- Volluniversität
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Als Volluniversität (lateinisch Universitas litterarum) bezeichnet man eine Hochschule, an der das Studium der wichtigsten wissenschaftlichen Fachbereiche möglich ist – an einer Volluniversität sind also mindestens Wirtschaftswissenschaft, Geisteswissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Jura, Medizin, Naturwissenschaften und Theologie in Forschung und Lehre vertreten. Ist sie noch in der traditionellen Weise organisiert, verfügt sie über die entsprechenden Fakultäten. Eine Volluniversität besitzt das Recht, in all diesen Fächern Promotionen und Habilitationen durchzuführen. Aufgrund der Sonderentwicklung des deutschen Hochschulsystems mit der frühen Verselbständigung der Technischen Hochschulen schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, werden die Ingenieurswissenschaften in Deutschland nicht als konstitutiv für eine Volluniversität angesehen.
Die Volluniversität unterscheidet sich damit von solchen Hochschulen, die lediglich auf einen Ausschnitt an Fächern spezialisiert sind (zum Beispiel Medizinische Hochschulen, Technische Hochschulen, Pädagogische Hochschulen, Landwirtschaftliche Hochschulen, Musikhochschulen, Kunsthochschulen etc.), in diesem Bereich aber ebenfalls teilweise über ein Promotions- und Habilitationsrecht verfügen.
Besonders die vielen in den sechziger und siebziger Jahren neu gegründeten Universitäten strebten lange Zeit fast sämtlich danach, „Volluniversitäten“ zu werden, um als den Traditionsuniversitäten gleichwertig angesehen zu werden. Tatsächlich sind aber viele der Traditionsuniversitäten gar keine Volluniversitäten im Sinne der Definition (mehr), da ihnen ein Teil der Fächer fehlt.
Nach der „strengen“ Definition, die auch technische Fächer erfordert, gibt es heute sieben Volluniversitäten in Deutschland: neben den „alten“ Universitäten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Leipzig, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universität Rostock und der Technischen Universität Dresden noch die Ruhr-Universität Bochum.
In Österreich waren bis Ende 2003 die Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz Volluniversitäten (teils mit Schwerpunktsetzungen, Wien etwa mit nur schmaler technischer Sparte), dann wurden per Gesetz die medizinischen Fakultäten bundesweit als eigene Universitäten ausgelagert.
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