- Ernst von Köller
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Ernst-Matthias von Köller (* 8. Juli 1841 auf Gut Kantreck, Landkreis Cammin, Pommern; † 11. Dezember 1928 in Stettin) war ein deutscher Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ernst von Köller war ein Sohn des Generallandschaftsdirektors Matthias von Köller (1797–1883) und der Juliane Mathilde von Wedel (1803–1859). Er nahm 1860 an der Universität Heidelberg ein Studium der Rechtswissenschaften auf, das er von 1861 bis 1863 in Berlin fortsetzte. Anschließend leistete er seinen Wehrdienst ab. Den Staatsdienst begann er 1864 als Auskultator in Friedeberg (Neumark). 1866 wurde er in der Schlacht bei Königgrätz schwer verwundet. Danach wurde er Regierungsreferendar bei der Stettiner Regierung. Er war von 1868 bis 1887 Landrat des Kreises Cammin. Anschließend war er zwei Jahre Polizeipräsident von Frankfurt am Main. Dort legte er eine besonders rücksichtslose und despotische Art an den Tag, um die preußischen Interessen in dem ehemals freien Stadtstaat durchzusetzen. Zudem gehörte er von 1881 bis 1888 als Mitglied der Deutschkonservativen Partei dem Reichstag an. Hier stimmte er 1884 für die Verlängerung des Sozialistengesetzes.
Köller wurde 1889 Unterstaatssekretär mit Verantwortlichkeit für das Innenressort im Ministerium für Elsaß-Lothringen in Straßburg. Hier arbeitete er mit dem Reichsstatthalter Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst zusammen, bei dem er nach dessen Berufung zum Reichskanzler 1894 preußischer Innenminister wurde. Seine deutschkonservative Haltung brachte er auch in dieser Position zur Geltung, er stellte sich entschieden gegen liberale Politik und die Sozialdemokratie. So gehörte er zu den glühenden Befürwortern der sogenannten Umsturzvorlage, was er in einer Reichstagsrede vom 9. Mai 1895 deutlich machte. Die Vorlage, die massive Einschränkungen der Freiheitsrechte enthielt und insbesondere zu einem noch härteren Vorgehen gegen Sozialdemokraten geführt hätte, wurde letztlich abgelehnt.
Im Interesse Kaiser Wilhelms II. beging er Indiskretionen gegenüber anderen Ministern, weswegen er im Dezember 1895 zurücktrat. Der Kaiser, in dessen Gunst er weiterhin stand, ernannt ihn 1897 zum Oberpräsidenten der Provinz Schleswig-Holstein. Ab 1900 war er außerdem Kommissar beim landwirtschaftlichen Provinzial-Kreditverband. Seine Amtszeit sollte als Köller-Ära in die Geschichte des Landes eingehen. Köller strebte eine Germanisierung der Provinz an. Zahlreiche Dänen wurden ausgewiesen oder ergriffen von selbst die Flucht, ihre Versammlungshäuser schloss man. Eine Anordnung vom 20. Dezember 1898 forderte alle Eltern auf, ihre Kinder von dänischen Schulen zu nehmen, da ansonsten die dänischen Staatsbürger ihrer Gemeinden ausgewiesen werden würden. Die Sprachverordnung von 1888, die Deutsch zur alleinigen Unterrichtssprache Schleswig-Holsteins erklärte, wurde rigoros durchgesetzt. Selbst die Pfarrer sollten durch deutsch gesinnte Männer ersetzt werden, wozu es infolge Köllers Ablösung 1901 allerdings nicht mehr kam. Letztlich war seiner Politik kein Erfolg beschieden, die auch auf das persönliche Eingreifen des Kaisers zurückzuführen war, für den Dänemark ein heimlicher Verbündeter Russlands und Frankreichs war. Stattdessen stärkte sie den Zusammenhalt der dänischsprachigen Bevölkerung.
Als Staatssekretär im Ministerium für Elsaß-Lothringen leitete er danach bis 1908 erneut eine Region, die sich durch brisante Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen auszeichnete. Auch hier war Köller nicht auf Zugeständnisse aus. Das Gesetz des Landesausschusses über das Vereins- und Versammlungsrecht vom 11. April 1905 musste auf seinen Protest hin korrigiert werden – Köller hatte sich an einer Regelung gestört, die den Mitgebrauch des Französischen im französischen Sprachgebiet gestattete.
Zuletzt erhielt er 1908, seit diesem Jahr lebte er in Cammin, einen Sitz im Preußischen Herrenhaus, der ersten Kammer des preußischen Landtages. Sein älterer Bruder war der Abgeordnete der Konservativen Partei und Präsident des preußischen Abgeordnetenhauses, Georg von Köller.
Seit 1861 war er Angehöriger des Corps Saxo-Borussia Heidelberg.
Schriften
- Urkundenbuch des pommerschen Geschlechts v. Köller 1280–1900. Straßburger Neueste Nachrichten A.-G., Straßburg 1896–1911.
- Stamm-Tafel des Geschlechts von Hindenburg. Aufgestellt auf Grund der Lehns-Acten und Hofgerichts-Acten im Kgl. Staats-Archiv zu Stettin. 1918.
Literatur
- Kai Detlev Sievers: Die Köllerpolitik und ihr Echo in der deutschen Presse 1897–1901. Wachholtz, Neumünster 1964 (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holstein, Band 47), zugleich: Kiel, Philosophische Fakultät, Dissertation vom 22. Juli 1961.
- Kai Detlev Sievers: Köller, Ernst von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 321.
- Reinhold Zilch (Bearb.): Die Protokolle des Preußischen Staatsministeriums 1817–1934/38. Band 9. In: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Neue Folge. Olms-Weidmann, Hildesheim 2001, ISBN 3-487-11006-7, S. 380 (Online; PDF 2,74 MB).
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