Marcus Minucius Felix

Marcus Minucius Felix

Marcus Minucius Felix war ein lateinischsprachiger Apologet wahrscheinlich des späteren 2., eventuell auch des frühen 3. Jahrhunderts. Seine einzige überlieferte Schrift Octavius verteidigt das Christentum gegen heidnische Angriffe mittels einer eng an die römische Bildungswelt angelehnten Sprache.

Die einzige Quelle für biographische Hinweise zu Minucius Felix ist der Dialog Octavius selbst, ein religiöses Streitgespräch zwischen dem Christen Octavius Ianuarius und dem Heiden Caecilius Natalis mit dem Verfasser Minucius Felix als Schiedsrichter. Aus der Einleitung und Rahmenhandlung des Texts (ein Spaziergang am Strand von Ostia) wird geschlossen, dass es sich beim Autor wohl um einen aus Nordafrika stammenden Juristen handelte, der in jungen Jahren Christ wurde und als erfolgreicher Rechtsanwalt in Rom tätig war. Alle weiteren Aussagen darüber, ob das Gespräch tatsächlich stattgefunden hat und die beiden anderen Personen wirklich lebten, sind in der Forschung umstritten. Zwar sind die Namen der drei Sprecher auf Inschriften in der Gegend des nordafrikanischen Cirta zu finden (Caecilius Natalis: Corpus Inscriptionum Latinarum VIII 6996. VIII 7094-7098; Minucius Felix: Corpus Inscriptionum Latinarum VIII 1964. VIII 12499; Octavius Ianuarius: Corpus Inscriptionum Latinarum VIII 8962), doch ist eine eindeutige Identifizierung wegen der vielen verschiedenen Namensträger nicht möglich.

Der Dialog Octavius

Der Dialog Octavius ist ein erster Höhepunkt in der Auseinandersetzung der christlichen Religion mit der heidnischen Bildungswelt und bewegt sich rhetorisch und philosophisch auf beachtlichem Niveau. Darin wird ein neuakademisch gebildeter Heide zum Christentum bekehrt, doch enthält der Text als einzige apologetische Schrift keine christliche Dogmatik. Es fehlen sogar die zentralen christlichen Begriffe, insbesondere wird Jesus Christus selbst nicht erwähnt. Der Text lehnt sich zudem formalsprachlich deutlich an Cicero und Seneca an; auch tauchen Wendungen aus der klassischen Dichtersprache auf. Diese Besonderheit hat einerseits vermuten lassen, dass es sich bei Minucius Felix um einen synkretistischen Häretiker gehandelt habe; wahrscheinlicher dürfte es sich dabei um den Versuch einer vorsichtigen Heranführung heidnischer Leser an eine philosophisch eingekleidete christliche Lebenswelt handeln, deren Begrifflichkeit in vielen Andeutungen unterschwellig zum Tragen kommt.

Aufgrund der Übereinstimmung zahlreicher Sätze und argumentativer Beweisführungen des Octavius mit dem Apologeticum des Tertullianus wird die Frage diskutiert, welcher der beiden Schriftsteller dem anderen als Vorlage gedient haben könnte oder ob es eine gemeinsame unbekannte Quelle gegeben hat. Bereits die Spätantike stritt über dieses ungelöste Problem; Hieronymus hielt Tertullian für den ursprünglichen Autor, Lactantius den Minucius Felix. Bis heute werden seitens der Forschungsliteratur etliche Argumente sowohl für die eine wie auch die andere Position angebracht. Die Erfahrung, dass ein späterer Autor in der Regel seine Vorlage ausschmückt und erweitert, wäre z. B. ein Argument dafür, dass es sich bei Octavius um die ältere Quelle handelt.

Die Überlieferungslage des Octavius ist einfach. Der Text ist allein aus dem Codex Parisinus 1661, einer Handschrift des 9. Jahrhunderts, zu erschließen. Es existiert zwar ein Codex Bruxellensis 10847, der aber eine Abschrift des Parisinus ist. Die Überlieferung ist dem Umstand zu verdanken, dass der Titel mit dem Zahlwort octavus (achter) verwechselt wurde und so das Werk als Teil der vorangehenden siebenteiligen Schrift Adversus nationes (Gegen die Heiden) des Arnobius erhalten blieb. Der Dialog erschien erstmals 1543 in Rom, doch hielt ihn der Herausgeber Fausto Sabeo wie seine Vorlage für den Schlussteil der Arnobius-Handschrift. Erst François Baudouin erkannte, dass es sich hier um ein eigenständiges Werk handelte, und publizierte 1560 in Heidelberg die eigentliche Erstausgabe des Octavius.

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