Marta Astfalck-Vietz

Marta Astfalck-Vietz

Marta Astfalck-Vietz, geborene Vietz (* 21. Juli 1901 in Neudamm; † 1994 in Nienhagen, Niedersachsen), war eine deutsche Fotografin und Künstlerin, deren Werk zur Avantgarde der 1920er Jahre zählt. Der größte Teil ihres erhaltenen künstlerischen Werkes ist heute Bestandteil der Photographischen Sammlung der Berlinischen Galerie[1].

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Marta Astfalck-Vietz studiert 1918 bis 1920 an der „Höheren Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie“ in Berlin und von 1920 bis 1924 an der Kunstgewerbe-Schule Berlin. 1925 bis 1926 macht sie eine Photo-Fachausbildung im Atelier von Lutz Kloss Unter den Linden.

Ab 1926 beginnt ihre selbständige Tätigkeit in Berlin, ab 1927 mit eigenem Atelier. Es beginnt eine intensive, künstlerische Zusammenarbeit mit Heinz Hajek-Halke, den sie seit ihrer Studienzeit kennt. Die Zusammenarbeit ist dabei so eng, dass die Urheberschaft vieler Photos nachträglich nicht mehr eindeutig zugeordnet werden kann. In dieser Zeit entstehen Fotografien bekannter Persönlichkeiten der Berliner Boheme, u.a. die Serie „die Tänzerin Daisy Spies“.

1929 heiratet sie den Architekten Hellmuth Astfalck.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 nimmt der experimentell-künstlerische Ausdruck der Fotografien ab. Mit ihrem Mann Hellmuth Astfalck entstehen nun Werbe- und Gebrauchsgraphiken und innenarchitektonische Entwürfe. Im Atelier kopieren nachts Leute aus dem antifaschistischen Widerstand Geheimdokumente; Marta Vietz gibt jüdischen Kindern, die vom Besuch der Schule ausgeschlossen sind, Privatunterricht.

Ab 1936 malt Marta Astfalck-Vietz Pflanzenaquarelle.

1943 wird ihre Wohnung und ihr Atelier samt ihres Archivs durch einen Bombenangriff zerstört. Marta Astfalck-Vietz wendet sich nun mehr pädagogischen und politischen Projekten zu.

1974 stirbt ihr Mann Hellmuth Astfalck.

1982 erhält Marta Astfalck-Vietz das Bundesverdienstkreuz für ihr sozialpädagogisches Engagement.

1989 werden zwei ihrer Photographien mit der Unterschrift „Marta Vietz, Lebensdaten unbekannt“ in der Berlinischen Galerie gezeigt. Eine ehemalige Schülerin erkennt diese und in der Folge entsteht der Kontakt zwischen der Berlinischen Galerie und Marta Astfalck-Vietz.

1991 wird das erhaltene künstlerische Werk in der Berlinischen Galerie zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1994 stirbt Marta Astfalck-Vietz.

Werk

Während das kommerzielle und publizistische Werk von Marta Vietz im Krieg vollständig zerstört wurde, bleibt Einiges ihres künstlerisch-experimentellen Werkes durch den Umstand erhalten, dass sie diese eher „privaten“ Photos bei sich hatte oder ihrem Vater nach Süddeutschland gesandt hatte.

Ihre Photos zeichnen sich durch große Experimentierfreude und eine ebenso eigenwillige wie detailgenaue Inszenierung aus. Dabei richtete sie selbst die Szene und das Licht ein und war auch oft selbst das Modell, während den Auslöser der Kamera bisweilen auch eine der anderen anwesenden Personen drückte.

Die Genauigkeit und Dichte dieser Inszenierungen liegen in ihrer zeichnerischen Ausbildung, ihrem Gespür im Umgang mit der Kamera und nicht zuletzt in der Wahl ihrer Vorbilder begründet: Nach Vorbildern und Einflüssen befragt, gibt sie an, vor allem durch Filme von Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau zu Experimenten angeregt worden zu sein.

Neben dem Hauptteil ihres Nachlasses in der Berlinischen Galerie befinden sich weitere Fotografien in anderen Sammlungen, wie dem Deutschen Tanzarchiv in Köln.

Zitate

  1. „Da kam mal eine vornehme Dame, die wollte sich photographieren lassen, für ihren Mann. Und dann nochmal nackt, für ihren Freund.“ [2]
  2. „Manchmal standen wir am Ku-Damm vor dem Schaukasten von Suse Byk, sahen uns das an, aber es interessierte mich nur oberflächlich. Ich machte meine eigenen Bilder.“ [3]
  3. „Ein guter Photograph ist ein bildnerischer Gestalter.“ [4]
  4. „Ein junger Mann wollte Aktaufnahmen, zahlte zehn Mark, holte die Bilder nie ab: Sein Frust war weg, als er sich vor mir nackt ausgezogen hatte. Sein Pech war, dass mir das nicht imponierte.“ [5]

Literatur

  • Marta Astfalck-Vietz: Photographien 1922-1935. Katalog zur Ausstellung in der Berlinischen Galerie 18. Mai bis 28. Juli 1991. Berlin 1991
  • Marta Astfalck-Vietz u. Rolf Italiaander: Marta Astfalck-Vietz. 1936-1986: 50 Jahre Pflanzenporträts. Celle 1986
  • Günther Dankmeyer, Volker Probst: Marta Astfalck-Vietz. Die Welt der Orchideen. Pflanzenaquarelle aus fünf Jahrzehnten. Fröhlich, Celle 1992
  • Frank-Manuel Peter: „Mitgift war mir ja wurscht.“ Die Photographin Marta Astfalck-Vietz (1901-1994). In: Tanzdrama. H. 26, 1994, S. 8-10.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sammlung Berlinische Galerie
  2. Marta Astfalck-Vietz. Photographien 1922-1935, S. 12
  3. Marta Astfalck-Vietz. Photographien 1922-1935, S. 13
  4. Marta Astfalck-Vietz. Photographien 1922-1935, S. 40
  5. Marta Astfalck-Vietz. Photographien 1922-1935, S. 43

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