Mandoline

Mandoline
Eine traditionell gefertigte Konzertmandoline mit Fenster-Kopfplatte, flacher Decke und gewölbtem Boden

Die Mandoline ist ein seit dem 17. Jahrhundert bekanntes Zupfinstrument europäischer Herkunft aus der Familie der Lauteninstrumente. Von der Mandoline existieren zwei Bauformen, die sich deutlich in der Form des Korpus unterscheiden: Die Konzertmandoline, auch neapolitanische Mandoline genannt, hat eine flache Decke, keine Zargen und einen stark gewölbten Boden; die Flachmandoline wird nach aus dem Geigenbau entlehnten Konstruktionsprinzipien mit Zargen sowie meist mit leicht gewölbter Decke und Boden angefertigt.

Inhaltsverzeichnis

Bauweise

Konzertmandolinen erkennt man am klassischen, tropfenförmigen und im Umriss einer Mandel ähnlichen Form des Korpus. Dessen flache Decke wird meist aus Fichtenholz gefertigt. Eine Zarge fehlt. Die stark gewölbte Korpus-Rückseite wird traditionell durch Verleimung von Holzspänen in Rundbauchform ähnlich dem Korpus einer Laute hergestellt und ist direkt mit der Instrumentendecke verbunden. Die Konzertmandoline zählt zu den Schalen-Halslauten.

In der folkloristischen Musik wird meist ein anders konstruierter Korpus, ähnlich dem von Violinen mit gewölbter Decke (Archtop), mit separat hergestellten Zargen und nur leicht gewölbtem Boden bevorzugt. In den Vereinigten Staaten wurden seit Anfang des 20. Jahrhunderts verschiedene Varianten der Flachmandoline mit Korpuseinschnitt (englisch: Cutaway) und mit Schalllöchern in f-Form („f-Löcher“) entwickelt. Einer der Pioniere bei der Entwicklung der Flachmandoline war der US-amerikanische Instrumentenbauer Orville Gibson. Gibson erhielt im Jahr 1898 ein US-Patent für die von ihm nach Geigenbau-Prinzipien entwickelte Bauform. Flachmandolinen werden zu den Kasten-Halslauten gezählt.

Eine Flachmandoline des Typs A4 wie im Jahr 1898 von Orville Gibson patentiert

Varianten

  • Eine frühe Form der Mandoline, oft Mailänder Mandoline oder Mandola genannt, wird entweder mit den Fingern oder mit einer Feder gespielt. Die gebräuchlichste Stimmung dieses Instrumentes, das von etwa 1660 bis 1820 gespielt wurde, war g h e’ a’ d’’ g’’
  • portugiesische Halbrundmandoline
  • deutsche Flachmandoline
  • Gibson-A4 – tropfenförmige Flachmandoline mit rundem oder elliptisch geformtem Schallloch
  • Gibson-F5-Flachmandoline, etwa ab 1919 von Lloyd Loar für Gibson entwickelt, mit f-Löchern, Cutaway und mit charakteristischer Schnecke an Korpus und Kopfplatte, heute wertvolle Sammlerstücke
  • E-Mandoline mit elektromagnetischem Tonabnehmer, meist in einspuliger Bauweise (Single Coil)

Verwandte Instrumente

Zu den der Mandoline nahe verwandten Zupfinstrumenten zählen die Mandola, das Mandolinenbanjo und die Mandriola, außerdem die Tamburica und das persische Zupfinstrument Saz.

Verwendung in der Musik

Klangbeispiel Mandoline?/i

Die Mandoline wird mit einem Plektrum aus Kunststoff oder aus Horn (im 19. Jahrhundert aus Schildpatt) gespielt. Der Bezug der neapolitanischen Mandoline besteht aus vier Saitenpaaren, die wie bei der Violine in der Quintenreihe g d’ a’ e’’ gestimmt sind. In Partituren sowie in Besetzungslisten von Musikgruppen und Orchestern ist die Abkürzung mand. für Mandolinen gebräuchlich.

