Mars500

Mars500
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Der Planet Mars, aufgenommen mit dem Hubble-Weltraumteleskop.

Mars-500 ist ein geplantes Experiment der russischen Weltraumagentur Roskosmos und der europäischen ESA. Das Projekt simuliert einen bemannten Flug zum Mars, wobei sechs freiwillige Personen während 520 bis 700 Tage in einem Komplex eingeschlossen werden. Die anfallenden Arbeiten und Tagesstrukturen sind so gewählt, dass es einem Hin- und Rückflug zum Mars möglichst nahe kommt. Die Durchführung wird am IBMP (Institut für Biomedizinische Probleme) in der Nähe von Moskau stattfinden. Die Kosten des Projektes sind auf 15 Millionen US-Dollar beanschlagt,[1] der Start ist für Oktober 2009 geplant.

Inhaltsverzeichnis

Ziel des Projekts

Noch in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts soll ein bemannter Flug zum Mars stattfinden. Eine solche Mission ist mit einem riesigen Aufwand und vielen technischen Problemen behaftet, da die Mission wegen der großen Distanz (je nach Planetenkonstellation zwischen 55 und 400 Millionen km) mehr als ein Jahr dauern wird. Ein unumgänglicher Aspekt der Mission ist, dass während der ganzen Zeit ein Team von etwa einem halben Dutzend Astronauten auf engstem Raum leben muss. Dies kann schnell zu Spannungen führen, zumal während des Hin- und Rückfluges meist nur Routinearbeit anfällt und Langeweile ein ernstzunehmendes Problem werden kann.

Man versucht dabei auf folgende Fragen eine Antwort zu finden: Welche Gruppendynamiken entwickeln sich im Verlaufe der Zeit? Welche Persönlichkeitstypen eignen sich am meisten für eine Langzeitmission? Wie hilft sich die Crew bei Problemen, wenn externe Hilfestellungen ausgeschlossen sind?[2]

Aber auch auf folgende medizinische Fragen erhofft man sich Antworten: Welche Medikamente und Instrumente sind für die medizinische Versorgung der Crew notwendig? Wie verhält sich das Team, falls der Arzt der Crew krankheitshalber ausfällt?[2]

Vorläuferprojekt

Zwischen Juli 1999 und April 2000 wurde während 110 Tagen am selben Institut das Projekt "Simulation of a Flight of International Crew on Space Station — ‘99" (SFINCSS-99) mit ähnlichen Zielen durchgeführt. Es endete jedoch in einem Fiasko, da sich die Teilnehmer untereinander zerstritten und es sogar zu Prügeleien kam. Einer der Teilnehmer verließ daraufhin nach nur 60 Tagen das Projekt vorzeitig.[3]

Aufbau der Station

Skizze der geplanten Modulkonfiguration gemäß [2]

Die Station besteht aus vier Modulen, die unterschiedlichen Zwecken dienen:[4]

  • Ein Vorratsmodul mit abgepacktem Essen und Verbrauchsmaterial (94 m2)
  • Ein Wohnmodul mit Betten (72 m2)
  • Ein Medizin- und Forschungsmodul (38 m2)
  • Ein Mars-Modul (39 m2), in dem die Oberfläche des Mars simuliert wird. Dieses Modul ist nur während 30 Tagen zugänglich.

Die gesamte nutzbare Fläche beträgt 243 m2 mit einem Rauminhalt von 550 m3. Dies entspricht einer durchschnittlichen Raumhöhe von 2,26 m. Nebenstehende Grafik gibt einen Überblick über die Anordnung der Module.

Ablauf

Die sechsköpfige Crew wird für mindestens 520 Tage in einem Komplex von verschiedenen Raummodulen luftdicht isoliert und ein Kontakt ist nur noch über Funk und E-Mail mit der Bodenstation möglich. Der Funkkontakt wird je nach Zeitpunkt der Mission um bis zu 20 min verzögert, wie es aufgrund der großen Distanz bei einem Flug zum Mars auch auftreten wird.[2] Das Essen wird zu Beginn des Projektes mit eingeschlossen und ist streng rationiert. Zudem muss die Crew simulierte Notfälle meistern.[5]

Die Mission gliedert sich in drei Hauptteile:

  • Hinflug zum Mars: etwa 250 Tage.
  • Aufenthalt von 3 Crewmitgliedern im Mars-Modul während 30 Tagen. Die drei Mitglieder müssen vorher während 30 Tagen ruhig im Bett liegen, um einen Muskelschwund herbeizuführen, wie er in der Schwerelosigkeit auch auftritt.[6]
  • Rückflug zur Erde von etwa 240 Tagen.

