Appenzeller Sennentracht

Appenzeller Sennentracht
Bildtafel an Hauswand in Appenzell. Links die Sennentracht mit den gelben Kniehosen, rechts die Bauerntracht mit den langen braunen Hosen.

Die Appenzeller Sennentracht ist eine der bekanntesten Männertrachten der Schweiz. Sie wird an Festtagen wie Alpaufzug oder Kirchweih von Sennen im Appenzellerland und in leicht veränderter Form im Toggenburg getragen.

Die leicht erkennbare Tracht besteht im Wesentlichen aus leuchtend gelben Hosen, einem weissen Hemd, einer scharlachroten Weste und einem breitrandigen schwarzen Hut. Dazu werden weisse Strickstrümpfe und schwarze Schnallenschuhe getragen.

Wichtig sind dabei die Einzelheiten:

  • Die Hosen: gelbe Kniehosen aus Leder für Sennen, lange braune Hosen aus Tuch oder Halbleinen für Bauern. Beide Hosen haben keinen Hosenschlitz sondern einen viereckigen Latz, der mit Knöpfen am Bund verschlossen wird (Ladehose).
  • Zu den Hosen gehört eine "Chüelibroscht" (Kühlein-Brust): schwarze, lederne Hosenträger, die einen reichen Messingbeschlag mit Rosetten, Kühen und Sennen aufweisen.
  • Das Hemd hat eine Doppelbrust, ist mit Weissstickerei verziert und hat kurze Puffärmel.
  • Die offen getragene scharlachrote Weste (Broschttuäch oder Liibli) hat einen kleinen Stehkragen, bestickte Revers und zwei Reihen Silberknöpfe.
  • Die Strickstrümpfe sind unter dem Knie mit schwarzen Lederriemen gebunden.
  • Die Schuhe sind schwere Halbschuhe mit silbernen Schnallen.
  • Statt einer Krawatte wird ein roter Knopf mit einer vergoldeten Silberbrosche getragen.
  • Der "Sennenfetzen", ein grosses, mit Bildern und Sprüchen bedrucktes Taschentuch, wird zum Dreieck gefaltet bei den gelben Hosen um die Hüfte getragen.
  • Dazu gehört beim Viehtrieb ein breitrandiger, blumengeschmückter Filzhut.

Zur Tracht gehört ein für Männertrachten ungewöhnlich reicher Schmuck:

  • eine sechs- bis achtfache silberne Uhrenkette, am Ende mit alten Münzen und Miniaturgeräten verziert
  • eine vergoldete Silberbrosche am Kragenknopf
  • ein breiter silberner Fingerring mit kleinen Kuhfiguren (Sennäring)
  • im rechten Ohr eine kleine goldene Kelle. Diese tragen die Toggenburger nur bei der Alpfahrt.

Bei den Toggenburgern zusätzlich

  • eine silberne Halskette mit Uhrschlüssel und kleinen Kuhfiguren
  • eine silberne Filigranbrosche am Hut

Unerlässlich sind auch das silberbeschlagene Lindauerli, (in Innerrhoden "Lendaueli" genannt), eine Tabakpfeife mit Deckel und dazu ein Tabaksäckel aus weissem Leder mit Messingbeschlag am runden Boden, den sogenannten "Backseckel", zu dem ein (manchmal kunstvoll geflochtener) Draht gehört, der sogenannte "Pfiifestier", der an einem Lederbändel dekorativ aus den Hosentaschen des Eigentümers hängt und der der Reinigung des "Lindauerli" dient.

Die Sennentracht hat sich in dieser Form im 19. Jahrhundert herausgebildet. Sie ist bis heute lebendiger Volksbrauch ohne Unterstützung eines Trachtenvereins. Die Toggenburger Sennentracht unterscheidet sich sowohl von der Ausserrhoder als auch von der Innerrhoder Sennentracht, jedoch sind die Unterschiede bei den Männertrachten recht gering. Keine Tracht gleicht der anderen, und die Unterschiede zwischen diesen sind nur wenigen Menschen bekannt.

Insbesondere in den beiden Appenzeller Halbkantonen wird immer noch recht streng auf die korrekte Zusammenstellung der Männertracht (und überdies auch der Frauentracht) geachtet. Dieses detailgetreue Beibehalten ist zweifelsohne mit ein Grund, warum dieses Volksbrauchtum im Appenzellerland bis heute noch so stark verwurzelt überleben konnte.

Quelle

  • Auf der Maur, Franz: Bergtäler der Schweiz, 1986

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