- Markthalle
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Eine Halle ist in der Architektur ein großer Innenraum mit meist mehr als eingeschossiger Höhe und überwiegend besonderer Funktion – innerhalb eines Gebäudes oder einer Gemeinde. Die Halle kann untergeordneter Bestandteil eines Gebäudekomplexes sein (z. B. Empfangshalle) oder wesentlicher Bestandteil dessen (Markthalle, Montagehalle). Als Ort der Versammlung im öffentlichen Raum übernimmt die (moderne) Halle die Funktion der antiken Agora.
Inhaltsverzeichnis
Bautypen
Nach ihrer Funktion kann man verschiedene Bautypen unterscheiden:
- Verteiler-, Empfangshalle oder Bahnhofshalle (Foyer) zur horizontalen Erschließung eines Gebäudes (s. Museen und Bahnhöfe)
- Treppenhalle zur vertikalen Erschließung eines Gebäudes (s. Gerichts- und Verwaltungsgebäude)
- Stadt- und Gemeindehallen zur Versammlung der Bürger bei Veranstaltungen meist in Form von Mehrzweckhallen (mit oder ohne Bestuhlung, und unterteilbar)
- temporäre Fest- und Jahrmarktshallen sind meist fliegende Bauten, die nach der jeweiligen Veranstaltung wieder demontiert werden (s. Oktoberfeste).
- Sporthallen und Schulaulen werden mit beweglicher oder fester Tribünenbestuhlung/Bühne und notwendigen Nebenräumen hergerichtet.
- Kongress- und Parlamentshallen (Säle) sind meistens wie Theater oder Kinos mit festen Rängen und Sitzplatzreihen bestuhlt.
- Glashallen bestehen in ihrer Außenhaut überwiegend aus transparenten Flächen (s. Botanische Gärten, Cargolifterhalle Tropical Island in Brandt bei Berlin)
- Kirchenhallen sind eine Sonderform der Versammlungshalle mit fester Bestuhlung.
- Markt- und Kaufhallen dienen der witterungsgeschützten Abwicklung von Kaufgeschäften meist mit Auslagetischen, Tresen oder Verkaufsbuden zwischen Erschließungsgängen eingerichtet.
- Montage- Fabrik- und Lagerhallen, die ihrem Zweck nach nicht der Versammlung an sich dienen, sondern der Produktion oder Lagerung von Gegenständen.
Konstruktion und innere Ausgestaltung der genannten Hallen kann ihrem Zweck und Anspruch nach sehr unterschiedlich sein, ebenso wie die verwendeten Materialien, und die technische Ausstattung (Heizung, Beleuchtung etc.).
Auch ein offenes oder halboffenes Gebäude oder Gebäudeteil, welche nur Schutz vor Regen und Sonne bietet, kann eine Halle sein. Hier sind die Begriffe Wandelhalle (Stoa, Portikus) und Vorhalle zu nennen. In England wird der Hauptraum des Hauses hall, also Halle genannt. Hiervon leitet sich auch der Begriff Hotelhalle ab.
Baugeschichte
Da es einen höheren konstruktiven Aufwand erfordert, Räume mit größeren Deckenspannweiten zu überdecken, waren Hallen ursprünglich Gebäudekomplexen mit besonderer Funktion vorbehalten, wie Tempeln, Palästen und Klöstern. Um einen größeren Raumeindruck zu erreichen baute man zunächst Säulenhallen (s. Kirchenschiffe).
Als ein Beispiel einer antiken Halle kann die kaiserliche Palastaula in Trier dienen: Die bereits stützenfreie Konstantinbasilika (sie wurde erst später zur Kirche umfunktioniert und nur wegen ihres Ranges als eine Basilika bezeichnet, obwohl sie dem Bautypus einer Basilika nicht entspricht). Es handelt sich dabei um den größten heute noch existierenden umbauten Raum der Antike.
