Mandat des Himmels

Mandat des Himmels

Das Mandat des Himmels (chinesisch 天命 Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts-Legitimation der Zhou-Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers schützen, während er mit einem törichten Herrscher unzufrieden wäre und das Mandat an jemand anderen weitergeben würde.

Das Mandat hat keine zeitliche Begrenzung, wenn es gut erfüllt wird.

Geschichte

Gemäß dem Buch der Urkunden – Abteilung Dokumente aus der Zhou-Dynastie (周書): Die Große Ansprache (大誥) – erklärte der Herzog von Zhou (周公旦 Zhōu Gōng Dàn), der jüngere Brüder des zuvor verstorbenen König Wu, als Regent des Reiches und im Namen des jungen Königs Cheng () dem Volk von Shang, dass deren König sein Mandat nur verloren habe, weil er seine Macht missbraucht habe. Dies bedeutete, dass ein legitimer Herrscher nicht von hoher Geburt sein musste. Zugleich aber diente diese Begebenheit zudem als Argument zur Legitimierung der Herrschaft der Gründer der Han- und Ming-Dynastie, die beide Personen niederer Herkunft waren.

Für Xunzi war der Begriff eine bloße Metapher für Legitimität.

Im Laufe der Entwicklung der politischen Konzepte Chinas wurde das Mandat schließlich mit dem Begriff des Dynastischen Zyklus verbunden.

Im Laufe der Übernahme verschiedener Begriffe der chinesischen Philosophie nach Japan wurde auch dort das Konzept vom Himmlischen Mandat (auf Japanisch: tenmei bzw. temmei) verwendet, um die Legitimität von politischer Herrschaft zu begründen. Im Nihonshoki wird damit der Feldzug des Jimmu-tennō gerechtfertigt, der durch seine Unterwerfungen letztlich den Frieden in seinem Reich garantiert. Mit eindeutigen Übernahmen und Paraphrasierungen aus konfuzianistischer Literatur wurden den Himmlischen Herrschern und Thronanwärtern Japans in der folgenden hagiographischen Geschichtsschreibung Tugenden zugesprochen, die den jeweiligen historischen Umständen gemäß dem Prinzip des Himmlischen Mandats entsprechen. In der japanischen Philosophie wird in der Folge immer wieder aus staatstheoretischer Sicht auf dieses Konzept rekuriert, so z. B. in der 17-Artikel-Verfassung. Es wurde aber darauf verzichtet, das chinesische Konzept des gerechten Herrschers zu übernehmen, demzufolge es rechtmäßig sei, einen ungerechten Herrscher zu stürzen.

Mandat des Himmels und Gottesgnadentum

Das Mandat des Himmels unterscheidet sich wesentlich vom europäischen Begriff Gottesgnadentum, der auch unkluge Herrschaft legitimierte, anstatt sie zu stürzen. Umgekehrt wurde ein erfolgreicher Umsturz als Beweis für das Ende des Mandats angesehen. Das bedeutete, ein Aufstand war falsch, solange er nicht erfolgreich war. Der philosophische Unterschied hatte wenig praktische Auswirkungen.

„Mandat des Himmels“ war auch der erste Äraname des Qing-Gründers Nurhaci, der damit seinen Anspruch auf den Kaiserthron der Ming geltend machen wollte.


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Himmlisches Mandat — Das Mandat des Himmels (chin. 天命, Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts Legitimation der Zhou Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers… …   Deutsch Wikipedia

  • Massaker am Platz des Himmlischen Friedens — Tian anmen Massaker bezeichnet die gewaltsame Beendigung der monatelangen Besetzung des Platzes des himmlischen Friedens in Peking von chinesischen Studenten am 3. und 4. Juni 1989 durch das chinesische Militär. Vor allem im chinesischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Chinas frühe Hochkultur: Shangstaat —   Die Entdeckungsgeschichte der »jiagu«   Mit dem Aufstieg der Sippe Zi zur Macht in der »Zentralebene« beginnt insofern ein neues Kapitel in der chinesischen Geschichte, als wir uns nun erstmals auch auf zeitgenössische schriftliche… …   Universal-Lexikon

  • Temmei — Das Mandat des Himmels (chin. 天命, Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts Legitimation der Zhou Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers… …   Deutsch Wikipedia

  • Tianming — Das Mandat des Himmels (chin. 天命, Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts Legitimation der Zhou Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers… …   Deutsch Wikipedia

  • Tianzi — Das Mandat des Himmels (chin. 天命, Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts Legitimation der Zhou Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers… …   Deutsch Wikipedia

  • Tiānmìng — Das Mandat des Himmels (chin. 天命, Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts Legitimation der Zhou Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers… …   Deutsch Wikipedia

  • Tiānzi — Das Mandat des Himmels (chin. 天命, Tiānmìng) war ein traditionelles Konzept der chinesischen Philosophie zur Herrschafts Legitimation der Zhou Dynastie und der späteren Kaiser von China. Der Himmel würde die Autorität eines gerechten Herrschers… …   Deutsch Wikipedia

  • Qian Long — Qianlong 乾隆 [ʨɪ ɛːn lʊŋ] (* 25. September 1711 in Peking, Verbotene Stadt; † 7. Februar 1799, ebenda) war der vierte chinesische Kaiser der Qing Dynastie und regierte offiziell vom 18. Oktober 1735 bis zum 9. Februar 1796, inoffiziell bis zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Absolute Monarchie — Regierungsformen der Welt Republikanische Staatsform ██ Präsidentielles Regierungssystem …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”