, vermehrt das Ehrenamt auszubauen, verstärkt Veranstaltungen durchzuführen, mehr mit anderen Institutionen zusammenzuarbeiten, sowie die Jugendarbeit auszubauen.
Zu den Einrichtungen gehören das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der gleichnamigen Straße, sowie der gemeinsame Kindergarten Menschenkinder und eine Bücherei in der Schulstraße in Niederpleis.
Siehe auch: Liste der christlichen Konfessionen
Bevölkerung
Entwicklung
Mülldorf hat von 1969 bis 2002 seine Einwohnerzahl mehr als verdoppelt und hat mit Niederpleis das höchste Bevölkerungswachstum. Diese Entwicklung ist vermutlich auf den Bau der Hochhäuser zurückzuführen.
1969 hatte Mülldorf 3.852 Einwohner (11,93% der Einwohner Sankt Augustins), 2002 dagegen 8.757 (15,29% der Einwohner Sankt Augustins). Ein besonders hohes Wachstum ist zwischen den Jahren 1969 und 1975 zu erkennen (1.815 zugezogen), als die kommunale Neugliederung durchgeführt wurde, sowie zwischen 1985 und 1990 (2.402 zugezogen), wo wohl die Hochhäuser bewohnt wurden.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Sehenswert in Mülldorf ist der Lindenhof an der Bonner Straße, der heute restauriert ein Gaststätte ist. Ebenfalls interessant ist das Gut Friedrichstein an der Schulstraße, welches um 1923 durch den damaligen Architekten und Ziegeleibesitzer Fritz Becker erbaut wurde.
Regelmäßige Veranstaltungen
Maibrauchtum
Am 30. April wird auf der Wiese hinter der Pfarrkirche St. Mariä Heimsuchung durch den Maiclub Mülldorf jedes Jahr ein hoher, geschmückter Maibaum aufgestellt. Zur Sicherung der Stabilität ist noch ein Drehleiterwagen der Freiwilligen Feuerwehr da. Auf der Pfarrwiese ist außerdem noch ein großes Zelt, in dem u.a. der Tanz in den Mai gefeiert wird.
Jedes Jahr findet ein Verkauf der Maibräute statt. Dabei werden alle „Jungfrauen“, also die unverheirateten Mädchen ab 16 Jahren, unter den Junggesellen versteigert. So wird ein Maikönigspaar, wie auch ein 1. und 2. Grafenpaar ermittelt. Hinzu kommt noch ein sogenannter Rötzjesvadder (auch Maivater). Die Höchstbietenden des Maiverkaufs sind bis zum nächsten Jahr das jeweilige Paar. Zu Ehren des Maikönigspaares wird das Maifest gefeiert.
Junggesellen stecken ihrer Liebsten einen mehr oder minder großen „Mai“, d.h. sie schmücken eine Birke oder wenigstens einen Birkenzweig und befestigen ihn am Haus oder Fenster der Auserwählten. Jener hat meist auch ein aus Holz gesägtes, rot angemaltes Herz mit dem Namen der Geliebten. Maibaum und Maie werden erst am Monatsende abgebrochen bzw. abgehängt. Dann erhält man einen Kasten Bier, wenn man „unerwünscht“ ist oder es sich nur um einen Freundschaftsbaum handelt, bei Zweigen ist es jedoch nur eine Flasche Bier.
Siehe auch: Maibrauchtum im Rheinland.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Autobahnanschlussstelle Siegburg an die A 560 liegt in Mülldorf. Auch liegt Mülldorf an der Siegburger Bahn der Bonner Stadtbahn, an der es die Haltestelle Sankt Augustin-Mülldorf hat.
Öffentliche Einrichtungen
Löschzug Mülldorf
1890 trat erstmals der Löschzug als Feuer-Corps bei einem Zusammenschluss von Bürgern Sieburg-Mülldorfs und Mendens auf. Heute jedoch ist er Teil der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin als Löschzug Mülldorf. Als Feuerwehrhaus wird seit 1965 das Haus an der Gartenstraßen genutzt. In diesem ist eine Werkstatt für die Wartung von Atemschutz, sowie ein großer Schulungsraum und eine Einsatzzentrale. Der LZ Mülldorf verfügt über 4 Fahrzeuge: ein Einsatzleitfahrzeug (ELF 1), welcher Funk und Unterlagen bereithält und in dem der Einsatz koordinieren, ein Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6), das die Mannschaft aufnimmt und die Geräte für den Löscheinsatz bereitstellt, sowie ein Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), um einen größeren Wasserbedarf decken zu können, zu dem ist er mit einem Wasser-Schaum-Ringwurfmonitor versehen, aber auch Geräte für technische Hilfeleistungen wie Spreitzer und Trennschleifer sind auf dem TLF geladen, und ein Hubrettungsfahrzeug (DLK 23/12 n.B.), welcher zur Rettung von Personen aus höheren Etagen genutzt werden kann, wie auch für die Unterstützung des Innenangriffs beim Löscheinsatz.
Haus Mülldorf
Das Haus Mülldorf liegt an der Bonner Straße. Der vordere Bereich wird für das Kino und dazugehörige Café Studio genutzt. Das Kino gehört zu den kleinsten in Deutschland. Der hintere Teil des Gebäudes wird für Veranstaltungen genutzt. Ebenso befindet sich noch immer im Haus Mülldorf die erste Sankt Augustiner Stadtbibliothek.
Quellen
- ↑ Hans Luhmer: Von der Bürgermeisterei Menden zur Gemeinde Sankt Augustin In: Beiträge zur Stadtgeschichte, herausgegeben vom Stadtarchiv Sankt Augustin. Heft 20, 1994, ISSN 0936-3483
Weblinks
- Mülldorf auf der Seite der Stadt Sankt Augustin
- Geschichte Mülldorfs auf der offiziellen Seite zur Stadtgeschichte
Stadtbezirke von Sankt AugustinBirlinghoven | Buisdorf | Hangelar | Meindorf | Menden | Mülldorf | Niederpleis | Sankt Augustin-Ort
50.7841666666677.1927777777778Koordinaten: 50° 47′ N, 7° 12′ O
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