Mit der Industrialisierung begann in Europa die große Zeit der Hallenbauten, insbesondere als Endpunkte der neu entstandenen Bahnlinien. 1880 wurde am Askanischen Platz in Berlin die damals größte Hallenkonstruktion mit Eisenfachwerkbindern mit der Halle des Anhalter Bahnhofs eröffnet.
Hallenhaus
Es handelt sich um ein Haus, das im Wesentlichen aus einem großen Raum besteht. Bodenbefunde zeigen, dass bereits Altsachsen und Langobarden im Elbraum Hallenhäuser bewohnten. Im speziellen ist ein Hallenhaus ein Fachhallenhaus. Dies ist die Bezeichnung für die im Mittelalter aufgekommenen „Einraumhäuser“ im Nord- und Ostseeraum zwischen den Niederlanden und der Danziger Bucht, wobei die Mittelgebirge die südliche Grenzlinie bildeten. Es prägt noch heute das Erscheinungsbild vieler Dörfer des vorgenannten Raums.
Diese Bauweise von landwirtschaftlich genutzten Bauernhäuser ist volkstümlich besser bekannt als „Niedersachsenhaus“ oder auch als „niederdeutsches Hallenhaus“. Am oft reich geschmückten Fachwerkgiebel führt ein Scheunentor in den großzügigen Hauptraum (die „Diele“ oder niederdeutsch „Deele“), so dass man mit dem Heuwagen hineinfahren konnte. Zu beiden Seiten waren Verschläge für das Vieh und in der Mitte gab es eine Luke zum Heuboden. Am Ende der Diele bilden zwei Seitentüren die Querachse des Hauses. Hier befand sich in der Mitte einer Querwand die Feuerstelle. Davor, und zur Diele offen, lag der zentrale Lebens- und Arbeitsraum der Bauernfamilie, das „Flett“. Im rückwärtigen Bereich fand man dann die gute Stube sowie Schlafkammern und Alkoven.
Der große Vorteil dieses Haustyps war, dass das Vieh mit seiner Körperwärme zur Heizung des Wohnhauses im Winter beitrug. Allerdings war das Flett nur schlecht beleuchtet und von den Ausdünstungen der Tiere geprägt – und verräuchert, denn ursprünglich hatten die Feuerstellen keinen Kamin, sondern der Rauch zog durch das Reetdach ab.
Hallenkirche
Neben der Basilika bilden Hallenkirchen den wichtigsten Typus im mittelalterlichen Sakralbau in Europa. In der Romanik sind es niedrige Kirchen mit annähernd gleich hohen Schiffen und einem simplen Satteldach. Auch in der Gotik sind die Schiffe gleich hoch, es entsteht ein einheitlicher Raum mit ruhiger und übersichtlicher Raumwirkung. Die starke Ausrichtung (horizontal und vertikal) der Basilika wird zugunsten eines lichten, schlichten Großraumes reduziert.
Moderne Hallen
Durch die Industrielle Revolution wurde der Bautyp der Halle grundlegend verändert. Die Entwicklung des Stahlbaus und Stahlbetonbaus sowie die Anwendung der Fachwerkkonstruktionen mit diesen Baustoffen machten es möglich, große stützenfreie Räume zu schaffen.
Eindrucksvolles Beispiel einer Glas-Stahl Hallenkonstruktion war der Crystal Palace auf der Weltausstellung 1851 in London.
Fabrik- oder Industriehalle
Für die Fabrikation maschinell erzeugter Produkte wurden seit dem 18. Jahrhundert immer größere Räume in Fabrikgebäuden benötigt. Mit dem Fagus-Werk des Architekten Walter Gropius in Alfeld (Leine) entstand 1911 ein Leitbild einer modernen Industriehalle. Auch die AEG-Turbinenhalle in Berlin von Peter Behrens (1909) setzte Maßstäbe für die Neudefinition des Gebäudetypus „Halle“.
Die größten Hallen sind die Montagehallen der Werften, Flugzeug-Hersteller und der NASA. Sie werden auch Hangar genannt.
