- Maria (Jever)
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Maria von Jever, im Jeverland als Fräulein Maria bekannt, (* 5. September 1500 in Jever; † 20. Februar 1575 ebenda) war die letzte Regentin der Herrschaft Jever aus dem Häuptlingsgeschlecht der Wiemkens.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Maria von Jever wurde als 3. Kind des Häuptlings Edo Wiemken des Jüngeren geboren. Ihre Mutter Heilwig, zweite Ehefrau Edos und Schwester des Grafen Johann von Oldenburg, starb bereits, als Maria ein Jahr alt war. Ihr Vater starb etwa ein Jahrzehnt später. Nach dem Tode des Vaters übernahmen fünf vom Vater dazu bestimmte Dorfoberhäupte als Regentschaftsrat die Vormundschaft der Kinder. Während ihr Bruder Christoph in seiner Jugend eine ritterliche Ausbildung genoss, um seinen zukünftigen Aufgaben als Häuptling des Jeverlands gerecht werden zu können, richtete sich die Erziehung von Maria und ihren zwei Schwestern auf die typische damalige Frauenrolle aus, nach wirtschaftlich und politisch günstigen Gesichtspunkten verheiratet zu werden.
Als Junker Christoph als einziger männlicher Erbe bereits im Alter von 18 Jahren plötzlich verstarb, änderte sich die Lebenssituation Marias, nunmehr Erbfräulein Maria, dramatisch. Graf Edzard I. von Ostfriesland demonstrierte seine militärische Stärke an der jeversch-ostfriesischen Landesgrenze. Mit Zustimmung der Regenten und Vormünder der Mädchen erreichte er es, durch einen Heiratsvertrag die Schutzherrschaft über das Jeverland zu erzwingen. So schien die Zukunft Marias als Braut eines der Grafensöhne besiegelt. Die späteren Grafen Enno und Johann von Ostfriesland hielten das Heiratsversprechen jedoch nicht, sondern besetzten stattdessen 1527 die Burg in Jever, wobei Maria schweren Demütigungen ausgesetzt war. Hilfe kam in dieser Situation von unerwarteter Seite. Der ostfriesische Drost Boing von Oldersum stellte sich auf Marias Seite und vertrieb schließlich 1531 die Besatzer aus Jever. Er gilt bis heute als Marias Verlobter und Geliebter. Er starb während einer Belagerung bei Wittmund. Geheiratet hat Maria nie.
Nicht nur durch ihren starken Willen und die wachsende Sehnsucht nach Selbständigkeit, wie es in manchen Quellen heißt, sondern auch durch ungewöhnliche Entscheidungen gelang es Maria in den Folgejahren, das väterliche Erbe zu verteidigen und die Regierungsgeschäfte nach und nach in die eigenen Hände zu nehmen. So rief sie gegen ihre regionalen Gegner Kaiser Karl V. um Hilfe an. Als Herzog von Brabant und Graf von Holland nahm er daraufhin das Jeverland in Besitz und gab es Maria als Lehen. Damit hatte Maria die seit 1417 geltende Reichsunmittelbarkeit der Herrschaft Jever beenden lassen. Auch ließ Maria als Einnahmequelle über Jahre hinweg selbst dann noch Münzen prägen, als sie 1566 das Reichsrecht hierzu bereits verloren hatte [1]
Dennoch hat „Fräulein Maria“ viel für ihre Heimat getan. Sie erhob 1536 Jever zur Stadt, ließ das Schloss Jever ausbauen, vergrößerte ihr Herrschaftsgebiet durch Neueindeichungen, erbaute Siele und förderte die Rechtspflege. Unter ihrer Herrschaft blühte der Handel.
1556 ließ Maria von Jever den Chor der mehrfach zerstörten Stadtkirche in Jever in eine Grabkapelle umwandeln, in der 1561–1564 das bis heute erhaltene Renaissance-Grabmal Edo Wiemkens d.J. aufgestellt wurde.
Als sie im Jahr 1575 starb, befürchtete man einen erneuten Handstreich durch die ostfriesischen Grafen. Ihr Tod wurde deshalb zunächst verschwiegen. Ihr Zimmer wurde verschlossen, die Mahlzeiten vor die Tür gestellt. Ein Diener soll heimlich die Teller leer gegessen haben, damit niemand Verdacht schöpfen konnte, bis der testamentarisch eingesetzte rechtmäßige Erbe, Graf Johann VII. von Oldenburg, eingetroffen war.
Literatur
- August Mahr: Die Hexe in Friesland Bücherei, Band I, Friesen Verlag Heine, Wilhelmshaven 1921
- Wolfgang Petri: Maria von Jever: Herrschaft und Liebe - Tragik und Legende. Lüers, Jever 2000, ISBN 3-9806885-2-6
- Antje Sander (Hrsg.): Das Fräulein und die Renaissance: Maria von Jever 1500–1575. Herrschaft und Kultur in einer friesischen Residenz des 16. Jahrhunderts. Isensee, Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-711-5
Einzelnachweise
- ↑ Maria von Jever: Aufgabe der Reichsunmittelbarkeit und Entzug des Münzrechts (PDF-Datei; 157 kB)
Weblinks
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