Barock, Klassik, Romantik

Mandolinenspieler, etwa im Jahr 1907

Erste Quellen, in denen die Mandoline erwähnt wird, stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert. Zur Zeit des Barock haben Komponisten wie Antonio Vivaldi, Domenico Scarlatti und Johann Adolf Hasse für dieses Instrument komponiert.

Stammte die Mandoline ursprünglich aus Italien, wurde um 1750 Paris zu deren wichtigstem Zentrum. Weitere wichtige Komponisten, die sich der Mandoline widmeten, sind Wolfgang Amadeus Mozart (zum Beispiel in einer Arie im Don Giovanni Deh vieni alla finestra), Ludwig van Beethoven, Johann Nepomuk Hummel und Niccolò Paganini. Um 1800 findet man die Mandoline vor allem in Wien.

Das heute so bekannte Tremolo, eine wichtige Spieltechnik der Mandoline, ist bereits im 18. Jahrhundert belegt, zum Beispiel in der Mandolinenschule von Michel Corrette 1772, Kap. 10: «Il est remarquer que sur la Mandoline on ne peut pas enfler les sons … on fait un Trill qui est une repetition du meme Son sur une note.» In der Literatur wird das Tremolo aber ab etwa 1840 verlangt. Der wichtigste Komponist der Romantik war Raffaele Calace. Zu dieser Zeit gründeten sich auch die ersten Zupforchester.

Gegenwart

Die Mandoline wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts mit immer größerer Beliebtheit in der zeitgenössischen Musik eingesetzt. Ein wichtiger deutscher Komponist für Mandoline und Zupforchester des 20. Jahrhunderts war Konrad Wölki; ihm ist vor allem die musikwissenschaftliche Anerkennung der Mandoline und des Zupforchesters zu verdanken. In der Gegenwart findet man die Mandoline im Orchester, in den verschiedensten Kammermusik-Ensembles und als solistisches Instrument. Durch die zunehmende Anzahl an professionellen Mandolinenspielern wächst auch die Zahl der Komponisten, die für die Mandoline schreiben.

Den professoralen Lehrstuhl für Mandoline bekleidet in Deutschland Caterina Lichtenberg in der Nachfolge von Marga Wilden-Hüsgen an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal. Eine Fachausbildung für Studenten mit Abschlussdiplom in diesem Instrument erfolgt ebenfalls durch Gertrud Weyhofen an der Musikakademie Kassel und in jüngerer Zeit an der Hochschule für Musik Saar sowie durch Steffen Trekel am Hamburger Konservatorium.

Eine Bluegrass-Mandoline des Typs F5 mit Cutaway, Schnecke und f-Schalllöchern

Volksmusik und Bluegrass

Anfang des 20. Jahrhunderts war in Deutschland in der Wandervogelbewegung die Mandoline sicher auch aufgrund ihrer kleinen Bauform beliebt. Auch heute gibt es noch vielerorts Mandolinenorchester. Das Instrument fand im Folk-Revival der 1970er-Jahre bei einem jungen Publikum besondere Beachtung. Der Mandolinenspieler Erich Schmeckenbecher prägte mit dem Instrument den Klang des Duos Zupfgeigenhansel. Im rheinischen Karneval wurde die von Hans Süper im Colonia Duett gespielte Mandoline als „Flitsch“ zum Markenzeichen des Komödianten. In der amerikanischen Bluegrass-Musik hat Bill Monroe das Verdienst, dass die Mandoline nicht nur rhythmisches Begleitinstrument sondern auch ein gleichberechtigtes Soloinstrument wurde. Als besonders einflussreiche Virtuosen gelten David Grisman und Sam Bush.

