- Marie de Gournay
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Marie Le Jars de Gournay (* 6. Oktober 1565 in Paris; † 13. Juli 1645 ebenda) war eine französische Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin.
Marie Le Jars de Gournay war das älteste von sechs Kindern einer armen Familie des französischen Landadels. Ihre Eltern versagten ihr eine Ausbildung, so dass sich die junge Marie ihr Wissen selbst beschaffte. Heimlich las sie Bücher aus der Bibliothek ihres Vaters und brachte sich Latein selbst bei, indem sie lateinische Texte mit der französischen Übersetzung verglich. Obwohl Autodidaktin, wurde Marie de Gournay eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit. 1584 las sie Montaignes Essais. Begeistert von Montaignes Philosophie schrieb sie ihm 1588, daraufhin besuchte sie Montaigne für mehrere Monate. Zwischen den beiden entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Bei seinem Tod 1592 bestimmte er die junge Philosophin – die er seine fille de alliance („Wahltochter“) nannte – zur Verwalterin seines literarischen Nachlasses.
1591 zog Marie de Gournay nach Paris, wo sie am Hof Heinrichs IV. verkehrte und von diesem eine kleine Pension erhielt. Obwohl die schöne Frau viele Verehrer hatte, weigerte sie sich zeitlebens, zu heiraten.
In fortgeschrittenem Alter wurde sie oft zur Zielscheibe des Spotts literarischer Kreise, wie Tallemant des Réaux in der ihr gewidmeten Historiette berichtet.
Werk
Marie de Gournay übersetzte große antike Klassiker wie Tacitus, Ovid, Cicero und Vergil ins Französische. Sie verfasste einige literatur- und sprachtheoretische Schriften, Gedichte und einen Roman, Le Proumenoir de Monsieur de Montaigne.
De Gournays Hauptwerk besteht aus philosophischen Abhandlungen zur Moral, zur Theologie und zur Situation der Frauen. Auf dem Höhepunkt der Hexenverbrennungen in Europa nahm sich die mutige Frau kein Blatt vor den Mund und kritisierte scharf und pointiert, dass Frauen keinen Zugang zu Bildung und Besitz hätten: „Frauen sind das Geschlecht, dem man alle Güter versagt [...] um ihm als einziges Glück und ausschließliche Tugend die Unwissenheit, den Anschein der Dummheit und das Dienen zu bestimmen.“
- 1626 - Ombre (Gesammelte Werke)
- 1634 - Les advis ou les presens de la demoiselle de Gournay (Gesammelte Werke)
Literatur
- Martine Mairal: L'Obèle. Le dernier amour de Montaigne. (2003), dt. Ich, Montaignes letzte Liebe, übersetzt von Nathalie Mälzer-Semlinger, 2006. ISBN 3-423-24495-X
- Brigitte Rauschenbach: Der Traum und sein Schatten. Frühfeministin und geistige Verbündete Montaignes. Marie de Gournay und ihre Zeit. Ulrike Helmer Verlag, 2000. ISBN 3897410486
Weblinks
Commons: Marie de Gournay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Marie de Gournay im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Aktuelles Verzeichnis der Werke im VD 17
- John J. Conley: Marie Le Jars de Gournay (1565-1645) in der Internet Encyclopedia of Philosophy (englisch, inklusive Literaturangaben)
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