Marmorkrebs

Marmorkrebs
Marmorkrebs
Systematik
Unterordnung: Pleocyemata
Teilordnung: Großkrebse (Astacidea)
Überfamilie: Flusskrebse (Astacoidea)
Familie: Cambaridae
Gattung: Procambarus
Art: Marmorkrebs
Wissenschaftlicher Name
Procambarus sp.

Der Marmorkrebs ist ein Flusskrebs, der bis heute nicht wissenschaftlich einer Art zugeordnet ist. Genetische Studien legen jedoch eine Zuordnung zur Gattung Procambarus nahe[1]. Namensgebend ist der marmoriert gezeichnete Carapax. Der Krebs wird bis zu 15 cm (in der Regel 12 cm) lang und vermutlich 2 bis 5 Jahre alt.

Inhaltsverzeichnis

Vermehrung

Der Krebs vermehrt sich als einziger derzeit bekannter Flusskrebs durch Parthenogenese, also durch Jungfernzeugung. Aus den echten Ovarien der ausschließlich weiblichen Individuen (Männchen sind bisher nicht bekannt) entwickeln sich reifende Eier, aus welchen je nach Wasserertemperatur und –qualität (Sauerstoffgehalt) nach 3–6 Wochen bis zu 120 Jungtiere schlüpfen, und dies ganzjährig alle 8 Wochen[2]. Die Eier werden nach der Ablage an den Pleopoden auf der Schwanzunterseite der Muttertiere befestigt. Die Weibchen nehmen in dieser Zeit keine Nahrung zu sich und suchen Verstecke auf. Die geschlüpften Jungtiere haben eine Körperlänge von etwa 4 mm. Nach dem Schlüpfen häuten sich die Jungtiere regelmäßig, bis sie im Alter von ca. 4 Monaten selbst die Geschlechtsreife erlangen.

Nahrung

Jungtier
Jungtiere
Larve im Zoea-Stadium; Länge etwa 2 mm

Der Marmorkrebs ist ein Allesfresser, wobei pflanzliche Nahrung überwiegt. In aquaristischer Haltung werden gewöhnlich Flockenfutter, Eichen- und Buchenblätter gefüttert. Es wurde kein ausgeprägtes räuberisches Verhalten beobachtet, allerdings werden kranke und einige bodenlebende Fische in Aquarien, wie z.B. kleinere Welsarten (z. B. Otocinclus), erbeutet. Der Umgang mit der Aquarien-Bepflanzung wird recht unterschiedlich geschildert [3].

Ökologische Aspekte

Der Marmorkrebs ist heute in der Aquaristik weltweit verbreitet und in vielen Gebieten der Erde auch als neofaunistisches Element (Neozoon) zu finden, so auch in Mitteleuropa. Da er die Krebspest übertragen kann und ökologische Ressourcen raubt, stellt er eine immense Bedrohung für heimische Krebsarten wie beispielsweise den Edelkrebs (Astacus astacus) oder den Galizierkrebs (Astacus leptodactylus) dar [4]. Ein Aussetzen von Marmorkrebsen in die freie Natur oder eine „Lebendverklappung“ via Toilette hat aus der Sicht des Artenschützers katastrophale Auswirkungen. Insbesondere da sie in Mitteleuropa stabile Populationen bilden können. In Madagaskar wurden durch die drastische Vermehrung eingeschleppter Marmorkrebse weitreichende Folgen für die einheimische Flora und Fauna beobachtet.[5]

Eine biologische Kuriosität

Kurioserweise wurde die „Art“ erst Mitte der 1990er Jahre in deutschen Aquaristikhandlungen entdeckt – mit nicht mehr rekonstruierbarem Ursprung. Wo die „Art“ ihren natürlichen Ursprung hat ist unklar. Man vermutet eine natürliche Herkunft des Marmorkrebses im südlichen Nordamerika, wo auch die nächstverwandte Art, Procambarus fallax, vorkommt. P. fallax vermehrt sich jedoch streng geschlechtlich und zeigt auch einen anderen Habitus.

Der Marmorkrebs ist möglicherweise ein Zuchtprodukt und somit ein Anökozoon, das heißt ein Neozoon, das unter menschlichem Einfluss entstand.[6]

Quellen

  1. Zuordnung zu Procambarus durch G. Scholtz et al. am Institut für vergleichende Zoologie an der Humboldt-Universität zu Berlin
  2. Artbeschreibung auf wirbellose.de Gesammelte Erfahrungen der Arbeitsgemeinschaft Wirbellose Tiere der Binnengewässer (AGW)
  3. Beobachtungen der AGW
  4. Beschreibung des Fortpflanzungsverhaltens und der Infektionsgefahr
  5. Gefräßige Marmorkrebse bedrohen Madagaskar. Die Welt, 19. August 2010
  6. Kowarik, Ingo: Biologische Invasionen; Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. 2. Auflage. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8001-5889-8. S. 348. Kowarik verweist auf: Marten, M., Werth, C. & Marten, D. (2004): Der Marmorkrebs (Cambaridae, Decapoda) in Deutschland - ein weiteres Neozoon im Rheineinzugsgebiet. Lauterbornia 50: 17-23

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