Während der Isolationszeit werden ähnliche Arbeiten wie auf der Raumstation ISS durchgeführt. Dies sind vor allem: medizinische Untersuchungen, Körpertraining sowie Reparatur und Unterhalt der Station. Nebenbei fallen auch ganz normale Hausarbeiten und Körperpflege an. Sofern nicht spezielle Situationen eine Abweichung erzwingen, wird ein Arbeitsrhythmus von 5 Arbeitstagen und 2 arbeitsfreien Tagen eingehalten.[7]

Im Vorfeld dieses 520-tägigen Projekts startete am 31. März 2009 ein Experiment, wobei die sechsköpfige Crew während 105 Tagen isoliert leben soll.[7]

Kandidaten

Der Erfolg von Mars-500 hängt entscheidend von der Wahl der geeigneten Kandidaten ab. Bei der Stellenbeschreibung wurden Kandidaten mit folgenden Eigenschaften gesucht:

  • Alter: 25 bis 50 Jahre
  • Gesund und körperlich fit
  • Universitätsausbildung
  • Ausbildung in einem der folgenden Gebiete ist erwünscht: Medizin oder Erste Hilfe, Physik, Biologie oder Ingenieur auf einem der folgenden Gebiete: Lebenserhaltungssysteme, Computertechnik, Elektronik oder Mechanik
  • Englisch und Russisch sprechend

Die ESA stellt als Projektpartner zwei der sechs Besatzungsmitglieder. Nach Stellenausschreibung der ESA am 19. Juni 2007 bewarben sich 5600 Personen.[4] Am 11. Dezember 2008 wurden in einer Pressemitteilung der ESA die Namen der vier ESA-Kandidaten bekannt gegeben: Cedric Mabilotte, Oliver Knickel, Cyrille Fournier und Arc'hanmael Gaillard. [8] Der Lohn beträgt 120 Euro am Tag, das entspricht einem Jahreslohn von 43.800 Euro.[9]

Kritik und Diskurs

Das Projekt steht auch unter Kritik. Es werden vor allem folgende Punkte moniert:

  • Nicht-Übertragbarkeit der Resultate: Da das Projekt in mehreren wichtigen Punkten von einer echten Mars-Mission abweicht (fehlende Schwerelosigkeit und Strahlenbelastung, jederzeit möglicher Zugang zu den Modulen von außen, geringere Ernsthaftigkeit), ist nicht gewährleistet, dass sich die gewonnenen Erkenntnisse auf eine Marsmission übertragen lassen.
  • Big Brother: In den Modulen werden viele Kameras installiert, wodurch eine nahezu komplette Überwachung der Crew möglich ist.[2]

Die Frage, inwiefern die Erkenntnisse sich auf eine spätere Marsmission übertragen lassen, kann natürlich erst nach Abschluss einer echten Marsmission beantwortet werden. Die Befürworter des Mars-500-Projektes argumentieren allerdings, dass die simulierte Marsmission möglichst realitätsnah gestaltet werden soll - soweit das technisch möglich und finanziell tragbar sei. Bei den Videoaufnahmen werde großer Wert auf Privatsphäre gelegt. Die Überwachung diene nur der genaueren Auswertung der Mission.[2]

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Russia's Mock Mars Mission to Cost $15 Million Artikel auf space.com vom 7. Januar 2008
  2. a b c d e ESA prepares for a human mission to Mars Artikel auf esa.int vom 2. April 2007
  3. [1] Group Interactions in SFINCSS-99: Lessons for Improving Behavioral Support Programs, N. Inoue, I. Matsuzaki, and H. Ohshima (englisch)
  4. a b Mars500 – European candidates selected Artikel auf esa.int vom 27. Mai 2007
  5. ESA bereitet simulierte Marsmission vor Artikel auf astronews.com vom 3. April 2007.
  6. Ins Bett für die Weltraummedizin Artikel auf esa.int vom 4. Februar 2003
  7. a b Link zum 105-tägigen Vorexperiment
  8. http://www.esa.int/esaHS/SEMI3FSTGOF_index_1.html
  9. Zum Mars für eine handvoll Euro Artikel in Spiegel Online vom 19. Juni 2007

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