Lactantius

Lactantius

Lucius Caecilius Firmianus (Firmianus, qui et Lactantius, so der Name bei Hieronymus, De viris illustribus 80; dt. Namensform meist Laktanz; * um 250; † um 320), kurz Lactantius, war ein aus der Provinz Africa stammender lateinischer Rhetoriklehrer und christlicher Apologet. Er wird zu den Kirchenvätern gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Laktanz ist einer der bekanntesten Apologeten (= Verteidiger) des frühen Christentums, d.h. er verteidigte mit seinen Schriften das Christentum gegen die heidnische Kritik seiner Umwelt. Das Latein des auch als Rhetoriklehrer tätigen Laktanz galt als so gut, dass ihn Pico della Mirandola als "christlichen Cicero" (cicero christianus) bezeichnete. Allerdings äußerten Autoren wie Hieronymus Zweifel am Inhalt seiner Theologie wie z.B. an seinen Ansichten zur Natur Jesu. Laktanz wurde zunächst vom römischen Kaiser Diokletian nach Nikomedia berufen, legte jedoch 303, zu Beginn der diokletianischen Christenverfolgung, sein Lehramt nieder. Er wurde um 315 von Konstantin dem Großen nach Trier berufen, wo er dessen Sohn Crispus unterrichtete. Anders als viele Christen lehnte er die Dichtung nicht ab, benutzte vielmehr heidnische Literatur recht ausgiebig und sah in seiner stilistischen Gewandtheit ein gutes Mittel, christliches Gedankengut eingängig zu vermitteln. Theologisch vertrat Laktanz ein eschatologisches und ein dualistisches Weltbild.

Sein wichtigstes Werk sind die Institutiones Divinae („Göttliche Unterweisungen“), die zu apologetischen Zwecken eine umfassende Darstellung und Kritik antiker Philosophie, Mythologie etc. aus christlicher Sicht entfalten. Im Mittelalter ungleich bekannter war aber seine kleine Schrift De mortibus persecutorum („Von den Todesarten der Verfolger“), in der er die Lebens- und vor allem Leidens- und Todesgeschichten von zehn römischen Kaisern erzählt, die nach der Überlieferung Christen besonders ausgiebig verfolgt hatten. Das Werk gilt als stark propagandistisch gefärbt, die jeweiligen Herrschaftsjahre werden in denkbar schlechtestem Licht präsentiert; dennoch stellt das Werk eine nicht unwichtige Quelle für die Geschichte der Spätantike in der Zeit Diokletians dar. Darin findet sich auch eine der Versionen der Vision Konstantins (Lact. m.p. 44, 1–9). Ein vollständiges Manuskript wurde erst 1678 in der französischen Abtei Saint Pierre de Moissac entdeckt.

Nachwirkung

Laktanz war einer der wenigen Gebildeten in der Zeit von der Spätantike bis zur Renaissance, der die Kugelgestalt der Erde ablehnte. Für ihn stand die daraus folgende Möglichkeit von Menschen auf der unten liegenden Südhalbkugel, den Antipoden, im Widerspruch zu Aussagen der Bibel (z.B. Römer 10:18). Der Kirchenvater Augustinus von Hippo schloss sich der Ablehnung der Antipoden an, auch wenn er die Kugelgestalt der Erde für möglich hielt. In De genesi ad litteram ermahnte er die christlichen Prediger, bewiesenen Aussagen der heidnischen Philosophen über den Kosmos keine unsinnigen, aus wörtlicher Auslegung der Schrift abgeleiteten Annahmen gegenüberzustellen.

748 bezichtigte Bonifatius, bezugnehmend auf Laktanz, Virgilius von Salzburg bei Papst Zacharias der Häresie, da er einen gesonderten Erlöser für die Antipoden in Betracht zog. An diesen Brief erinnerten Philosophen wie Blaise Pascal und Descartes die Kirche, als sie das heliozentrische System auf Grund von Bibelstellen ablehnte.

Werke

Anfang der Divinae institutiones in einer Renaissance-Prachthandschrift (Florenz, ca. 1420-1430)
  • De opificio Dei (Über das Schöpfungswerk Gottes)
  • Divinae institutiones (Göttliche Unterweisungen). Umfasst 7 Bücher, diese sind:
    • de falsa Religione (Über die falsche Religion)
    • de origine erroris (Über den Ursprung des Irrtums)
    • de falsa sapientia (Von der falschen Weisheit)
    • de vera sapientia et religione (Über die wahre Weisheit und Religion)
    • de justitia (Über die Gerechtigkeit)
    • de vero cultu (Von der wahren Verehrung)
    • de vita beata (Über das selige Leben)
  • Epitome divinarum institutionum (Auszug aus den „Göttliche Unterweisungen“)
  • De mortibus persecutorum (Von den Todesarten der Verfolger)
  • De ave phoenice (Über den Vogel Phönix)
  • De ira Dei (Vom Zorn Gottes)

Ausgaben/Übersetzungen

  • Lucius Caelius Firmianus genannt Lactantius: Göttliche Unterweisungen in Kurzform. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Eberhard Heck und Gudrun Schickler. München/Leipzig (K.G. Saur Verlag) 2001. ISBN 3-598-73006-3.
  • Laktanz: De mortibus persecutorum – Die Todesarten der Verfolger. Lat./dt., übersetzt und eingeleitet von Alfons Städele, Turnhout 2003 (Fontes Christiani 43).

Literatur

  • Timothy D. Barnes: Lactantius and Constantine. In: Journal of Roman Studies 63 (1973), S. 29-46.
  • Elizabeth De Palma Digeser: The Making of a Christian Empire. Lactantius and Rome. Cornell University Press, Ithaca-London 2000, ISBN 0-8014-3594-3.
  • Anne Friedrich: Das Symposium der XII sapientes. Kommentar und Verfasserfrage. de Gruyter, Berlin-New York 2002 (Texte und Kommentare Band 22), ISBN 3-11-017059-0.
  • Renate Laszlo: Die poetischen Dichtungen des Lactantius. Tectum, Marburg 2002, ISBN 3-8288-8387-7.
  • Andreas Löw: Hermes Trismegistos als Zeuge der Wahrheit. Die christliche Hermetikrezeption von Athenagoras bis Laktanz. Philo, Berlin-Wien 2002 (Theophaneia Band 36), ISBN 3-8257-0322-3.
  • Wolfram Winger: Personalität durch Humanität. Das ethikgeschichtliche Profil christlicher Handlungslehre bei Lactanz. Denkhorizont – Textübersetzung – Interpretation – Wirkungsgeschichte. Peter Lang, Frankfurt am Main 1999 (Forum interdisziplinäre Ethik Band 22), ISBN 3-631-33602-0.
  • Antonie Wlosok: Laktanz und die philosophische Gnosis. Untersuchungen zu Geschichte und Terminologie der gnostischen Erlösungsvorstellung. Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1960.

Weblinks

 Wikisource: Lucius Caelius Firmianus Lactantius – Quellen und Volltexte (Latein)
 Commons: Lucius Caecilius Firmianus Lactantius – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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