- Mailbox-Netz
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Eine Mailbox, im englischen Sprachbereich als Bulletin Board System (BBS) bekannt (der Ausdruck Mailbox ist nur im deutschen Sprachraum üblich), ist ein meist privat betriebenes Rechnersystem, das per Datenfernübertragung (DFÜ) zur Kommunikation und zum Datenaustausch genutzt werden kann. Der verantwortliche Betreiber hat den Status des System Operators (Sysop), sein Aufgabenbereich gleicht dem eines Administrators. Jeder Benutzer (User) der Mailbox hat ein eigenes Postfach, in dem elektronische Nachrichten für ihn gespeichert und von ihm abgerufen werden können. Zudem gibt es meist öffentliche Bereiche, oft Foren, Bretter oder Echos genannt (siehe GABELN), in denen die Benutzer sich austauschen und diskutieren können. Häufig bieten Mailboxen darüber hinaus einen Download-Bereich für Dateien an oder bieten Zusatzleistungen wie z. B. Onlinespiele an. Die Grafik entspricht meist der des vom Fernsehen her bekannten Videotext. Beispiele dafür sind auf der rückblickenden Homepage der maXou BBS (siehe Weblinks unten) zu sehen.
In der Regel sind Mailboxen, bis auf die eigentlichen Verbindungsentgelte der Datenleitung (Telefonleitung), kostenlos.
Viele Mailboxen sind untereinander vernetzt und tauschen in regelmäßigem Abstand (meist mehrfach am Tag) ihre Daten untereinander aus. Auf diese Weise können Benutzer unterschiedlicher Mailboxen schnell und kostengünstig miteinander kommunizieren (in der Mailboxsprache oft auch als "pollen" bezeichnet).
Geschichte
Mit der schnellen Verbreitung der ersten Personal Computer, vor allem des Apple II, und der ersten brauchbaren Akustikkoppler und Modems entstanden die privat betriebenen Mailboxen ab Ende der 1970er Jahre vor allem in den Großstädten der USA. Dort waren damals Ortsgespräche kostenlos, was die Verbreitung der Mailboxen besonders in den Ballungsräumen beschleunigte. In Deutschland, wo die Personalcomputer etwas später aufkamen, wurde 1980 unter Postminister Kurt Gscheidle (SPD) der Zeittakt für Ortsgespräche eingeführt. Außerdem war in Deutschland die Zulassungspolitik für Modems sehr viel strenger, so dass der Start der Szene wesentlich langsamer verlief und nicht die amerikanischen Ausmaße erreichte. In West-Berlin, wo der Zeittakt bis zur Wiedervereinigung nicht galt (man konnte also für 23 Pfennig beliebig lang in der Leitung bleiben), war die Mailboxdichte deutlich höher als in Westdeutschland.
Das weltgrößte private Mailbox-Netz, das FidoNet (kurz Fido) entstand 1984 und verbreitete sich schnell weltweit. Kurze Zeit später entstanden in Deutschland weitere Mailbox-Netze wie das MausNet, Z-Netz, T-Netz, AmNet und das RaveNet, die aber keine internationale Verbreitung fanden. Auch politische Aktivisten, die sich den Neuen Sozialen Bewegungen zurechneten, bauten verschiedene Mailbox-Netze auf; im deutschsprachigen Raum war das größte das CL-Netz. Die Ökologisch-Demokratische Partei „ödp“ nutzte vor deren Internetauftritt seit etwa 1989 das auf Fido basierende ödp-Net.
Obwohl die von den verschiedenen Netzen verwendete Software zueinander inkompatibel war, entstanden zwischen diesen Netzen rasch Schnittstellen, sogenannte Gateways, mit denen über die Netzgrenzen hinweg Nachrichten verschickt werden konnten.
Mitte der 1990er Jahre erreichte die Zahl der Mailbox-Benutzer ihren Höhepunkt. Sie wird auf etwa 1,56 Millionen allein im FidoNet geschätzt. Mit der seither zunehmenden Verbreitung des Internet gingen die Benutzerzahlen jedoch stark zurück.
Weblinks
- TEMSYS - Auf Internet-Browser portierte aktive Mailbox - Diskussionsboards, Chat, Online-Games und vieles andere mehr...
- Crazy Paradise - Aktive AMMS Mailbox mit Telnet-Zugang
- Moonlightning BBS - Rückblick auf eine Mailbox aus Südbaden
- CEUS-Mailbox Historische Tour durch die CEUS-Mailbox
- T.E.C.S.-BBS (Tornado-Electronic-Communication-System) Eine der damals wirklich großen Mailboxen, heute noch online
- Berliner Mailboxen und historische Entwicklung der Berliner Mailboxszene anhand von Telefonlisten seit 88
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