Mapper Schanze

Mapper Schanze

Das Rheingauer Gebück war eine aus "gebückten" Buchen bestehende Grenzbefestigung, die den Rheingau 600 Jahre lang bis zum Ende des 18. Jahrhunderts umschloss.

Reste des Rheingauer Gebücks um 1895 nach Cohausen

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Mit dem zunehmenden Aufbau der erzmainzischen Landesherrschaft über den Rheingau, die im 12. Jahrhundert, unter Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken (1111-1137), als weitgehend abgeschlossen und gesichert gelten kann, verband sich im Rheingau die intensive und systematische Verbesserung alter, auf die Römerzeit zurückgehender Grenzbefestigungen. Aus immer wieder zu Boden gebogenen und miteinander verflochtenen, "gebückten", Hain-, später Rotbuchen, entstand das Rheingauer Gebück. Das nicht selten 50 Meter, manchmal 100 Meter breite Gestrüpp ("Gebück") wurde zunehmend undurchlässiger. Nur vereinzelte bewehrte Tore ermöglichten den Durchgang. Die Flanken waren durch ein gut ausgebautes Wegesystem verbunden, das die schnelle Truppenverlegung sicherstellte. Der Bau, die Instandhaltung und Verteidigung oblag den auch militärisch geschulten und stets gerüsteten Männern des nächstgelegenen Ortes.

Verlauf

Das Gebück verlief von Niederwalluf aus nordwärts über Oberwalluf, Neudorf (späteres Martinsthal) und Tiefenthal, bis es vor Schlangenbad in westlicher Richtung, entlang der Taunushänge, unter Hausen und über Presberg hinweg bei Obersdorf wieder in südwestlicher Richtung abfiel und bei Lorch endete, nachdem es am östlichen Rande des Sauertals noch einmal westlich und dann endgültig wieder zum Rhein hin abgebogen war. Es ist nicht gesichert, ob das Gebück nach insgesamt etwa 40 km am Rhein, über Lorch oder an seiner im 13. Jahrhundert entstandenen Erweiterungssiedlung Lorchhausen endete.

Niedergang

Mit dem Aufkommen mauerbrechender Waffen nahm die Bedeutung dieser Form der Grenzbefestigung ab. Trotzdem ist es erstaunlich, wie effektiv das Rheingauer Gebück die in ihm gelegene Landschaft von seiner weitgehenden Fertigstellung im 12. Jahrhundert an rund 600 Jahre lang geschützt hat. Erst 1771 wurde es nach einem entsprechenden schriftlichen Befehl des Mainzer Erzbischofs Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1763-1774) aufgegeben und weitgehend gerodet. So sind heute nur noch vereinzelte, entsprechend alte Buchen und von den steinernen Bollwerken allein Reste der sogenannten "Mapper Schanze" im Wald über Hallgarten (Oestrich-Winkel) erhalten. Dabei handelt es sich um ein in seiner heutigen Form 1494 erbautes Rundtor. Es diente zur Verteidigung des von Stephanshausen zur Nordgrenze heraufführenden Weges. Es war von einem mit Schießscharten und einem Kuppeldach versehenen Rundturm flankiert, auf dem ein viereckiger Spitzturm saß, welcher der Beobachtung des Weges diente.

Die übrigen steinernen Wehranlagen wurden nach der Aufgabe des Gebücks zwar zumindest teilweise noch einige Zeit zivil genutzt, als Quelle billigen Baumaterials aber schließlich nahezu restlos abgetragen.

Literatur

  • Gustav Lüster: Das Rheingauer Gebück, Naturdenkmäler in Nassau 2,Wiesbaden, Bechtold 1913
  • Joachim Karl Laub: Das Rheingauer Gebück, in: Rheingauische Heimatblätter. Mitteilungen der Gesellschaft für die Rheingauer Heimatforschung Nr.4/1968-Nr.1/1971; Rüdesheim/Rhein
  • Christian Grubert: Der Rheingauer Gebück-Wanderweg: ein kulturhistorischer Wanderführer, Idstein, Zweckverband Naturpark Rhein-Taunus 2001
  • Ingo Bildesheim: Der erzmainzische Rheingau im deutschen Bauernkrieg, unveröffentlichtes Typoskript

Weblinks

50.07758.0157Koordinaten: 50° 4′ 39″ N, 8° 0′ 54″ O


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