Pop- und Rockmusik

Eine breite Popularisierung erfuhr die Mandoline in den 1970er-Jahren durch zahlreiche Folk-Rock-Bands. Mike Oldfield spielt sie auf seinem Album Tubular Bells, wo sie im ersten von zwei Teilen als Soloinstrument verwendet und am Schluss neben anderen Instrumenten mit einem weiteren kurzen Solo vorgestellt wird. Ein markantes Beispiel für den Einsatz von Mandolinen in der Populärmusik sind unter anderm das Musikstück Losing My Religion der Band R.E.M.. Punkbands wie Flogging Molly und Dropkick Murphys setzten die Mandoline in elektrisch verstärkter Form ein. Die amerikanische Folk-Rock-Band The Hooters setzt regelmäßig sowohl akustische als auch elektrische Mandolinen ein. Der Rock-Geiger Warren Ellis spielt bei Nick Caves Bands The Bad Seeds und Grinderman ebenfalls eine elektrische Mandoline, die durch starke Verzerrung allerdings kaum Ähnlichkeiten mit dem Klang einer klassischen Mandoline hat.

Weblinks

 Commons: Mandolinen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Mandoline – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • mandoline — [ mɑ̃dɔlin ] n. f. • 1759; it. mandolino, dimin. de mandola → mandore 1 ♦ Instrument de musique, de la famille du luth, originaire d Italie, à caisse de résonance bombée et à cordes pincées par une petite lame rigide (médiator). 2 ♦ Cuis.… …   Encyclopédie Universelle

  • Mandoline — Sf erw. fach. (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. mandoline, dieses aus it. mandolino m., Diminutivum zu it. mandola (älter: mandora) Zupfinstrument , das mit unklarer Formentwicklung zurückgeht auf l. pandūra (= ein dreisaitiges Instrument) …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Mandoline — Mandoline: Der seit dem 18. Jh. bezeugte Name des lautenähnlichen viersaitigen Zupfinstrumentes mit stark gewölbtem Schallkörper ist aus frz. mandoline entlehnt, das seinerseits aus gleichbed. it. mandolino übernommen ist. Dies ist eine… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Mandoline — (ital. Mandola od. Mandora), eine in Italien gebräuchliche Art der Laute, in der Größe einer Violine u. gewöhnlich mit vier, seltner mit sechs u. mehrern Stahl od. Messingsaiten bezogen, mit kürbisförmigem, aus dünnen Holzstreifen… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Mandoline — (ital.), Saiteninstrument aus der Familie der Lauten, tiefer gewölbt als die Laute, aber von erheblich kleinern Dimensionen; in Italien noch heute im Gebrauch als Melodieinstrument (die Begleitung fällt der Gitarre zu, s. Tafel »Musikinstrumente… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Mandoline — Mandolīne (ital. Mandolino, von mandola, Mandel), kleines lautenartiges Instrument mit 4 6 Saitenpaaren, die mit dem Finger oder mit einem Plektrum gerissen werden [Tafel: Musik I, 16] …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Mandoline — Mandoline, ein lautenähnliches, mit 4 oder 6 Saiten bezogenes Instrument, das mit einem gespitzten Federkiel und einem Finger der rechten Hand gespielt wird. Der Körper hat die Form einer halben Melone und ist, so wie das Griffbrett, kürzer und… …   Damen Conversations Lexikon

  • Mandoline — Mandoline, ital. mandola, eine kleinere Gattung der Laute, deren Saiten theils mit den Fingern, theils mit einem Plectrum gerissen werden, während die linke Hand die Töne auf dem Griffbrett greift. Hauptsächlich in Italien zu Hause, wo man noch… …   Herders Conversations-Lexikon

  • mandoline — [män΄də lēn′, män′də lēn΄] n. a utensil with an adjustable blade, for slicing foods thinly and evenly * * * …   Universalium

  • mandoline — MANDOLINE: Indispensable pour séduire les Espagnoles …   Dictionnaire des idées reçues

  • mandoline — [män΄də lēn′, män′də lēn΄] n. a utensil with an adjustable blade, for slicing foods thinly and evenly …   English World dictionary

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”