Marchia orientalis

Marchia orientalis
Herzogtum Bayern zusammen mit der Marcha orientalis

Der Begriff der Marcha orientalis oder auch Marchia orientalis (lat. für die östliche Mark) bezeichnete ursprünglich jene Provinz des Ostfrankenreichs, die nach dem Abschluss des Vertrags von Verdun von 843 dem Herzogtum Bayern einverleibt wurde und etwa dem Gebiet der vormaligen Awarenmark entsprach, der Schutzwehr gegen die drohende Invasion der Awaren.

Sie bildet das erste geopolitische Konstrukt, welches in etwa dem Gebiet des heutigen Niederösterreichs entspricht.

Entstehung

Die nördliche Awarenmark und die südlichere Mark Karantanien bildeten das Bollwerk gegen die bedrohlichen Awarenstämme, das das Reich Karls des Großen vor einer Invasion beschützen sollte. Sie waren um 800 n. Chr. östlich des nunmehr dem fränkischen Reich einverleibten Herzogtums Bayern eingerichtet worden. Der Vertrag von Verdun, der die Erbfolge-Streitigkeiten nach dem Tod Karls des Großen regelte, veranlasste im Jahre 843, die beiden bis dato gewissermaßen autonomen Marken in das ostfränkische Reich aufzunehmen. Das Gebiet, das etwa jenem der früheren Awarenmark entsprach, trug nun den Namen Marcha orientalis. Es erstreckte sich damit von der Enns im Westen bis zur March und der Leitha im Osten und unterstand dem ostfränkischen König Ludwig II., dem Deutschen.

Man geht davon aus, dass die Bezeichnung Ostarrîchi, aus dem später Österreich abgeleitet wurde, die umgangssprachliche Form von Marcha orientalis ist. Schließlich wurden im Mittelalter zahlreiche lateinische Begriffe durch das Volk gewandelt, welches nur in den seltensten Fällen der Sprache des Lateins mächtig war.

Entlehnung des Begriffes im Dritten Reich

Nachdem der Anschluss Österreichs vollzogen und das Land Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reiches wurde, ließ Adolf Hitler das neu gewonnene Gebiet in Ostmark umbenennen. Ostmark ist eine im 19. Jahrhundert aufgekommmene Übertragung des mittelalterlichen Namens Marchia Orientalis. Dies sollte das regionale Identitätsbewusstsein schwächen und zugleich die Selbstwahrnehmung als Teil einer einzigen deutschen Nation im politischen Konstrukt des Altreiches stärken. Zusätzlich sollten offene Konnotationen zur mittelalterlichen Einheit des Deutschtums in diese Richtung arbeiten.

Ab 1940 wurden die Gebiete Österreichs bzw. der Ostmark als Reichsgaue der Ostmark bezeichnet. 1942 wurde dieser Begriff – noch immer als zu „eigenständig“ – durch die Bezeichnung Donau- und Alpenreichsgaue des Großdeutschen Reiches ersetzt.

Siehe auch


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