Die Industrie- und Gewerbegebieten unserer Städte sind geprägt durch verschiedenartige Gewerbe- und Lagerhallen, die oft mit standardisierten Fertigteilen errichtet werden. (siehe auch Produktionshalle)
Lagerhalle
Sie dienen der Lagerung von Rohstoffen und Gütern aller Art. In der modernen Logistik spielen verkehrsgünstig gelegene Standorte für Speditionen eine betriebswirtschaftliche Rolle. Eine besondere Form ist das vollautomatisierte Hochregallager.
Beispiele
Markthalle
Märkte werden im Mittelalter und der frühen Neuzeit entweder im offenen Untergeschoss eines Rathauses oder in einer eigens dafür errichteten offenen Fachwerkkonstruktion, eben der Markthalle, abgehalten. Einige bedeutende erhaltene Bauwerke aus dieser Zeit findet man noch in der Bretagne. Die Märkte werden dann seit dem Beginn der Industrialisierung im 18. Jahrhundert aus hygienischen Gründen in festen Hallengebäuden abgehalten. Die erste Berliner Markthalle, und spätere Großes Schauspielhaus wurde 1865 gegenüber dem Bahnhof Friedrichstraße am Schiffbauer Damm über einem Pankearm erbaut, der die Halle mit Wasser versorgte. Ende des 19. Jahrhunderts war durch den Magistrat der Stadt Berlin sogar ein Markthallen-Bauprogramm für alle Berliner Bezirke eingeleitet worden. Bestes Beispiel hierfür war die ehemalige freistehende Markthalle V auf dem Magdeburger Platz in Berlin-Tiergarten. Einige von ihnen haben die Kriegszerstörung überstanden. Die bekanntesten von ihnen sind heute:
- die Arminiusmarkthalle, die Ackerhalle, die Eisenbahnmarkthalle, die Marheinekehalle, die Müllerhalle, die Residenzhalle in Berlin
- Reste ehemaliger Berliner Markthallen sind die Markthalle III, und die Markthalle VII
- die Markthalle in Hannover
- die Markthalle in Stuttgart
- die Markthalle in Kassel
- die Schrannenhalle und Großmarkthalle in München
- die Kleinmarkthalle Frankfurt
- die Östermalmshalle von 1888 in Stockholm (Schweden)
- der Mercat de la Boqueria in Barcelona (Spanien)
- Forum des Halles in Paris
- der Zentralmarkt Riga (Lettland)
- Schmetterhaus
Eine Sonderform der Markthalle sind Großmarkthallen, die der Versorgung regionaler Großverbraucher und Einzelhändler mit Frischware dienen.
Veranstaltungshalle
Als Veranstaltungshalle oder Multifunktionshalle bezeichnet man eine Halle, in der bei Konzerten oder Sportereignissen eine große Anzahl von Menschen Platz findet. Diese Hallen sind überdacht, aber nicht unbedingt klimatisiert. Sie können unterschiedlich genutzt werden, indem der Innenraum-Belag in verschiedenen Ebenen z. B. für Hallensport, Eishockey u. a. geeignet ist. Neue Bezeichnung im 21. Jahrhundert: Arena. Beispiele sind:
- Anhalt-Arena in Dessau, bis 3.700 Plätze, 2002
- Arena Leipzig in Leipzig, 12.000 Plätze, 2002
- Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg, 10.200 Plätze, 2001
- AWD-Dome, Bremen, 14.000 Plätze, 2005
- Baden-Arena in Offenburg, 9.600 Plätze, 2005
- Campushalle, Flensburg, 6.500 Plätze, 2002
- Color Line Arena, Hamburg, 16.000 Plätze, 2002
- Columbiahalle, Berlin, 3.500 Plätze, 1998
