- Mandora
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Mandora, italienisch Mandola, französisch Mandore luthée; ist der Name einer Reihe verschiedener Lauteninstrumente. In der Renaissancezeit bezeichnet der Name eine kleine, vier- oder fünfchörige Laute (Prätorius: Mandürchen, s. Abb.), die möglicherweise der Vorläufer der Mandoline gewesen ist.
Im Übergang zur Rokokozeit hingegen bezeichnet Mandora eine sechssaitige Laute mit ca. 70 cm Mensur in der Stimmung F - G - c - f - a - d' oder G - A - d - g - h - e' (selten auch mit zwei oder drei weiteren Basssaiten). Die erstere Variante wurde in Böhmen auch Calichon oder Galichon genannt, der wiederum heute oft mit dem Colascione verwechselt wird, mit diesem aber nichts gemein hat. Während die Mandora ein beliebtes Solo-Instrument war, wurde der Calichon gern als Generalbassinstrument verwendet (Georg Philipp Telemann).
Kurz vor 1800 fand eine Art Ringtausch zwischen Mandora und Gitarre statt. Die Gitarre, die als Barockgitarre rückläufig gestimmt worden war (reentrant tuning: e' - h - g - d' - a), übernahm die sechste Saite und die Stimmung der Mandora (e' - h - g - d - A - G, später auch e' - h - g - d - A - E). Die Mandora dagegen übernahm von der Gitarre die inzwischen eingeführte Besaitung mit einzelnen Saiten statt Chören. Ein später Erbe dieser Entwicklung auf Seiten der Mandora war die so genannte Wandervogellaute.
Musik für die Mandora wurde in Form der Tabulatur notiert.
Komponisten
- Für die Renaissance-Mandora schrieben: Martin Agricola, Pierre Brunet, Adrian Le Roy, Ottomar Luscinius, Sebastian Virdung u. a.
- Für die Rokoko-Mandora schrieben: Johann Georg Albrechtsberger, Antonio Brescianello, Schiffelholz u. a.
Literatur
- Ernst Gottlieb Baron: Historisch-theoretisch und practische Untersuchung des Instruments der Lauten; Nürnberg, 1727
- D. Kirsch: Die Mandora in Österreich zur Bestimmung eines Lautentyps des 18. Jahrhunderts. Vom Pasqualatihaus 4 (1994), S. 63–81
- D. Kirsch: Musik für Mandora in der Universitätsbibliothek Eichstätt; Sammelblatt Historischer Verein Eichstätt 86 (1993), S. 14–19
- D. Kirsch, L. Meierott (Hgg.): Berliner Lautentabulaturen in Krakau. Mainz, 1992
- Leipzig Mandora Book. Tree Edition, Lübeck 2007
- J. Klima: Gitarre und Mandora, die Lauteninstrumente der Volksmusik. ÖMz 18 (1963), S. 72–7?
- R. Lück: Zur Geschichte der Basslauten-Instrumente Colascione und Calichon. DJbM 5 (1960), S. 67–75
- A. Koczirz: Zur Geschichte der Mandorlaute. Die Gitarre 2 (1920/21), S. 21–36
- P. Prosser: Calichon e mandora nel Settecento: Con un catalogo tematico del repertorio solistico. Diss. Universität Pavia, 1996
- P. Prosser: Uno sconosciuto metodo manoscritto (1756) Considerazioni sull’identificazione della mandora nell XVIII secolo; in: M. Tiella, R. Romano (Hgg.): Strumenti per Mozart; Rovereto, 1991; S. 293–335
- E. Pohlmann: Laute, Theorbe, Chitarrone. Bremen, 1968 (19825)
Weblinks
- * Federico Marincola in: LuteBot5, 1999 Über Calichon und Mandora
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