Marja Grólmusec

Marja Grólmusec
Maria Grollmuß auf einer Briefmarke der DDR (1959)

Maria Grollmuß (sorbisch Marja Grólmusec, voller Name Maria Karoline Elisabeth Grollmuß) (* 24. April 1896 in Leipzig; † 6. August 1944 im KZ Ravensbrück) war eine katholische sorbische Publizistin und sozialistische Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Maria Grollmuß wurde am 24. April 1896 in Leipzig geboren. An eine kurze Laufbahn als Volksschullehrerin schloss sich ein philologisches und historisches Universitätsstudium in Berlin und Leipzig, während dem sie dem Sozialistischen Studentenbund angehörte, 1928 mit der Promotion über „Joseph Görres und die Demokratie“ an. Zuvor war sie ab 1918 Lehrerin an der Bürgerschule Leipzig-Reudnitz.

Das besondere Interesse von Maria Grollmuß galt dem politischen Journalismus, und sie verfasste Beiträge für die dem linken Flügel der Zentrumspartei nahestehende Rhein-Mainische Volkszeitung und für die von Romano Guardini initiierte Zeitschrift „Die Schildgenossen“ der katholischen Jugendbewegung „Quickborn“. Die berufliche Existenz von Maria Grollmuß ist von raschem Szenenwechsel und dem Mangel an Vertiefungsmöglichkeiten bestimmt. Maria Grollmuß zeigte sich in ihrem vor allem sozial bestimmten politischen Engagement zwar gleich bleibend, in ihrer politischen Zuwendung jedoch schwankend. Nach einem parteipolitischen Start 1927 in der SPD schloss sie sich 1929 der KPD an, aus der sie im selben Jahr wieder ausgeschlossen wurde und trat zur Kommunistischen Partei-Opposition über, mit derem Minderheitsflügel um Paul Frölich und Jacob Walcher sie sich 1932 der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) anschloss. Hier gehörte sie zu den Unterstützern von Parteichef Max Seydewitz und optierte 1933 wie dieser nach dem von der Parteimehrheit abgelehnten Auflösungsbeschluss für die SPD.

Nach der NS-Machtübernahme 1933 leistete sie in enger Zusammenarbeit mit Seydewitz und dessen Arbeitskreis Revolutionärer Sozialisten illegale politische Arbeit unter anderem als Unterstützerin politischer Gefangener, Transporteuerin illegaler Literatur und als Fluchthelferin gefährdeter Genossen in die Tschechoslowakei. Hierbei wählte sie das in der Oberlausitz gelegene Dorf Radibor, die Heimat des Vaters, zum Ausgangspunkt ihrer Aktionen. Dabei unterhielt sie Kontakte mit Widerstandsgruppen aus SPD, KPD und SAPD und zu dem österreichischen Sozialisten Otto Bauer.

Bald kam es zur Denunziation. Maria Grollmuß wurde am 7. November 1934 gemeinsam mit ihrem Genossen Hermann Reinmuth verhaftet.[1] Sie wurde zunächst in Dresden inhaftiert, vor dem Volksgerichtshof angeklagt, und am 23. November 1935 zu sechs Jahren (Reinmuth zu sieben Jahren) Zuchthaus verurteilt und in Waldheim eingekerkert. In der Zeit ihrer Inhaftierung wandte sich Maria Grollmuß intensiv der katholischen Spiritualität mit ihrer besonderen Marienmystik zu, wie vor allem aus dem stark verschlüsselten Briefwechsel an ihre Schwester hervorgeht. Das NS-Regime hatte nach der Haftzeit in Waldheim im Falle einer Sinnesänderung Freiheit und Therapiemöglichkeiten angeboten. Maria Grollmuß lehnte ab und wurde im Dezember 1940 ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenberg an der Havel überstellt. Hier konnte sie auf Grund ihrer Sprachkenntnisse vor allem gefangene Frauen aus Polen und der Tschechoslowakischen Republik unterstützen.[1] Eine viel zu spät und unter unzumutbaren Bedingungen durchgeführte Tumoroperation führte am 6. August 1944 zum Tode.

Zitate

‚Für uns war sie eine Heilige‘, sagte die Polin Marta Baranowska über ihre Mitgefangene. ‚Ich fühle mich im Schatten von Maria getröstet und heiter‘, so charakterisierte die bekannte Widerstandskämpferin Geneviève de Gaulle die Wirkung, die Maria Grollmuß auf sie ausübte. ‚Ja, in der Geschichte muß immer ein neuer Karfreitag kommen und mit den dröhnenden Hammerschlägen der rohen Henkersknechte und mit dem Dunkel, das die Sonne auslöschte und mit der Frau, die unter dem Kreuz stand. Sie stand - sagt Paul Claudel-, das ist es, was wir von ihr wissen, sie stand und brach nicht zusammen... Und dann bringt die Geschichte wieder den neuen Ostermorgen, den Morgen der klaren Wasserquellen und des silbernen Lichtes,...jenen Morgen, der den Schrecken verbannt und die Freude bringt, der das Befleckte reinigt, das Alte erneuert und alles in seiner Vollkommenheit wiederherstellt.‘“ (Maria Grollmuß in einem Brief vom 24. März 1940)

Einzelnachweise

  1. a b Peter Steinbach und Johannes Tuchel: Lexikon des Widerstandes 1933 – 1945. C.H.Beck; 2., überarb. u. erw. Auflage 1998; ISBN 340643861X; S. 74f.

Werke

  • Die Frau und die junge Demokratie. Ein Bericht über Frau, Politik und Demokratie. Frankfurt 1925

Weblinks


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