Matthias Ernst

Matthias Ernst
Max Goldt (2009)

Max Goldt, eigentlich Matthias Ernst (* 15. September 1958 in Weende), ist ein deutscher Schriftsteller und Musiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Abitur zog Max Goldt 1977 nach West-Berlin, wo er eine Fotografenausbildung begann. Er brach diese jedoch ab und wandte sich der Musik zu. 1981 gründete er zusammen mit Gerd Pasemann das teilweise der Neuen Deutschen Welle zugeordnete Duo Foyer des Arts, für das er textete und Lieder sang wie Eine Königin mit Rädern untendran, Schimmliges Brot, Wissenswertes über Erlangen, Komm in den Garten, Hubschraubereinsatz. Schon zuvor arbeitete Max Goldt mit Gerd Pasemann an einem Projekt namens Aroma Plus – zu der Zeit noch mit englischsprachigen Texten. Es folgten zahlreiche Schallplattenveröffentlichungen, diesmal auch solo, zum Beispiel 1984 Die majestätische Ruhe des Anorganischen. Mit Stephan Winkler produzierte er 1998 als Musik-Duo NUUK die LP/CD Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam.

Heute ist er vorrangig als Schriftsteller bekannt. Nachdem er mit humorvollen Kolumnen in der Berliner Underground-Zeitschrift Ich und mein Staubsauger in kleinem Kreis Aufmerksamkeit erregte, engagierte ihn das Satire-Magazin Titanic. Hier veröffentlichte er zwischen 1989 und 1998 108 Kolumnen unter den Titeln Aus Onkel Max’ Kulturtagebuch, Diese Kolumne hat vorübergehend keinen Namen, Manfred Meyer berichtet aus Stuttgart und Informationen für Erwachsene. Seit Januar 2005 schreibt Goldt ohne festen Titel wieder für Titanic. In unregelmäßigen Abständen erscheinen Kompilationen in Buchform, nicht nur von Kolumnen, auch von Fotos, Liedtexten, Dialogen und Tagebucheinträgen.

Seine Texte zeichnen sich allesamt durch Wortwitz, hohe sprachliche Eleganz und die Kunst der Abschweifung aus. Kritiker schätzen an seinen Texten den Abwechslungsreichtum und die Freude an sprachlichen Volten.[1]

2008 wurde Max Goldt auf Empfehlung von Daniel Kehlmann mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury hieß es, Goldt habe den deutschen Alltag „bis zur Kenntlichkeit entstellt“,[2] Pikant ist an dieser Formulierung, dass Goldt sie – wie auch andere Klischees, darunter „mit spitzer Feder“ – schon 1990 persifliert hat.[3]

Seit 1996 arbeitet Goldt als Comictexter mit dem Zeichner Stephan Katz zusammen. So entstanden zahlreiche Comic-Strips mit dem Titel Katz und Goldt, die beispielsweise in Titanic, ZEITmagazin und Intro publiziert werden, aber auch in Buchalben erhältlich sind.

Max Goldt lebt derzeit als freier Schriftsteller und Musiker in Berlin und unternimmt immer wieder Lesereisen durch den deutschsprachigen Raum. Auf diesen Lesungen testet er stets unveröffentlichte, noch in Arbeit befindliche Texte, liest aber auch Texte aus einigen seiner vielen bereits veröffentlichten Bücher.

