- Marsilius-Kolleg
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Das Marsilius-Kolleg ist ein interdisziplinäres Kolleg der Universität Heidelberg im Rahmen des vom Wissenschaftsrat bewilligten Antrags der Universität in der dritten Förderlinie der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder. Es wurde im November 2007 zunächst für fünf Jahre als „Center for Advanced Study“ eingerichtet und hat zum Ziel, das Gespräch zwischen verschiedenen Wissenschaftskulturen (Lebenswissenschaften, Naturwissenschaften, Sozial- und Rechtswissenschaften, Geistes- und Kulturwissenschaften) zu fördern sowie disziplinübergreifende Forschungsprojekte zu initiieren und zu konkretisieren.
Das Kolleg ist nach dem Gründungsrektor der Universität Heidelberg, Marsilius von Inghen, benannt.
Inhaltsverzeichnis
Hochschulpolitischer Hintergrund
Ausgangspunkt der Gründung des Marsilius-Kollegs war eine Diskussion über die Zukunft des Modells der Volluniversität im Rahmen der Antragstellung für die Exzellenzinitiative. Die Universität Heidelberg strebt an, durch die Einrichtung des Marsilius-Kollegs eine institutionelle Antwort auf die Probleme ständig zunehmender wissenschaftlicher Spezialisierung und der damit verbundenen Isolierung der Wissenschaftskulturen zu geben. Beabsichtigt wird eine Vernetzung der Wissenschaftskulturen auf der Grundlage und nicht auf Kosten disziplinärer Spezialisierung. Durch das Marsilius-Kolleg sollen insbesondere auch die experimentell arbeitenden Natur- und Lebenswissenschaften in den interdisziplinären Dialog eingebunden werden, da diese an den bestehenden Centers of Advanced Study aufgrund ihrer stärkeren Ortsgebundenheit (Labore und Arbeitsgruppen) nur selten partizipieren können.
Ziele
Das Marsilius-Kolleg verfolgt gemäß der vom Senat der Universität Heidelberg verabschiedeten Satzung die folgenden Ziele:
a) Förderung des Dialogs zwischen den Vertretern verschiedener Wissenschaftskulturen im Rahmen eines integrativen Verständnisses von Natur, Geist und Kultur;
b) Netzwerkbildung innerhalb der Universität sowie zwischen ihr und den im Raum Heidelberg angesiedelten außeruniversitären Forschungseinrichtungen und mit ausgewählten nationalen und internationalen Partnern;
c) Initiierung neuer Forschungsprojekte, die eine einzelne Wissenschaftskultur überschreiten;
d) Durchführung solcher Forschungsprojekte auch unter Einbeziehung von Nachwuchswissenschaftlern;
e) Vermittlung der gewonnenen Erkenntnisse in die universitäre und außeruniversitäre Öffentlichkeit.
Arbeitsweise
Die Universität beruft jedes Jahr 10-15 Wissenschaftler als Fellows des Marsilius-Kollegs. Die Fellows bearbeiten am Kolleg ein Arbeitsvorhaben, das die Zusammenarbeit unterschiedlicher Wissenschaftskulturen erfordert. Aus den Arbeitsvorhaben der Fellows sollen Forschungsprojekte entstehen, die entweder durch externe Drittmittelgeber oder durch das Kolleg selbst gefördert werden können.
Marsilius-Vorlesung
Das Marsilius-Kolleg organisiert eine Vortragsreihe („Marsilius-Vorlesung“), bei der namhafte Wissenschaftler/innen aus unterschiedlichen Bereichen zu disziplinenübergreifenden Themen sprechen. Die erste Marsilius-Vorlesung hielt am 18. Juli 2008 der Biomediziner und Nobelpreis-Träger Günter Blobel zum Thema „Die Zelle als Kunstwerk“. Ihm folgte am 19. Februar 2009 der Literaturwissenschaftler und ehemalige Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft Wolfgang Frühwald, der zum Thema „Lies nur die linken Seiten eines Buches!“ Über Mehrung und Zerfall moderner Wissenswelten“ vortrug. Am 2. Juli 2009 referierte der ehemalige Verfassungsrichter und Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin Dieter Grimm über das Thema "Die Kunst ist frei - aber was ist Kunst?". Blobel, Frühwald und Grimm wurden mit der „Marsilius-Medaille“ ausgezeichnet, die für besondere Verdienste für das Gespräch zwischen den Wissenschaftskulturen verliehen wird.
Organisation
Das Marsilius-Kolleg wird von zwei Direktoren aus unterschiedlichen Wissenschaftskulturen geleitet, die dem Rektor der Universität Heidelberg berichten. Sie werden vom Senat der Universität auf 3 Jahre gewählt. Als Gründungsdirektoren wurden der Virologe Hans-Georg Kräusslich und der Soziologe Wolfgang Schluchter gewählt.
Die Fellows des Marsilius-Kollegs werden auf Vorschlag des Auswahlausschusses, dem auch externe Wissenschaftler angehören, vom Rektorat berufen.
Weblinks
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