- Festhalle, Frankfurt am Main, 9.843 Sitzplätze, mit Innenraum 13.000 Plätze, 1908
- Freiheitshalle, Hof, 2.500–2.800 Sitzplätze, 1974
- Grugahalle, Essen, 7.700 Sitzplätze oder 10.000 Stehplätze, 1958
- Hallenstadion in Zürich, 13.000 Plätze,
- Hanns-Martin-Schleyer-Halle Stuttgart 1983, Umbau 2006, 15.500 Plätze
- ISS-Dome in Düsseldorf, zwischen 12.500 und 13.400 Plätze, 2006
- Jahrhunderthalle, Breslau, 6.000 Sitzplätze bzw. 20.000 Stehplätze, 1913
- Jahrhunderthalle, Frankfurt am Main 1965
- Jako-Arena in Bamberg, 8.270 Plätze, 2006
- König-Pilsener-Arena, Oberhausen, 13.000 Plätze, 1996
- Kongresszentrum, Fulda, Esperantohalle 3.500 Sitzplätze, Multifunktionshalle 600 Sitzplätze oder 800 Stehplätze (im Winter 800 m² Kunsteisfläche), 2005
- Lanxess Arena (vormals Kölnarena), Köln, zwischen 18.000 und 20.000 Plätzen 1998
- Liederhalle, Stuttgart, Kultur- und Kongress-Zentrum, 1958
- LTU-Arena in Düsseldorf, 51.500 Plätze, 2004
- Messehalle 2 in Freiburg im Breisgau, 10.000 Plätze, 2000
- Olympiahalle in München, zwischen 12.150 und 14.000 Plätze, 1971
- Porsche-Arena, Stuttgart (gemeinsames Foyer mit der Hanns-Martin-Schleyer-Halle), 7.500 Plätze, 2006
- Rittal-Arena, Wetzlar, 6.500 Plätze, 2004
- Rothaus Arena in Freiburg im Breisgau, 9.000 Plätze, 2006
- SAP-Arena, Mannheim, 15.000 Plätze, 2005
- Schwarzwaldhalle, Karlsruhe, fast 5.000 Plätze,
- Sparkassen-Arena (vormals Ostseehalle), Kiel, seit 2001 zwischen 10.000 und 13.000 Plätze, 1951
- Sporthalle Böblingen, 6.500 Plätze, 1966, 2008 abgerissen
- TUI Arena, Hannover, 14.000 Plätze, 2000
- VELTINS-Arena, Gelsenkirchen, 2001
- Volkswagen Halle, Braunschweig, 8.000 Plätze, 2000
- Westfalenhallen in Dortmund, 14.000 Plätze, 1952
- Wiener Stadthalle, Wien, 3.000–16.000 Plätze, 1958
Auch Messehallen sind große Veranstaltungshallen, die verschiedenen Fachmessen temporär Raum bieten. Beispiele sind:
- Die Hallen der Frankfurter Messe
- Die Messehallen der Hannover Messe, bekannt von der Expo 2000
- die neue Kölnmesse in Köln
- Neue Messe in Leipzig
- Messe Wien
Sporthallen
Turnhalle, Reithalle, Hallenbad
Bahnhofshalle
- Im Hauptbahnhof von Leipzig
- Im Hauptbahnhof von Stuttgart
- Im Hauptbahnhof von Berlin
- Im Hauptbahnhof von München
Umnutzung alter Hallen
Mit den strukturellen Entwicklungen in der Wirtschaft und Industrie der letzten Jahrzehnte wurden viele leerstehende Fabrik-, Industrie- oder Lagerhallen zu Veranstaltungshallen umgenutzt.
- Rote Fabrik in Zürich
- Dampfzentrale und die Reithalle in Bern
- Jahrhunderthalle in Bochum
Rekorde
Die größte Halle der Welt (der Grundfläche nach) ist die Montagehalle des Flugzeugbauers Boeing in Everett (USA), in der u. a. die Boeing 747 gebaut wird. Sie ist 39,8 Hektar groß.
Die größte freitragende Halle der Welt ist das Aerium, welche ursprünglich für die Cargolifter AG als Werfthalle gebaut wurde. Dieses Bauwerk ist 360 Meter lang, 210 Meter breit, 107 Meter hoch und umschließt 5,5 Millionen Raummeter.
Literatur
- dtv-Atlas Baukunst, ISBN 3-423-03021-6
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