Auszeichnungen

Werke

Bücher

  • Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz, a-verbal, 1984, ISBN 3-88999-003-7
  • Ungeduscht, geduzt und ausgebuht, a-verbal, 1988, ISBN 3-88999-006-1
  • Die Radiotrinkerin (mit einem Vorwort von Robert Gernhardt), Haffmans Verlag, 1991, ISBN 3-251-01112-X
  • Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau, Haffmans Verlag, 1993, ISBN 3-251-30008-3
  • Schließ einfach die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz Kluncker, Haffmans Verlag, 1994, ISBN 3-251-30044-X
  • Die Kugeln in unseren Köpfen, Haffmans Verlag, 1995, ISBN 3-251-00275-9
  • Der Sommerverächter, Delius & Company, 1996, ISBN 3-931870-10-3 (Literacard Nr. 11)
  • Ä, Haffmans Verlag, 1997, ISBN 3-251-30065-2
  • Ein gelbes Plastikthermometer in Form eines roten Plastikfisches (Typographie von Martin Z. Schröder), Revonnah Verlag, 1998, ISBN 3-927715-87-5
  • 'Mind-boggling' – Evening Post. Kolumnen Nr. 96–108, some other stuff, acht unpaginierte Farbseiten, etliche s/w-Abbildungen sowie zwei Zeichnungen von Katz und Goldt, Haffmans Verlag, 1998, ISBN 3-251-00405-0
  • Erntedankfäscht (zusammen mit Gerhard Henschel), Haffmans Verlag, 1998, ISBN 3-251-00389-5
  • (Hrsg.) Der Rabe – Magazin für jede Art von Literatur – Nummer 57, Haffmans Verlag, 1999, ISBN 3-251-10057-2
  • Der Krapfen auf dem Sims – Betrachtungen, Essays u. a., Alexander Fest Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-8286-0156-1
  • Okay Mutter, ich nehme die Mittagsmaschine – Beste Kolumnen und beste Nicht-Kolumnen in einem Band, Haffmans Verlag, 1999, ISBN 3-251-00440-9
  • Wenn man einen weißen Anzug anhat. Ein Tagebuch-Buch, Rowohlt, 2002, ISBN 3-498-02493-0
  • Für Nächte am offenen Fenster. Die prachtvollsten Texte von 1988–2002, Rowohlt, 2003, ISBN 3-498-02496-5
  • Ein Leben auf der Flucht vor der Koralle, Rowohlt, 2004, ISBN 3-499-23540-4
  • Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens, Rowohlt, 2005, ISBN 3-498-02497-3
  • QQ, Rowohlt Berlin, 2007, ISBN 3-871-34581-4
  • Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen (Typographie von Martin Z. Schröder), Landt Verlag, 2008, ISBN 978-3-938844-44-1

Comics (zusammen mit Stephan Katz)

  • Wenn Adoptierte den Tod ins Haus bringen, Jochen Enterprises 1997, ISBN 3-930486-30-X
  • Koksen um die Mäuse zu vergessen, Jochen Enterprises 1998
  • Ich Ratten, Jochen Enterprises 1999, ISBN 3-930486-80-6
  • Oh, Schlagsahne! Hier müssen Menschen sein., Carlsen Comics 2001, ISBN 3-551-75823-9
  • Das Salz in der Las Vegas-Eule, Carlsen Comics 2002, ISBN 3-551-75825-5
  • Adieu Sweet Bahnhof, Rowohlt Verlag 2004, ISBN 3-499-23896-9
  • Das Malträtieren unvollkommener Automaten, Rowohlt Verlag 2006, ISBN 3-499-24134-X
  • Der Globus ist unser Pony, der Kosmos unser richtiges Pferd, Edition Moderne 2007, ISBN 3-03-731015-4
  • Wellness rettet den Bindestrich, Edition Moderne 2008, ISBN 978-3037310373

Hörbücher

  • Die sonderbare Zwitter-CD (Lese-Live Eins), Fünfundvierzig, 1993
  • Die CD mit dem Kaffeeringecover (Lese-Live Zwei), Fünfundvierzig, 1994
  • Weihnachten im Bordell (Lese-Live Drei), Fünfundvierzig, 1995
  • Objekt mit Souvenircharakter (Lese-Live Vier), Fünfundvierzig, 1996
  • Schöne Greatest Lese Live Oldies – Komische Appläuse Motor, 1997
  • Das kellerliterarische Riesenrad (mit Ditterich von Euler-Donnersperg), Fünfundvierzig, 1998
  • Die Aschenbechergymnastik, Raben Records/Heyne 2000
  • Der Krapfen auf dem Sims, Heyne Hörbuch, 2001, ISBN 3-453-19096-3
  • Okay Mutter, ich nehme die Mittagsmaschine., Hörbuch München, 2002, ISBN 345316783X
  • Wenn man einen weißen Anzug anhat und anderes, Hörbuch Hamburg, 2003, ISBN 3-89903-118-0
  • Für Nächte am offenen Fenster. Luxusprosa aus den neunziger Jahren, Hörbuch Hamburg, 2003, ISBN 3-89903-123-7
  • Für Nächte am offenen Fenster. Zweite Folge-besser als die erste, Hörbuch Hamburg, 2004, ISBN 3-89903-156-3
  • Ein Leben auf der Flucht vor der Koralle , Hörbuch Hamburg, 2005, ISBN 3-89903-186-5
  • Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens , Hörbuch Hamburg, 2005, ISBN 3-89903-187-3
  • 'ne Nonne kauft 'ner Nutte 'nen Duden. Dreizehn Texte 1991–2005 , Hörbuch Hamburg, 2006, ISBN 3-89903-236-5
  • QQ – Quiet Quality, Hörbuch Hamburg, 2007, ISBN 978-3-89903-409-7
  • Nichts als Punk und Pils und Staatsverdruß, Hörbuch Hamburg, 2008, ISBN 978-3-89903-490-5

Alben von Foyer des Arts

  • Die seltsame Sekretärin, 1981
  • Von Bullerbü nach Babylon, 1982 (Neuauflage 2003)
  • Die Unfähigkeit zu frühstücken, 1986
  • Ein Kuss in der Irrtumstaverne, 1988
  • Was ist super? Ein Live-Doppelalbum, 1989
  • Die Menschen, 1995
  • Könnten Bienen fliegen – Das Beste von Foyer Des Arts, 2000

Weitere Platten

  • Schöner für "IHN" Stärker für "SIE", KULTuhr Kassette, Berlin 1982
  • Die majestätische Ruhe des Anorganischen (Musik und Dramolette), ARO 007, 1984
  • Restaurants, Restaurants, Restaurants. Zweiundzwanzig hysterische Miniaturen, TEAM records, 1986
  • Die Radiotrinkerin & Die legendäre letzte Zigarette (zwei Hörspiele (Dialoge mit fiktiven Figuren), zwei Texte und das Lied 'Verdammt, ich lieb' dich' in der Max Goldt-Version), Fünfundvierzig, 1990
  • Nirgendwo Fichtenkreuzschnäbel, überall Fichtenkreuzschnäbel, Fünfundvierzig, 1993
  • Musik wird niemals langsam (mit Michael Dubach und Nino Sandow), Fünfundvierzig, 1994
  • Ende Juli, Anfang August (streng limitiertes Schlauchalbum mit Heimaufnahmen 1982–1989), LP, Hidden Records, 1994
  • Alte Pilze (Historische Heimaufnahmen 1981–1992 Volume II), LP, Hidden Records, 1996
  • Legasthenie im Abendwind (Historische Heimaufnahmen 1981–1995 Volume III), LP, Hidden Records, 1997
  • Nuuk (Stephan Winkler und Max Goldt): Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam, Traumton (CD) bzw. Hidden Records (Vinyl), 1998
  • Bundesratsufer. Instrumentals, Captain Trip Records, 1999
  • There Are Grapefruit Hearts To Be Squeezed In The Dark. Musiksachen von Kassetten 1981–1983, Gagarin Records, 2007

Über Max Goldt

  • M. Baßler, Der deutsche Pop-Roman. Die neuen Archivisten, München: Beck 2002 ISBN 3406476147
  • I. Goerlandt, Ausländer – wo? Das Bild vom anderen Land im narrativen Verfahren Max Goldts, in: Sprachkunst. Beiträge zur Literaturwissenschaft 35.1 (2004): S. 75-87
  • Th. Ringmayr, Hochkomische Höchstleistungen. Neue Prosa-Sammlungen von Eckhard Henscheid und Max Goldt, in: Focus on Literatur 1 (1994), S. 44-51
  • F. Schäfer, Abprotzen. Versuch über Max Goldt, in: Griffel 2 (1995), S. 44-47
  • G. Fricke, Schreiben gegen das Ozonloch. Max Goldt – zweiter Versuch, in: Griffel 2 (1995), S. 48-50
  • E. Schütz, Journailliteraten. Autoren zwischen Journalismus und Belletristik, in: Baustelle Gegenwartsliteratur. Die neunziger Jahre, hrsg. von A. Erb, Opladen/Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 1998, S. 97-106 ISBN 3531128949
  • E. Schütz, Tucholskys Erben oder Wiener Wiederkehr? Versuch einer Terrainerkundung zur Literatur von Leben & Stil: Biller, Droste, Goldt und andere, in: Jahrbuch für Internationale Germanistik 1 (1995), S. 101-122

Einzelnachweise

  1. Hans Mentz: Komik a la carte. Titanic Jahrgang 1986
  2. „Kleist-Preis geht an Max Goldt“, sueddeutsche.de vom 7. April 2008.
  3. Max Goldt, „Edith Hancke findet den Theaterclub mehr als okay-hey für sich“ (Dezember 1990), in Quitten für de Menschen zwischen Emden und Zittau, Reinbek: Rowohlt 2005, S. 151ff.
  4. Zeit:Literatur "Titanic"-Autor Max Goldt erhält Kleist-Preis 2008
  5. Mitteilung der Stadt Pirmasens: Hugo-Ball-Preis 2008 an Max Goldt

Weblinks


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